Griechenlandzeitung, 26.1.2025
Die Neuerscheinung aus unserem Verlag beschäftigt sich mit der Geschichte der Flüchtlinge des Griechischen Bürgerkriegs (1946-1949) in Leipzig/Sachsen. Einer der fast 30 Zeitzeugen, die zu Wort kommen, ist Thanasis Karajannis.

Meine Familie stammt aus Thourio, das ist ein Dorf südlich von Orestiada. Ich hatte fünf Geschwister, allerdings habe ich meinen zwei Jahre vor mir geborenen Bruder nicht kennengelernt, er ist kurz nach der Geburt gestorben. Meine Eltern waren Bauern − wie die meisten Menschen im Evros-Gebiet. Einer meiner Brüder ist im Bürgerkrieg gefallen, meine älteste Schwester starb 1992. Aber zwei Schwestern leben noch − eine in Ioannina und die andere im Heimatdorf Thourio.
Griechenland habe ich am 20. August 1948 verlassen, da war ich gerade 16 Jahre alt und hatte bereits zwei Jahre lang in den Reihen der Demokratischen Armee gekämpft. Den Entschluss, Griechenland zu verlassen, habe ich selbstständig getroffen. Eines Tages kamen Partisanen in unser Dorf und fragten, wer von uns Kindern ins Ausland gehen würde. Ich meldete mich sofort, denn das Leben im Dorf war inzwischen zum Martyrium geworden. Mein Vater war von Regierungssoldaten mehrfach verhaftet und geschlagen worden. Eines Tages war es besonders schlimm, als sie ihn halbtot geprügelt nach Hause brachten. Im Grunde waren wir täglich dem Terror der Regierungstruppen ausgesetzt. Ich musste also nicht lange überlegen und begab mich zu der Sammelstelle, die die Partisanen für die Flüchtlinge auf dem Friedhof des Dorfes eingerichtet hatten. Da sich auch mein Vater zur Flucht entschlossen hatte, fiel mir der Schritt nicht sonderlich schwer.
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