Seit Anfang des Monats ist in Griechenland die Sechstagewoche möglich. Die deutsche Kapitalfraktion wird blass vor Neid
Von Susanne Knütter. 11.7.2024 – junge Welt
Die Mär von den »faulen Griechen« stimmte nie, und das wird mittlerweile auch statistisch belegt. 2022 betrug die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit in dem Mittelmeerstaat im Südosten der EU 42,8 Stunden. In der BRD arbeitete man laut Eurostat 40,4 Stunden. In beiden Ländern viel zuviel im Verhältnis zum Produktivitätsfortschritt. Dennoch: Seit Anfang des Monats können in Griechenland die Bosse den Beschäftigten vorschlagen, anstatt fünf sechs Tage die Woche zu arbeiten. Wer sich darauf einlässt, bekommt mehr Gehalt. Alles freiwillig, und um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen, heißt es.
Derartige Begründungen werden angesichts einer nach wie vor hohen Erwerbslosigkeit von fast zwölf Prozent und niedrigen Löhnen relativiert. Nach langer Stagnation beziehungsweise sogar Rückgang haben die griechischen Löhne im Jahr 2021 das Niveau von 2013 erreicht und steigen seither etwas. Laut Statista kam ein kinderloser Single im vorigen Jahr dennoch nur auf etwa 17.600 Euro netto.
Es spricht viel dafür, dass mit der Sechstagewoche der Ausbeutungsgrad einmal mehr erhöht werden soll. Die kämpferische Gewerkschaftsfront PAME erinnerte am 5. Juli an die letzten Maßnahmen der Regierung von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis in diese Richtung. (…)
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