Wie schon früher angekündigt hat der griechische Ministerpräsident Tsipras die Frage von Reparationen und Entschädigungen gegenüber Deutschland nach dem formalen Ende des 3. Memorandums wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Durch den 2+4-Vertrag stahl Deutschland sich aus der Verantwortung für das, was die deutsche Besatzung in Griechenland anrichtete. Von einer abschließenden Regelung kann nicht die Rede sein, obwohl die Bundesregierung dies immer wieder behauptet. Statt angemessener Reparationen und Opferentschädigungen wurde lediglich ein Almosen von 160 Mio. DM gezahlt.
Nach wie vor besteht in der deutschen Bevölkerung kaum Bewusstsein darüber, was die deutsche Besatzung in Griechenland angerichtet hat. Dazu bestehen falsche Vorstellungen über die angeblichen „Hilfen“ während der Eurokrise seit 2011. Viele meinen, damit seien die Reparationsforderungen längst ausgeglichen. Jedoch dienten diese „Hilfen“ fast ausschließlich der Bankenrettung und führten wegen ruinöser Sparauflagen zu einer drastischen Verschlechterung der Lage Griechenlands.
Doch nun hat eine öffentliche Diskussion zu diesem Thema begonnen. „Was unter der Nazi-Herrschaft in Griechenland passiert ist, scheint zu vielen Deutschen nicht wirklich unter die Haut zu gehen“, kommentiert der ARD-Korrespondent Michael Lehmann in einem Beitrag für den Deutschlandfunk. Er spricht sich für die Aufnahme von Verhandlungen aus. „..mehr als das strikte Nein zu weiteren Gesprächen über Reparationszahlungen hat sich vor allem das griechische Volk verdient. Dieser Anspruch der Griechen ist nicht verjährt.“
Respekt für Griechenland e.V. hat bereits im März ein Positionspapier veröffentlich, in dem es u.a. heißt:
Deutsche Kriegsschuld und Verpflichtungen gegenüber Griechenland
„Wir richten drei Forderungen, die wir für vordringlich und für zeitnah erfüllbar halten, an den Bundestag und die Regierung der Bundesrepublik Deutschland:
- Rückzahlung des Zwangskredits Griechenlands an das „Deutsche Reich
- Rückzahlung des Lösegelds für jüdische Zwangsarbeiter in Thessaloniki
- Einrichtung eines Fonds zur nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums – unter besonderer Berücksichtigung von ‚Märtyrerdörfern‘.“
Auch dazu:
Riexinger und Schwan halten Reparationsforderungen für berechtigt
Der Umgang der bundesdeutschen Machtelite mit der Reparationsfrage – eine Dokumentation