Arbeitsrechtler Dionysis Temponeras über die Einführung der 6-Tage-Woche in Griechenland
Von John Malamatinas, 30.6.2024 – nd
![](https://i0.wp.com/gskk.org/wp-content/uploads/2024/07/griech_Gewerkschaft_Arbeitsbedingungen.jpg?resize=640%2C427&ssl=1)
Am 1. Juli beginnt in Griechenland die 6-Tage-Arbeitswoche. Wen trifft die neue Regelung?
Sie betrifft in erster Linie Beschäftigte in Unternehmen, die kontinuierlich arbeiten. Also solche Unternehmen, die an allen Tagen der Woche im 24-Stunden-Betrieb mit einem Wechselschichtsystem arbeiten und für ihre Beschäftigten ein 5-Tage-Arbeitssystem anwenden. Und sie betrifft auch Unternehmen, die nicht ständig in Betrieb sind, weil sie fünf oder sechs Tage in der Woche arbeiten, ebenfalls auf 24-Stunden-Basis und in einem Schichtsystem. Bei erhöhtem Arbeitsaufkommen kann ihnen die Möglichkeit der 6-Tage-Woche eingeräumt werden, wobei sie verpflichtet sind, dies zu melden. Es handelt sich hauptsächlich um private Betriebe, aber auch um Unternehmen des öffentlichen Sektors im weiteren Sinne, etwa öffentliche Versorgungsbetriebe oder Unternehmen, an denen der Staat beteiligt ist.
Was bezweckt die Regierung mit dem Gesetz?
Die Forderung nach einer 6-Tage-Woche ist nicht neu und besteht bereits seit der Troika-Ära. Im Jahr 2012 richtete die Troika einen entsprechenden Antrag an die damalige Regierung, der jedoch nicht angenommen wurde. Das neue Gesetz von 2023 – so sagt es zumindest das Arbeitsministerium –, soll es Unternehmen, die nicht so leicht Arbeitskräfte in spezialisierten Bereichen finden können, ermöglichen, ihre Arbeitszeiten zu flexibilisieren. So sollen sie bei hohem Arbeitsaufkommen mit einer Belegschaft auf Abruf reagieren können. Zuvor war bereits im Jahr 2021 der 8-Stunden-Tag abgeschafft worden. Auch wurde die Unabhängigkeit der Arbeitsaufsichtsbehörde eingeschränkt und Entlassungen wurden flexibilisiert. Wir haben also mehrere Gesetze, die das Modell eines Arbeitnehmers stärken, der viel länger arbeitet und immer weniger bezahlt wird. Gerade in einem Land wie Griechenland, in dem die Arbeitnehmer nach Eurostat-Daten die längsten Wochenarbeitszeiten in Europa haben, wird davon ausgegangen, dass sich die Arbeitsbedingungen dramatisch verschlechtern. Dabei gibt es schon jetzt ein enormes Problem mit der Verteuerung und der Einkommensarmut. (…)
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