Immer die gleichen Oligarchen

Vor 50 Jahren leiteten Studenten mit ihrer Revolte das Ende der griechischen Militärdiktatur ein

Von Hansgeorg Hermann, 17.11.2023 – junge Welt

Der Anfang vom Ende der Junta. Studenten und Arbeiter protestieren am 16. November 1973 vor der besetzten Polytechnischen Hochschule in Athen. Wenige Stunden später durchbrach ein Panzer das Eingangstor

Das Ritual wird in etwa das gleiche sein wie das der vergangenen Jahre und Jahrzehnte: Bekannte und weniger bekannte Politiker werden auftreten, begleitet von Offizieren der Armee und der staatlichen Ordnungskräfte, die Augen verdeckt von den gleichen dunklen Sonnenbrillen, wie sie damals – vor 50 Jahren – auch die Putschisten trugen. Und die aktuelle Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou wird, wie schon vor zwölf Monaten, den Kampf »für Demokratie und Freiheit« anmahnen. Der sei »ständig und anspruchsvoll«, hatte sie am 17. November 2022 am eisernen Eingangstor des Athener Polytechnio, wo 1973 vom Juntaführer Georgios Papadopoulos ausgeschickte Kampfpanzer den Aufstand der griechischen Studenten blutig niedergewalzt hatten, geäußert. Parteigrößen, auch jene, die ansonsten rein gar nichts mit aufrührerischen jungen Menschen am Hut haben, werden auftreten und das Mahnmal direkt hinter dem Tor unter Kränzen begraben.

Die von dem in die Geschichte eingegangenen Panzer verbogene, aus ihren steinernen Pfosten gerissene alte Pforte, die Studenten und Journalisten erdrückte, wird unter den Blumengebinden verschwinden. Vor allem aber der mächtige Kopf aus Bronze, den der Bildhauer Agamemnon Makris 1984 zum Gedenken an die »Helden des Widerstands« schuf. Das riesige Haupt – wie abgeschlagen, schräg zur Seite geneigt, als wolle es ein letztes Mal in den ewig blauen griechischen Himmel schauen – ist das des Marxisten und Historikers Nikos Svoronos, kommunistischer Widerstandskämpfer gegen die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und Freund des Künstlers. (…)

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