“Fortschrittlich“ töten

Griechenland will Vorreiterrolle bei EU-Militarisierung einnehmen. Auch die linke Opposition hat den Wehrhaushalt gebilligt.

Von Hansgeorg Hermann, 4.4.2025 – jW

Griechenland bewaffnet sich bis an die Zähne. Dem deutschen und französischen Beispiel folgend, will die Regierung des rechten Premierministers Kyriakos Mitsotakis ihrer Bevölkerung ungeheure Schulden aufladen, um ihren auf zwölf Jahre angelegten „Langfristigen Plan zur Verteidigung“ (MPAE) finanzieren zu können. Wie Mitsotakis am vergangenen Mittwoch erklärte, sollen für Waffenbeschaffung und Verstärkung des militärischen Personals bis 2036 mindestens 25 Mrd. € bereitgestellt werden. Man wolle eine der „fortschrittlichsten Armeen“ der EU aufstellen. (…..)

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28.Februar 2025: Aufruf von 7 Organisationen der antikapitalistischen Linken – darunter von der marxistischen Organisation Xekinima – zum Zugunglück bei Tempi

Dieser Aufruf wurde der Zeitung „Xekinima“ vom 27. Februar 2025 entnommen und
von Hubert Schönthaler übersetzt

  • Nein („Ochi“) zur Vertuschung der Verantwortung von Regierung und Hellenic
    Train
  • Intervention des Volkes in das Justizsystem im Interesse der Gerechtigkeit
  • Die Eisenbahn muss wieder in Staatsbesitz sein unter Arbeiter- und
    gesellschaftlicher Kontrolle
Όχι στη συγκάλυψη του εγκλήματος των Τεμπών! Nein zur Vertuschung des Tempi-Verbrechens!

Für ein sicheres, modernes und finanziell zugängliches Transportsystem
Zwei Jahre nach dem Verbrechen von Tempi haben die erschütternden Enthüllungen
und die großartigen Mobilisierungen des Volkes den Familien der Opfer und der
Bewegung Kraft gegeben und einen neuen Anstoß gegeben, der Regierung und den
Unternehmern, die ein Interesse an der Vertuschung ihrer strafrechtlichen und
politischen Verantwortung haben – diese Vertuschung erfolgt mit Hilfe der von ihnen
kontrollierten Richter – die Maske vom Gesicht zu reißen. Dieser Kampf wird lange
dauern, er wird schwierig, mit vielen Wendungen, doch es lohnt sich, diesen Weg zu
gehen.

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„Ich habe mich hingekniet und die Erde geküsst“

Griechenlandzeitung, 26.1.2025

Die Neuerscheinung aus unserem Verlag beschäftigt sich mit der Geschichte der Flüchtlinge des Griechischen Bürgerkriegs (1946-1949) in Leipzig/Sachsen. Einer der fast 30 Zeitzeugen, die zu Wort kommen, ist Thanasis Karajannis.

Foto (© S. Grütz) zeigt den Ingenieur Thanasis Karajannis.

Meine Familie stammt aus Thourio, das ist ein Dorf südlich von Orestiada. Ich hatte fünf Geschwister, allerdings habe ich meinen zwei Jahre vor mir geborenen Bruder nicht kennengelernt, er ist kurz nach der Geburt gestorben. Meine Eltern waren Bauern − wie die meisten Menschen im Evros-Gebiet. Einer meiner Brüder ist im Bürgerkrieg gefallen, meine älteste Schwester starb 1992. Aber zwei Schwestern leben noch − eine in Ioannina und die andere im Heimatdorf Thourio.

Griechenland habe ich am 20. August 1948 verlassen, da war ich gerade 16 Jahre alt und hatte bereits zwei Jahre lang in den Reihen der Demokratischen Armee gekämpft. Den Entschluss, Griechenland zu verlassen, habe ich selbstständig getroffen. Eines Tages kamen Partisanen in unser Dorf und fragten, wer von uns Kindern ins Ausland gehen würde. Ich meldete mich sofort, denn das Leben im Dorf war inzwischen zum Martyrium geworden. Mein Vater war von Regierungssoldaten mehrfach verhaftet und geschlagen worden. Eines Tages war es besonders schlimm, als sie ihn halbtot geprügelt nach Hause brachten. Im Grunde waren wir täglich dem Terror der Regierungstruppen ausgesetzt. Ich musste also nicht lange überlegen und begab mich zu der Sammelstelle, die die Partisanen für die Flüchtlinge auf dem Friedhof des Dorfes eingerichtet hatten. Da sich auch mein Vater zur Flucht entschlossen hatte, fiel mir der Schritt nicht sonderlich schwer.

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Zwischen Heimat und Fremde

„Unter dem Titel „Zwischen Heimat und Fremde“ erarbeitet derzeit (Anmerkung: 2023) das Griechenhaus e.V. in Kooperation mit der Stadt Leipzig, der Freien Universität Berlin sowie weiteren Institutionen in Deutschland und Griechenland eine Text- und Bilddokumentation über die Geschichte der griechischen Emigranten in Leipzig/Sachsen, die auch heute noch weitgehend unbekannt ist.

Im Mittelpunkt des Projektes steht nicht die politische Aufarbeitung der Geschichte der Betroffenen, sondern es werden die persönlichen Schicksale der zwischen 1949 und 1950 in die damalige sowjetische Besatzungszone und spätere DDR emigrierten „Markos“-Kinder nach dem Ende des Bürgerkrieges in Griechenland 1949 erzählt. 
Einführung durch Carla Baer Manolopoulou (Projektleiterin); Filmische Dokumentation der Interviews 2022 (Interviews: Kostas Kipouros, Susanne Grütz/Filmemacherin).“ (15.1.2023 Griechenland.net)

Siehe auch: das im Dez. 2024 erschienene Buch

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Nichts als Lügen

Zugunglück: Neuer Massenprotest gegen griechische Regierung, Misstrauensantrag der Opposition scheitert

Von Hansgeorg Hermann, Chania, 10.3.2025 – jW

Konsequenzen gefordert: Protest am Freitag abend vor dem Parlament in Athen

Die Eisenbahnkatastrophe von Tempi lässt die griechische Gesellschaft nicht los. Drei Tage lang beschimpften sich in der vergangenen Woche im Parlament Abgeordnete der rechten Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) und der linken Opposition. Der Versuch der sozialdemokratisch geprägten Fraktionen Pasok und Syriza sowie der Kleinparteien Neue Linke (Nea Aristera, NA) und Freiheitlicher Kurs (Plevsi Eleftherias, PE), den Ministerpräsdenten Kyriakos Mitsotakis mit einem Misstrauensvotum zu stürzen, scheiterte am späten Freitag abend. In der 300 Köpfe zählenden Vouli schlossen sich nur 136 Abgeordnet der Forderung nach Absetzung der Regierung und sofortigen Neuwahlen an, 157 stimmten dagegen. Die Antragsteller hatten der Regierung die volle Verantwortung für das Zugunglück zugewiesen, bei dem am 28. Februar 2023 nahe dem Ort Tempi (Region Larissa) 57 Menschen, die meisten davon jung, ihr Leben verloren hatten. (…)

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Das Verbrechen bei Tempi/ Griechenland

Kurzversion von Sophia Georgallidis, vorgetragen am 28.2.2025 bei einer Kundgebung um 22 Uhr auf dem Harry-Blum-Platz in Köln

„Am 28. Februar 2023 sind nahe bei Tempi/ Mittelgriechenland, kurz vor einem langen Tunnel, ein Personenzug mit einem Güterzug zusammengestoßen, weil sie beide auf dieselbe Schiene geführt wurden. Ursache dafür war menschliches Fehlverhalten. Denn, obwohl die notwendige technische Ausrüstung vorhanden war, wurde sie zu keiner Zeit eingesetzt. Zudem kam es bei dem Zusammenstoß nicht nur zu Entgleisungen, sondern auch zu einer schweren Explosion, weil im Güterzug illegal flüchtiger Kohlenwasserstoff (Xylol und Toluol) transportiert wurde. Insgesamt starben 57, vorwiegend junge Menschen (die Todesursache der Hälfte von ihnen waren schwere Verbrennungen). 85 wurden teils schwer verletzt. Viele werden wohl ein ganzhes Leben lang schwere Traumata mit sich tragen. Außerdem werden immer noch um die 50 Personen vermisst.

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Der Kampf gegen das Verbrechen von Tempi

Die Katastrophe von Tempi (Region Larissa) liegt zwei Jahre zurück. 57 meist junge Menschen starben dort am 28. Februar 2023 bei einem furchtbaren Eisenbahnunglück. Zwei Jahre danach, am 28. Feb. 2025, fanden in Griechenland an 361 Orten Proteste in einem riesigen Ausmaß statt, Proteste gegen ein Verbrechen, das bis heute nicht aufgeklärt wurde. Der Kampf ereicht auch andere Länder, z.B. Deutschland (s. weitere Artikel).

Hier ein Bericht von Chris Avramidis, Journalist aus Thessaloniki: „28. Feb. auf dem Syntagma-Platz“

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