Athens Polizei unter Folterverdacht

Ein neuer Fall von Gewalt bestätigt das Rassismusproblem unter griechischen Beamten

Von John Malamatinas, 27.2.2024 – nd

In Athen ist ein Mann pakistanischer Herkunft auf einem Polizeirevier offenbar zu Tode gefoltert worden. Die Behörden schweigen. Doch das brutale Vorgehen hat bei der Polizei System.

Am 21. September wurde der seit dem 13. September vermisste 37-jährige Migrant pakistanischer Herkunft, Muhammad Kamran Ashiq, auf der Polizeistation des Athener Stadtteils Agios Panteleimonas tot aufgefunden. Wie auf den von der griechischen Zeitung »Documento« veröffentlichten Fotos zu sehen ist, wies Kamran mehrere Verletzungen am Körper auf, die auf Folter schließen lassen.

Unter dem zentralen Motto „ELA, griechische Polizei, Spitzel, Mörder und Folterer“ versammelten sich mehr als 500 Menschen aus der antirassistischen und antifaschistischen Bewegung auf dem Platz, der nur wenige Blocks von der berüchtigten Polizeistation entfernt liegt. Zuvor hatte eine Delegation der Neuen Linken eine Unterrichtung durch den Kommandanten der Polizeistation gefordert und wird voraussichtlich heute die Staatsanwaltschaft besuchen, um den Fall zu erörtern. (Efsyn)

Aus von der antirassistischen Organisation Keerfa (Vereinigte Bewegung gegen Rassismus und die faschistische Bedrohung) veröffentlichten Dokumenten der Anwälte geht hervor, dass Kamran zunächst in das Polizeirevier am Omonia-Platz im Stadtzentrum gebracht und bis zu seinem Tod am 21. September in fünf andere Polizeireviere verlegt wurde. Bislang hat die griechische Polizei noch keine offizielle Stellungnahme abgegeben. Mündlichen Erklärungen gegenüber dem Anwalt der Familie zufolge wurde der Tote in einem provisorischen Haftraum gefunden, der nach den bisherigen Informationen der einzige Ort ist, der nicht von Sicherheitskameras überwacht wird.

Opfer seit 20 Jahren in Griechenland und integriert

Muhammad Kamran war seit 2004 in Griechenland, sprach fließend Griechisch, hatte seit 2017 eine Aufenthaltsgenehmigung und besaß einen Mietvertrag auf seinen Namen. (…)

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Gewalt und Geld

Kommissar Kostas Charitos ermittelt wieder. Auch der neue Krimi von Petros Markaris ist gesellschaftskritisch: »Aufstand der Frauen«

Interview: Stefan Berkholz, 12.09.2024 – nd

Tristesse in Nordgriechenland, dank profitorientierter Immobilienhaie und korrupter Beamter
Foto: dpa/Yannis Kolesidis

Petros Markaris, ein Thema in Ihrem neuen Roman ist die Polarisierung in der griechischen Gesellschaft. Geldmacher, Investoren, Halsabschneider auf der einen Seite gegen diejenigen, die Tradition und Geschichte bewahren wollen, sowie jene, die in prekären Verhältnissen leben. Aber es regt sich wenig. Wie bedeutsam sind öffentliche Proteste in der Gegenwart?

In den 60er Jahren gab es, in Athen und in anderen Städten, Proteste fast jeden Tag. Heute protestiert keiner, abgesehen von jungen Leuten, die dem Anarchismus nahestehen und die Ordnungskräfte provozieren. Die Bürger bringen ihren Unmut in den sozialen Medien zum Ausdruck und sind glücklich, wenn sie die »Likes« zählen, die sie bekommen haben.

Mehr nicht? Was ist mit der organisierten Linken?

Der große Unterschied ist die Linke von damals und heute. Die Linke der 60er Jahre wusste, wie man die Bürger mobilisiert und auf die Straße bringt. Die Linke von heute ist eine Systempartei, wie alle anderen Parteien, und macht Politik über die sozialen Medien. (…)

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Trauer – Die, die übrig bleiben (Film)

Ein Abstieg in die Welt der Trauer und des Verlusts durch drei Mordgeschichten, die die griechische und europäische Gesellschaft erschütterten; die grausamen Morde an Shahzad Luqman, Pavlos Fyssas und Zak Kostopoulos. Die trauernden Familien der Opfer sprechen mit ihren Abwesenheiten, verteidigen die Erinnerung an die Toten und wandeln ihr Leid in einen Kampf für Gerechtigkeit um. Ein Kaleidoskop der Einsamkeit im privaten Raum, in Gerichtssälen und auf den Straßen.

Regie: Myrto Patsalidou Maria Louka
Produktion: GR 2023
Länge: 70 Min
Sprachfassung: OmeU

Trailer

Das The Greek Film Festival in Berlin freut sich besonders darauf, zum zweiten Mal nach Köln reisen zu dürfen. Diesmal mit einer Auswahl von fünf Filmen aus der 9. Ausgabe des Festivals in Berlin im vergangenen März. Das Greek Film Festival GOES KÖLN 2024 findet am 21. und 22. September im Filmhaus Köln statt.

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Europas Wartesaal

Das Flüchtlingslager auf der Insel Kos gilt als Blaupause für die neue europäische Migrationspolitik. Die zeigt: Das Konzept ist zum Scheitern verdammt.

Von Marlene Brey, 10.9.2024 – TAZ

Rafah hat blutige Stellen an ihren Füßen, denn sie läuft seit einer Woche jeden Tag acht Kilometer in ihren weißen Schlappen zu dem gigantischen Flüchtlingslager, in dem sie Asyl beantragt hat. Jetzt hofft sie, dort endlich ihre Papiere zu erhalten, damit sie das Leben in der Illegalität hinter sich lassen kann.

Sie steht vor einem meterhohen Nato-Zaun, der zusätzlich mit Stacheldraht gesichert ist. Dahinter erstreckt sich auf einer Fläche von 90 Hektar, gespickt mit Wachtürmen und Masten mit Kameras, das „Closed Controlled Access Center“. Es ist ein Lager für Migranten und Flüchtlinge auf der griechischen Insel Kos.

Das Flüchtlingslager gilt als Blaupause für die neue europäische Migrationspolitik. Ein Blick hinter den Stacheldraht zeigt: Es fehlt an Schatten, Nahrung und medizinischer Versorgung. Wer Asyl bekommt, wird trotzdem in die Illegalität gedrängt. Wer keines erhält, kann in der Regel dennoch nicht abgeschoben werden. (…)

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Treffen der mediterranen rückeroberten Betriebe

Nachricht vom 17. August 2024

Programa del Encuentro Europeo de la economía de los trabajadores

Das Europäische Treffen der Arbeiterwirtschaft soll dazu dienen, die Arbeit, die in Europa geleistet wird, zu stärken und bekannt zu machen und die Aktionen, die auf dem lateinamerikanischen Kontinent stattfinden, zu unterstützen und zu stärken. Außerdem wird es sowohl in Europa als auch in Lateinamerika durch die Eskalation des Faschismus und die neoliberale Politik für die Arbeitnehmer immer schwieriger, für ihre Rechte zu kämpfen und ihre Arbeitsplätze selbst zu verwalten. Daher haben wir für den 11., 12. und 13. Oktober 2024 in Can Batlló, Barcelona, folgendes Programm ausgearbeitet.

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Griechenlands vergessene Dörfer (Film)

Alex Milz, in der Motorradszene kein Unbekannter, veröffentlichte im Mai 2024 auf Youtube seinen Film „Griechenlands vergessene Dörfer – Auf den Spuren deutsch-griechischer Geschichte im 2. Weltkrieg“.

Dina Ludmann, 30.05.2024

„Auf seiner Motorradreise durch die Berge Zentralgriechenlands erzählen Alex Milz sowie die im Film Mitwirkenden die Geschichte von vier Dörfern, die im 2. Weltkrieg von deutschen Wehrmachtstruppen im Zuge der Partisanenbekämpfung brutal überfallen wurden. Leider keine Einzelfälle, denn ganz Griechenland war vom Terror der deutschen Besatzer betroffen. Der Film zeigt atemberaubende Bilder der wilden Landschaft, berührt aber vor allem durch die Aussagen der Zeitzeugen.“

Alex Milz: „Ein Zufall hat uns zu diesen Dörfern geführt. Unterwegs lernten wir einen deutschen Diplomaten auf seinem Motorrad kennen, der unter anderem für den deutsch-griechischen Kulturaustausch in den sogenannten Märtyrerdörfern zuständig war. Aus diesem Treffen wurde eine Einladung zu einer Gedenkveranstaltung in einem der überfallenen Dörfer. Und daraus entstand wiederum die Idee zu diesem Film.“

Die im Film geschilderten Ereignisse sind mittlerweile gut erforscht und im Detail von Historikern gut dokumentiert. Den Recherchen zum Film liegen verschiedene Quellen zugrunde, einige davon sind im Text unterhalb des Youtube-Videos aufgeführt.

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Vio.Me auf dem Weg zur SuperKooperative

Die Beschäftigten von Vio.Me und ihre Unterstützer:innen führen immer noch einen harten Kampf um die Fortdauer des Projektes. Nachdem der neue Eigentümer ihre Lagerhalle vom übrigen Gelände durch eine Metallmauer abgesperrt und die Zufahrt nur noch über eine schmale Straße zugelassen hat, haben sie in der Halle die Produktion neu eingerichtet und erfolgreich wieder aufgenommen. Weiter offen ist ihre Verfügung über die Halle, die im Pfandeigentum der griechischen gesetzlichen Rentenversicherung für nichtgezahlte Beiträge der früheren Eigentümerin ist.

Darüber hinaus haben sie im Juli eine SuperKooperative gegründet, in der Zulieferer, Erzeuger, Händelseinrichtungen und Verbraucher sich als Genossenschaft zur gegenseitigen Unterstützung zusammenschließen. Dafür nutzen sie das K.AL.O-Gesetz zur Gründung von Genossenschaften, durch das EU-Mittel verteilt werden. Mitglieder sollen vorerst aus Thessaloniki und der Region Thessalien stammen. Weitere Infos demnächst.

Super-Kooperative 2024 – WER WIR SIND

„Die Schaffung dieser Plattform zielt darauf ab, die Vernetzung in Bezug auf den Prozess der Diskussion und Konstruktion des Vorschlags zu erleichtern, der von der VIOME-Kooperation für die Schaffung einer SUPER-Kooperation in den offenen Dialog eingebracht wurde. Der Vorschlag und die Aufforderung zur Bildung dieser Super-Kooperation lautet wie folgt:

Die Kooperative VIOME, eine rückeroberte Fabrik mit selbstverwalteter Produktion, die an vielen Märkten ohne Zwischenhändler, Öko-Bauernhöfen und sogar am individuellen Vertrieb durch die Arbeiter selbst teilnimmt, sie (die VIOME) wurde zum Empfänger vieler Ideen und Beschwerden von Erzeugern, wie man stabile Netzwerke mit fairen Bedingungen zwischen Erzeugern und Verbrauchern schaffen kann. (…)

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