„Der Enthüllungsjournalist kämpft seit Jahren gegen soziale Missstände. Bekannt geworden ist er als Bild-Reporter Hans Esser und als Arbeiter Ali – doch seine risikoreichste Aktion erlebte er vor 45 Jahren in Athen.
Am 10. Mai 1974, während der griechischen Militärdiktatur, kettete
sich Günter Wallraff an einen Laternenmast auf dem Syntagmaplatz in
Athen, nachdem er Flugblätter verteilt hatte. Die Militärpolizei nahm
ihn fest, er wurde gefoltert und zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt.
Freigelassen wurde er einige Monate später, nach dem Sturz der
Militärjunta. Im Gespräch mit DW-Griechisch blickt er zurück und
beleuchtet seine damaligen Motive und Ziele.
Die Diktatur um die Ecke – Griechenland 1967-1974
Am
21. April 1967 erfuhr das griechische Volk durch eine Rundfunkerklärung
des Armeesprechers, dass das Militär die Macht im Land übernommen hatte
und dass einige Artikel der Verfassung außer Kraft gesetzt worden
seien. Zu den ersten Maßnahmen der Militärregierung gehörte die
Inhaftierung von ehemaligen Politikern, bekannten Kommunisten und
Demokraten. Die potenziellen politischen Feinde des neuen Regimes wurden
festgenommen, zum Teil gefoltert und später in Konzentrationslagern auf
den Inseln Jaros und Makronissos festgehalten. Generell entsprachen die
repressiven Maßnahmen der griechischen Obristen den üblichen solcher
Militärdiktaturen: Verhaftungen, Deportationen, Zensur, Verhöre, Folter
und Versammlungsverbote.
Wallraff hatte vor seiner Aktion noch nie griechischen Boden betreten, aber er war dem Land durch griechische Freunde sehr verbunden. Die Situation dort war ihm auch durch einzelne Schicksale, vor allem durch griechische Gastarbeiter, die er aus Deutschland kannte, bekannt: ‚Entweder, weil sie verfolgt wurden oder ihnen Verfolgung drohte, oder Angehörigen Verfolgung drohte. Zum Teil wurden sie gefoltert … und sie hatten Angst vor unserem hiesigen Verfassungsschutz.‘ (…)“
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