Reparationszahlungen an Griechenland: Linke verstärkt parlamentarischen Druck
von Michael Merz, Junge Welt vom 15.11.2019
Gianis Stathas ist zu jung, um die deutsche Besatzungszeit in Griechenland noch miterlebt zu haben. Doch das Trauma verfolgt ihn. Er ist in Distomo aufgewachsen und heute Bürgermeister des Dorfes, das durch ein grausames Massaker deutscher Soldaten vor 75 Jahren bekannt wurde. »In meiner Kindheit trugen alle Frauen über 50 schwarze Kleidung. Sie kauften bunte Kleider, trafen sich auf dem Dorfplatz und färbten sie schwarz – in anderen Orten war das nicht so, da trugen die Frauen alle bunt«, erinnerte sich Stathas am Mittwoch abend in Berlin. Er ist in den Bundestag gekommen, auf Einladung der Fraktion der Partei „Die Linke“. Ihm ist es wichtig, ins Gespräch zu kommen, auf dieser Linke-Veranstaltung im Reichstagsgebäude, das für Stathas und sein Anliegen eine »große Symbolik« besitzt: »Als kleines Dorf stehen wir Deutschland gegenüber.«
Die Partei hat bezüglich der Reparationsansprüche einen langen Atem. Anders als alle anderen Parteien im Parlament. Seit 2005 hat sie Dutzende Anfragen zum Thema Entschädigung von Opfern der Nazis gestellt. Die Bundesregierung blockierte stets ihre Forderungen, verwies in bezug auf Griechenland darauf, 1960 bereits 115 Millionen D-Mark für bestimmte Opfergruppen gezahlt zu haben, und beruft sich auf die »Staatenimmunität«. Die im Arbeitskreis Distomo engagierte Rechtsanwältin Gabriele Heinecke, auch sie am Mittwoch Gast der Linksfraktion, erklärte dazu lapidar: »Deutsche Politiker legen Kränze nieder, bezahlt wird aber nichts.« (…) „
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