Hellas im Ausstand

Griechische Gewerkschaften gegen 13-Stunden-Tage und Beschneidung des Streikrechts

Von Hansgeorg Hermann, Chania, 22.9.2023 – junge Welt

Festanstellung! Lohnerhöhung!“: Demo zum Streik am Donnerstag in Athen

Den Arbeitsmarkt ohne Restriktionen für die Unternehmerseite öffnen, das war in den vergangenen Jahren das Wirtschaftsprogramm der rechten französischen Regierung unter Staatschef Emmanuel Macron. Sein »bester Freund« in Europa, der rechtsnationale griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis, folgt ihm nun auf dieser Spur und lässt von seiner im Juni gewählten absoluten Parlamentsmehrheit eine radikale Änderung des Arbeitsrechts abnicken. Wie gewünscht von den heimischen ebenso wie von den in Griechenland inzwischen mächtig gewordenen Bossen weltweit auftretender Konzerne. Die Beschäftigten wehren sich: Am Donnerstag legten sie mit einem Generalstreik das Land weitgehend lahm, dem Aufruf der Einzelgewerkschaften und des Dachverbands ADEDY (Öffentliche Dienste) sowie der kommunistischen PAME (Militante Arbeiterfront) folgten bis zum Abend Hunderttausende in Athen sowie in den Provinzhauptstädten Thessaloniki, Patras und Heraklion. (…)

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Streiks in Griechenland

20.9.2023 – junge Welt

Der Regierung mal zeigen, was ’nen Knüppel ist. Demonstranten gegen Premierminister Kyriakos Mitsotakis in Thessaloniki (16. September 2023)

Athen. Wegen landesweiter Streiks wird am Donnerstag in Griechenland mit starken Einschränkungen im Fähr- und Nahverkehr gerechnet. Den Fluglotsen, die ebenfalls teilnehmen wollten, wurde der Ausstand jedoch am Mittwochnachmittag gerichtlich untersagt. Zuvor war das Verkehrsministerium gerichtlich dagegen vorgegangen, wie die Zeitung To Proto Thema berichtete.

Die großen Gewerkschaften des Landes haben zu dem Ausstand aufgerufen, um gegen eine geplante Änderung des Arbeitsrechts zu protestieren. Neben den Fluglotsen wollen auch die Beschäftigten der Fähren und des öffentlichen Nahverkehrs die Arbeit niederlegen. Außerdem streiken die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, darunter Lehrer und Krankenhausmitarbeiter, wie griechische Medien am Mittwoch berichteten.

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10 Jahre seit der Ermordung von Pavlos Fyssas: Ein Wendepunkt im antifaschistischen Kampf in Griechenland

Neil Middleton, 18.9.2023 – FREEDOM

Am 18. September 2013, kurz nach Mitternacht, stieg ein Mitglied der Neonazigruppe Goldene Morgenröte aus einem Auto, ging ein paar Schritte und stach einem Mann in die Brust. Pavlos Fyssas, ein Musiker und Antifaschist, erlag bald seinen Verletzungen, aber sein Tod leitete die Niederlage der Goldenen Morgenröte ein. Bis zu diesem Zeitpunkt schien der Vormarsch der Faschisten ungebrochen. Zehn Jahre später und angesichts der immer noch wachsenden Bedrohung durch die Rechtsextremen ist es wichtig, sich sowohl an Pavlos Fyssas als auch an diesen Moment in der antifaschistischen Geschichte zu erinnern.

Der Aufstieg der Goldenen Morgenröte

Im September 2013 befand sich die griechische Partei Goldene Morgenröte auf dem Höhepunkt ihres Einflusses. Die in den 1980er Jahren von Nikos Michaloliakos, einem jungen Anhänger der 1974 zusammengebrochenen Militärdiktatur, als neonazistische Gruppierung gegründete Partei hatte einen langen Weg von ihren bescheidenen Anfängen zurückgelegt. In den 1990er und 2000er Jahren war sie eher marginal, wenn auch gefährlich, doch mit dem Ausbruch der jahrzehntelangen politischen und wirtschaftlichen Krise in Griechenland im Jahr 2008 begann ihr Aufstieg. Sie schwammen auf der Welle der einwanderungsfeindlichen Stimmung und erhielten Auftrieb, weil der Staat nach dem anarchistisch inspirierten Aufstand vom Dezember 2008 ein Gegengewicht auf der Straße brauchte. Im Laufe der Jahre 2009 und 2010 schlossen sie sich „Einwohnerkomitees“ im Zentrum Athens an und begannen, Nicht-Griechen, Anarchisten und soziale Bewegungen zu schikanieren und anzugreifen.

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VIO.ME-Fabrik in höchster Gefahr

Anfang Februar diesen Jahres wurden die gesamten Grundstücke des Mutterunternehmens FILKERAM JOHNSON – die alte Fabrik der VIO.ME war eine ihrer Tochterfirmen – in einer digitalen Zwangsversteigerung zu einem Preis in Höhe von 9 237 500 Euro an einen südafrikanischen Investmentfonds vergeben. Anscheinend haben die neuen Eigentümer vor, ein neues Einkaufszentrum und Gebäude mit Büroflächen zu errichten. Wie zu erwarten, ist die zurückeroberte und selbstverwaltete VIO.ME in höchster Gefahr. Doch die Kolleg*innen werden unter keinen Umständen ihr Lebenswerk aufgeben. Ein breiter Widerstand ist schon im Aufbau und ein beachtlicher Teil der griechischen Gesellschaft beteiligt sich an den Solidaritätskampagnen zur Unterstützung ihres Kampfes. (Artikel vom Juli 2023) Doch nun ist die Gefahr handgreiflich geworden.

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Der Gouverneur von Thessalien und die Wut der Bevölkerung

„Der Regionalgouverneur von Thessalien, Kostas Agorastos (seit 2011), warb 2 Tage vor den Überschwemmungen für die von ihm durchgeführten Arbeiten zur Hochwasserbekämpfung. Jedoch: Zum 2. Mal in 3 Jahren ist Thessalien verloren, mal sehen, wie die Medien mit ihm umgehen werden.“ (,@GArchontopoulos – Vorsitzender der EYATH-Wassergewerkschaft, Thessaloniki)

Wie die Weisen sagen: „Ein Bild, das mehr sagt als tausend Worte: Kyriakos Mitsotakis, Kostas Agorastos, die Umarmungen und Unwetter Daniel“.

Lächeln. Umarmt euch. Halt dich an mir fest, damit der Pinienwald nicht überschwemmt wird.

Die große Zuneigung bleibt auch in den schwersten Krisen nicht verborgen. Naturkatastrophen bringen uns einander näher. Wir beide und Daniel. Zum Lachen oder zum Weinen.

Suchen Sie sich eine Überschrift aus, die Wahrheit ist eine. Mitsotakis und Agorastos, gestern in Karditsa, am Ort der biblischen Katastrophe. (9.9.2023)

Quelle (griech.)

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In diesen Tagen werden wir Zeugen einer unaussprechlichen nationalen Tragödie

Editorial, 10.9.2023 – avgi.gr

Niemals zuvor in der modernen Geschichte des griechischen Staates hat es ein so umfassendes und dauerhaftes Debakel gegeben. Die Regierung, die 2019 mit der “ Flagge “ der Bildung eines exekutiven und effektiven Staates auftrat, erinnert heute an einen gelähmten Haufen, der nicht in der Lage ist, einen Fuß auf den anderen zu setzen. Es ist möglicherweise das erste Mal in einer Periode demokratischer Normalität und des Friedens, dass die Gesellschaft in Unsicherheit, Angst und Ungewissheit versinkt. Kyriakos Mitsotakis, der in der ersten Phase der Pandemie als „Moses“ und „Marschall“ tituliert wurde, ist nun nicht in der Lage, eine Regierung und einen Staatsapparat zu koordinieren, den er seit vier Jahren leitet. In dieser Zeit hat Griechenland Millionen von Hektar durch Brände verloren, die erst gelöscht werden, wenn sie das Meer erreichen, da jeden Sommer einzigartige, seltene und wertvolle Wälder für die Umwelt und die Lebensqualität der Menschen in Schutt und Asche gelegt werden.

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Wie viele werden vermisst, Herr Mitsotakis?

Newsroom, 9. September 2023 – avgi.gr

Seit vier Tagen und Nächten sitzen die Menschen auf den Balkonen und Dächern ihrer Häuser, viele von ihnen nass, ohne Trinkwasser, ohne Nahrung. Babys ohne Milch, ältere Menschen ohne ihre Medikamente, während ihre Dörfer, Häuser, Grundstücke und ihr Vieh unter Tonnen von Wasser begraben wurden. Vier Tage lang war jeglicher Kontakt abgeschnitten, kein Strom, kein Telefon. Der gesamte thessalische Campos wurde ertränkt. Von Karditsa bis Larissa waren die letzten Tage ein Albtraum. Noch nie dagewesene Zerstörungen, extreme Phänomene, die immer extremer werden. Konnte der Staat etwas tun, um dieses Phänomen zu verhindern? Das Wetter sicherlich nicht. Aber sie wussten es.

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