By John Koutroumpis , 11. August 2025 – GREEK REPORTER (hier: Übersetzung ins Deutsche)
Das Zugunglück in Tempi hätte verhindert werden können, wenn die von der EU finanzierten Sicherheitsprojekte rechtzeitig und vorschriftsmäßig abgeschlossen worden wären, sagte die EU-Generalstaatsanwältin Laura Codruța Kövesi und erneuerte ihre Kritik an der systemischen Korruption in Europa.
In einem Interview mit dem deutschen Fernsehsender ARD, einer gemeinsamen Organisation der regionalen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands, warnte sie, dass Finanzverbrechen tödliche Folgen haben können, und verwies dabei auf die 57 Todesopfer des Unglücks.

„Wie viele Tragödien müssen wir noch erleben, bevor wir endlich erkennen, dass Finanzdelikte keine Bagatelldelikte sind?“, fragte Kövesi. Sie sprach über die menschlichen Kosten der Korruption und verwies anhand des Unglücks von Tempi auf die Notwendigkeit, Sicherheitsprojekte rechtzeitig und ordnungsgemäß durchzuführen.
Kövesis Ermittlungen deuten auf verzögerte Sicherheitsaufrüstungen bei der Zugkatastrophe von Tempi hin
Laut Kövesi ergaben EU-Untersuchungen, dass Griechenland Millionen an EU-Geldern für die Modernisierung seines Eisenbahnnetzes erhalten hatte, darunter auch für ein wichtiges Signalsystem. „Wäre das Projekt termingerecht und ordnungsgemäß abgeschlossen worden, hätte die Tragödie vermieden werden können“, sagte sie.
Der ARD-Bericht stellte fest, dass „die größten Betrugsfälle in der EU auf ihrem Schreibtisch liegen“. Kövesi betonte, dass kein Land immun gegen Korruption sei, und verwies auf weit verbreitete Subventionsbetrugsfälle, Steuerhinterziehung und Zollbetrug.
Widerstand aus politischen Kreisen
Kövesi räumte ein, dass ihre Arbeit sie bei einigen Politikern unbeliebt gemacht habe. „Einige haben mir direkt gesagt: ‚Frau Kövesi, Sie sollten nicht so viel über diese Fälle sprechen und bestimmte Erkenntnisse nicht veröffentlichen‘“, sagte sie. Was sie selbst in Europa immer wieder überrascht, ist „die Tendenz, Probleme nicht anzugehen, wenn sie zum ersten Mal auftreten“.
„Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Korruption unser tägliches Leben geprägt hat“, fügte sie hinzu. „Ich wollte etwas Sinnvolles für die Gesellschaft tun und glaubte, dass meine Arbeit etwas bewirken könnte.“ Kövesi war 2019 die erste Frau, die das Amt der Europäischen Generalstaatsanwältin bekleidete.
Tausende Fälle werden untersucht
Allein im Jahr 2024 leitete die Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) mehr als 2.666 Ermittlungsverfahren wegen Korruption ein. Der geschätzte Schaden für die EU-Finanzen belief sich auf rund 27 Milliarden Dollar.
Kövesi war erst 33 Jahre alt, als sie 2006 Rumäniens jüngste und erste Generalstaatsanwältin wurde – in einem Land, das damals weithin als eines der korruptionsanfälligsten Europas galt.
In ihrer Rede vor Deutschland stellte sie fest, dass auch dieses Land keine Ausnahme bildet: Häufige Steuerbetrugsfälle kosten die Steuerbehörden jährlich fast 10,9 Milliarden US-Dollar.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.