Land unter in Südosteuropa

Sturmtief: Weite Teile Zentralgriechenlands von Außenwelt abgeschnitten
Besonders betroffen: Thessalien (hier: Karditsa und Volos) sowie die Sporadeninseln

Von Mawuena Martens, 8.9.2023 – junge Welt

Die sintflutartigen Regenfälle in Griechenland haben auch am Donnerstag (7.9.) nicht aufgehört. Die Todeszahl der Menschen, die in Griechenland, der Türkei und Bulgarien Opfer der heftigen Unwetter und ihrer Folgen wurden, stieg bis Redaktionsschluss auf 14. Dabei hat sich die Lage in Mittelgriechenland, wo am vierten Tag in Folge das Sturmtief »Daniel« wütet, noch einmal verschärft. In einigen Gegenden fiel zweimal soviel Regen wie in Athen in einem Jahr – und das in zwölf Stunden. Vorausgesagt ist, dass der Regen bis zum Abend abebben soll. Die Schäden sind bis jetzt jedoch schon enorm. Mehr noch ist weiterhin unklar, wie viele Vermisste es gibt, da viele Dörfer schon seit Tagen von der Außenwelt abgeschnitten sind. Wegen der Unwetter mit Sturmböen und Blitzen konnten erst am Donnerstag Helikopter eingesetzt werden.

Μεταμόρφωση Καρδίτσας, Πέμπτη 7 Σεπτεμβρίου 2023
Metamorphose von Karditsa, Donnerstag, 7. September 2023″
@meteogr

Wie Giannis Artopoios, Sprecher der griechischen Feuerwehr, laut dpa am Donnerstag sagte, gleiche die Region Thessalien einem riesigen See. Vielerorts stehe das Wasser höher als zwei Meter. Dies betrifft rund 700.000 Menschen, die in der als »Kornkammer« Griechenlands bekannten Region leben. »Wir hatten binnen 36 Stunden rund 5.000 Notrufe. So etwas gab es noch nie«, so der Sprecher weiter. 800 Menschen sind in den vergangenen zwei Tagen aus den Fluten gerettet worden, wie die Greek City Times am Donnerstag berichtete. Auch in Athen waren am Mittwoch Straßen überschwemmt und in Schlammbäche verwandelt worden. Sowohl Verteidigungsminister Nikolaos Dendias als auch Premierminister Kyriakos Mitsotakis kündigten Besuche in der betroffenen Region in Zentralgriechenland an. (…)

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Entspannung im Ägäis-Streit

Griechisch-türkisches Außenministertreffen trotz beiderseitigen Ansprüchen auf Inseln

Von Mawuena Martens, 6.9.2023 – junge Welt

Außenminister Giorgos Gerapetritis (l.) und Hakan Fidan (r.) auf der gemeinsamen Pressekonferenz in Ankara (5.9.2023)

Die türkisch-griechischen Beziehungen sind komplex, um es diplomatisch auszudrücken. Ein Treffen zweier hochrangiger Regierungsbeamter in freundlicher Atmosphäre ist da schon eine Meldung wert. Ein solches Treffen hat am Dienstag in Ankara zwischen den Außenministern Giorgos Gerapetritis und Hakan Fidan stattgefunden. Die zuletzt leichte Entspannung der Beziehungen ist unter anderem auf gegenseitige Gesten des Wohlwollens zurückzuführen: Nach dem Jahrhunderterdbeben im Februar in der türkisch-syrischen Grenzregion hatte Griechenland als eines der ersten Länder sofort Hilfe in Form von Feuerwehrleuten, Suchhunden, Räumgerät, Ärzten und weiteren Spezialisten geschickt. Im Gegenzug drückte die Türkei ihrem Nachbarland nach dem verheerenden Zugunglück in Zentralgriechenland sein Beileid aus.

Im Anschluss an das jetzige Gespräch gab Fidan bekannt, dass der gemeinsame Dialog auch ohne Vorbedingungen weitergeführt werde. Trotz verschiedener Differenzen sei die Türkei in eine neue positive Ära der Beziehungen mit ihrem Nachbarstaat eingegangen. Etwas zurückhaltender, doch ähnlich positiv, äußerte sich auch der griechische Außenminister. (…)

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Evros-Brand ist der größte in der Geschichte der Union

Kommunikationsmanagement der Katastrophe durch die Regierung Mitsotakis

Die Kämpfe von Feuerwehrleuten und Freiwilligen an den Feuerfronten von Evros gehen auf zwei Wochen zu, während sich die Regierung Mitsotakis mit kommunikativen Ankündigungen über „sofortige Brandschutzmaßnahmen“ begnügt, um die Inkompetenz des berühmten „Beamtenstaates“ zu vertuschen.

Regionalbezirk Evros an der Grenze zur Türkei, erstreckt sich mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von rund 100 km am östlichen Rand der griech. Rhodopen. Nord- und Ostgrenze sind durch die Ebene des Flusses Evros geprägt.

Die Löscharbeiten konzentrieren sich auf Gebiete wie Kotronia (wohin am Dienstag eine neue Feuerwehr 112 geschickt wurde), Lefkimmi, Leptokarya, Tres Vrisses und Kirki. Starke Südwestwinde in der Region drohen das Feuer im Norden der Präfektur Evros weiter auszudehnen. Zur gleichen Zeit gehen in den Rhodopen die Wiederaufflammungen in Kassiteras weiter.

Gleichzeitig versuchte die Regierung Mitsotakis, die tragische Bewältigung einer weiteren Krise zu vertuschen, indem sie während der Sitzung, die am Dienstag in der Villa Maximou zu den Bränden stattfand, Neologismen wie „Wiederherstellungsunternehmen“ für die verbrannten Gebiete und „neue Verwaltungsmodelle“ für verbrannte und nicht verbrannte Gebiete verwendete.

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Rassistische Patrouillen

Im Nordosten Griechenlands machen selbsternannte Grenzwächter Jagd auf Migranten

Von John Malamatinas, 29.8.2023 – nd

Ein Video im Netz sorgt in diesen Tagen in Griechenland bei vielen Menschen für Fassungslosigkeit. Es zeigt drei Männer – Zivilisten –, die 13 Migranten in einer Anhängerbox gefangen halten. Es existiert ein weiteres, in dem vier gefangen genommene Menschen vorgeführt werden.

Dahinter verbergen sich Aktionen, für die mehrere Todesfälle bei den schweren Waldbränden im Dadia-Nationalpark in der Region des griechisch-türkischen Grenzflusses Evros der Anlass waren. In der vergangenen Woche hatten die Behörden in dem Gebiet mindestens 19 verbrannte Leichen geborgen, unter ihnen auch die von zwei Kindern. Bei den Opfern dürfte es sich um Migranten gehandelt haben, die aus der Türkei über den Grenzfluss geschleust worden waren. Solche Migranten verstecken sich häufig in dem Waldgebiet.

Rasch verbreiteten sich in den sozialen Medien Gerüchte, die von rechtsextremen Netzwerken genährt werden und den Ausbruch der Brände mit den Migranten in Verbindung bringen. In anderen Varianten werden türkische oder russische Agenten oder Angehörige der muslimischen Minderheit im Land für die Feuer verantwortlich gemacht. (…)

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Hilferuf aus Griechenland

Liebe Freundinnen, liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren, in Griechenland brennen die Wälder, verbrennen Menschen!

Uns – die Griechenland-Solidarität Hannover – hat gerade ein dramatischer Hilferuf aus dem Norden Griechenlands erreicht. Die Regierung Mitsotakis hatte zwar Anfang des Sommers erklärt, in diesem Jahr sei sie bestens auf die Waldbrandgefahr vorbereitet.Doch bei der Brandbekämpfung fehle es ihr aktuell an fast allem, schreibt Elias Tsolakidis von der Bürgerinitiative „ O Topos Mou“ in Katerini (liegt 80 Kilometer westlich von Thessaloniki am Fuße des Olymp). Er bittet um Spenden, um vor allem Atemschutzmasken, feuerfeste Handschuhe und Erste-Hilfe-Kästen für Helfende kaufen zu können.

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Griechenland brennt nieder

Großfeuer weiter außer Kontrolle. Bisher größte Katastrophe in EU. Rechtsregierung stochert bei Ursachenforschung im dunkeln

Von Hansgeorg Hermann, Chania, 30.8.2023 – junge Welt

Nach nahezu zwei Wochen Einsatz unter schwersten Bedingungen haben die griechischen Feuerwehren und ihre internationalen Helfer die katastrophalen Großbrände – am vergangenen Wochenende waren es mindestens vierzehn – immer noch nicht unter Kontrolle bringen können. Nach Einschätzung aus Brüssel handelt es sich um »die größte derartige Katastrophe, die je in der Europäischen Union verzeichnet wurde«, wie am Dienstag gemeldet wurde. »Alles Asche«, titelte am Sonnabend die regierungskritische Wochenzeitung Documento und zeigte im Bild den rechten Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis, der lieber dem ukrainischen Kriegschef Wolodimir Selenskij die Hand schüttelt, als sich um die Not im eigenen Land zu kümmern. Mehr als 75.000 Hektar Wald und Ackerland sind inzwischen in der bis zu 43 Grad Celsius heißen Sommerhitze verglüht. Um »Erbarmen« flehte die Athener Tageszeitung Efimerida ton Syntakton (Efsyn) im Namen der elf Millionen erschütterten Griechen; »Wir sind erledigt«, verzweifelte der sozialdemokratische Ethnos.

»Erledigt« in der Tat, denn Mitsotakis’ Regierung sei auf rein gar nichts vorbereitet gewesen angesichts der sich immer unberechenbarer präsentierenden Klima- und Wetterverhältnisse. Statt dessen ergehe sich der Premier in sinnentleerten Allgemeinplätzen – »Wir sind im Krieg« – und schicke, wie immer in Krisensituationen, seine Untergebenen vor. Am Wochenende den verantwortlichen Minister für Klimakrise und Zivilschutz, Vassilis Kikilias, der auch in seinen vorherigen Ressorts für Gesundheit und für Tourismus »nicht besonders aufgefallen« sei, wie Efsyn anmerkte. Kikilias war nach Alexandroupolis gekommen, um sich in der Hauptstadt der Provinz Thrakien dem Feuersturm zu nähern. Der bedrohte dort nicht nur die nördlichen Wohnviertel – einige tausend Einwohner waren vorsorglich evakuiert worden –, sondern hat bereits mehr als die Hälfte des Naturschutzgebietes Dadia an den Ufern des türkisch-griechischen Grenzflusses Evros vernichtet. 18 Menschen waren in der vergangenen Woche in den dichten Wäldern umgekommen, vermutlich von den Flammen eingeschlossene Flüchtende aus der Türkei, die elendig verbrannten. (…)

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Familie eines griechischen Journalisten, der mehr als 100 SLAPPs überlebte, körperlich angegriffen

Betroffen waren der Investigativjournalist Kostas Vaxevanis und seine Familie, während sie sich in einem Restaurant befanden.

Von Sarantis Michalopoulos, 28.8.2023 – EURACTIV.com

In einem weiteren Vorfall, der die prekäre Lage griechischer Journalisten verdeutlicht, wurden der investigative Reporter Kostas Vaxevanis – ebenfalls nominiert für den Daphne-Caruana-Galizia-Preis – und seine Familie am Freitag von einem Geschäftsmann verbal und körperlich angegriffen, dessen Name auf der „sündigen“ Lagarde-Liste stand, die rund 2.000 potenzielle Steuerhinterzieher enthielt und 2012 von dem Journalisten aufgedeckt worden war.

Vaxevanis aß am vergangenen Freitag mit seiner Familie und seiner achtjährigen Tochter in einem Restaurant, als sich der Geschäftsmann dem Tisch näherte und ihn zu beschimpfen begann. Nach Angaben des Journalisten schlug der verbale Angriff in körperliche Gewalt um. Der Geschäftsmann versuchte, die Frau von Vaxevanis zu schlagen, die das Kind auf dem Arm hatte, und als die Mutter versuchte, den Angriff zu stoppen, erhielt sie einen Schlag ins Gesicht.

„Ich wurde angegriffen, weil ich meine Arbeit gemacht habe. Die Lagarde-Liste enthielt 2.062 Namen von griechischen Einlegern bei der Schweizer Bank HSBC, die Christine Lagarde der griechischen Regierung übergab, um sie auf mögliche Steuerhinterziehung zu untersuchen. Die griechische Regierung hat die Liste dann versteckt. Als ich sie enthüllte, wurde ich zur Bestrafung verhaftet. Ich wurde in Handschellen vor Gericht gebracht, glücklicherweise freigesprochen und mit zwei internationalen Preisen ausgezeichnet“, so Vaxevanis gegenüber EURACTIV.

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