Europäisches Workers-Economy-Netzwerk

Vernetzung von Betrieben in der Hand der Arbeitenden

Über das Treffen der rückeroberten Betriebe in Barcelona
von Elisabeth Voß

Angesicht sich zuspitzender Krisen sind Gegenwehr und Alternativen notwendiger denn je. Seit zehn Jahren vernetzen sich europäische Betriebe, die von den Beschäftigten übernommen wurden. Von Anfang an lag der Schwerpunkt auf dem Mittelmeerraum und öffnete sich auch für Neugründungen ohne Vorgeschichte von Betriebsbesetzungen. Willkommen wären ebenfalls Betriebe aus anderen europäischen Ländern, die sind aber bislang nicht vertreten.Manfred Neugroda berichtete in SoZ 9/2024 über die bisherigen drei Treffen: 2014 in der Nähe von Marseille bei Scop Ti, 2016 bei Vio.Me in Thessaloniki und 2019 in Mailand bei RiMaflow. Dort wurden gemeinsame Vorhaben zur gegenseitigen praktischen Unterstützung diskutiert: Ein direkter Warenaustausch zwischen den Projekten, die Ausweitung des solidarischen Handels mit einem europaweiten Netzwerk von Verkaufsstellen und ein Kooperativenfonds, in den alle beteiligten Gruppen etwas einzahlen, je nach Umsatz, und aus dem sie sich zinsfrei Geld leihen können, um Maschinen und Gebäuden zu finanzieren.Bisher blieben das schöne Ideen. Es gibt Kontakte und Austausch zwischen einzelnen Betrieben, aber ein gemeinsames ökonomisches Netzwerk ist bislang nicht zustande gekommen. Selbstverwaltung macht viel Arbeit und so bleibt kaum Zeit, nebenbei noch Vernetzungsstrukturen aufzubauen. Hinzu kommt, dass die Corona-Zeit den Vernetzungsprozess ins Stocken gebracht hat.Das vierte Europäische Treffen in BarcelonaErst nach fünf Jahren, im Oktober 2024, fand wieder ein Workers-Economy-Treffen statt, diesmal in Barcelona, im Sozialen Zentrum Can Batlló. Eingeladen hatte die anarchosyndikalistische Gewerkschaft CGT in Kooperation mit der Stiftung Salvador Segui. Während bisher zwischen 150 und 300 Leute zu den Treffen kamen, waren diesmal kaum mehr als 40 Teilnehmende dabei. (…)

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Die Autorin war auch 2016 und 2019 dabei, hat über das Treffen 2016 auf workerscontrol.net berichtet und sammelt hier Infos zum Europäischen Workers-Economy-Netzwerk: http://workerseconomy. solioeko.de.

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Massenmobilisierung zum 26. Januar 2025

Jedes neue Detail über das Zugunglück in Tempi heizt die Stimmung weiter auf: Die größten Kundgebungen in Griechenland seit 2012 – Gegen Spardiktate und Nationalismus

30. Januar 20225

Am 28. Februar 2023 stießen auf der Strecke Saloniki-Athen bei Tempi ein Passagierzug und ein Güterzug zusammen. 57 Menschen starben, 25 weitere wurden schwerverletzt. Viele bezeichnen das schwerste Bahnunglück Griechenlands als „Zugverbrechen“, da sie die Vernachlässigung der griechischen Bahn durch den Staat verantwortlich machten.

In der vierten Januarwoche 2025, zwei Jahre nach dem Unglück, kochte die Stimmung erneut hoch und entlud sich in der größten Mobilisierung seit den Anti-Troika-Protesten von 2012. In den letzten beiden Jahren wurden die Schutzbehauptungen der Regierung über das Zugunglück immer wieder in Zweifel gezogen. Als unglaubwürdig galt vor allem die Behauptung, dass der in den Unfall verwickelte Zug keine Gefahrgüter transportiert habe. Während der letzten Solidaritätsreise nach Griechenland, bei einem Treffen mit Bahnbeschäftigten erfuhren wir im Oktober 24 Folgendes:

Die beiden Kollegen kennen wir schon seit zwei Jahren, sie sind beide bei der noch nicht privatisierten Bahngesellschaft, die für die Infrastruktur zuständig ist (defizitär, deshalb noch staatlich; der profitable Fahrbetrieb wurde an die italienische Eisenbahngesellschaft RAI verkauft). Dazu kam jetzt noch ein Kollege von der Ingenieurgewerkschaft (auch Infrastruktur) (früher mal Syriza-nahe). A., die für uns übersetzte, berichtete zuerst über neuere Nachrichten zum schrecklichen Eisenbahnunglück letztes Jahr mit über 50 Toten („Bahnverbrechen“): Der Güterzug, mit dem der Personenzug zusammengestoßen war, hatte Sprengstoff (wahrscheinlich für die Ukraine) geladen. Deshalb waren 30 der Toten verbrannt. Die Regierung versucht das zu vertuschen.[1] (…)

Das Volk vergisst nicht – es fordert „Sauerstoff“ und Gerechtigkeit (…)

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Die Schlacht um Athen

Ein von der griechischen KP angeführter Aufstand im Dezember 1944 kämpfte nicht nur für ein Ende der Besatzung, sondern auch für grundlegende gesellschaftliche Umwälzungen.

Autor: Menelaos Charalambidis – veröffentlicht von: Rosa-Luxemburg-Stiftung (3.12.2024)

Zwei Soldaten spähen um eine Ecke während der Dekemvriana – Strassenkämpfe in Athen

Warum sollen wir uns für eine Schlacht interessieren, die vor 80 Jahren, im Dez. 1944 in Athen stattfand? Die Dekemvriana (Dezemberereignisse), bei denen britische Truppen und griechische Regierungssoldaten gegen kommunistische griechische Widerstandsgruppen kämpften, sind zwar ein bedeutendes historisches Ereignis des 2. Weltkriegs, außerhalb Griechenlands allerdings weitgehend unbekannt.

Tatsächlich handelt es sich dabei um die einzige militärische Auseinandersetzung, bei der sich alliierte Streitkräfte schließlich gegenseitig bekämpften, und um die erste militärische Intervention einer alliierten Armee in einem befreiten Land. (…)

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Polizeigewalt, Vertuschung, Straffreiheit – eine unendliche Geschichte

Ungeklärte Todesfälle auf Polizeiwachen in Athen

Ralf Dreis, Thessaloníki 13.12.2024 – graswurzel revolution

„Bestrafung der Mörder“forderten am 12. Oktober Demonstrant*innen auf der Kundgebung der KEEFRA – Fotoquelle: https://antiracismfascism.org/images/episitismos_4.jpeg

Nach den ungeklärten Todesfällen des 37-jährigen Mohamed Kamran Asik aus Pakistan und des 29-jährigen Mia Charizoul aus Bangladesch in zwei berüchtigten Athener Polizeiwachen, wächst nicht nur bei Migrant*innen in Griechenland die Wut. Die ersten Reaktionen von Polizei, Justiz und autoritärer Néa Dimokratía-Regierung deuten auf eine weitere Vertuschung mutmaßlicher Polizeimorde hin.

Wie in der GWR 493 berichtet, war Asik nach einer achttägigen Odyssee durch fünf Athener Polizeireviere am 21. September 2024 mit schwersten Folterspuren tot in der einzigen nicht von Kameras überwachten Arrestzelle des Reviers von Ágios Panteléimon aufgefunden worden. Charizoul soll sich am 01. Oktober 2024 kurz nach der Inhaftierung mit seinem T-Shirt selbst erhängt haben – ebenfalls in der einzigen nicht mit Kameras ausgestatteten Zelle des im Zentrum Athens gelegenen Reviers Omónia. Die elf in der gleichen Zelle festgehaltenen migrantischen Mitgefangenen sollen davon nichts bemerkt haben. (…)

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FILIA Deutsch-Griechische Freundschaft Bremen – Dank und Ausblick auf 2025

Liebe Griechenlandfreunde,
während das Jahr 2024 sich dem Ende zuneigt, möchten wir von FILÍA uns bei Ihnen für Ihre Unterstützung bedanken und einen Blick auf das vergangene Jahr werfen.

Über 10 Jahre Engagement

Unsere gemeinnützige Körperschaft „FILÍA“ feiert nunmehr über 10 Jahre unermüdliches Engagement für die Menschen in Griechenland. Doch leider haben die Menschen dort noch hart zu kämpfen: Kaum wurde Griechenland von der Troika befreit, stürzte es in die Coronakrise, die das Land erneut schwer traf. Viele Menschen leben nach wie vor unterhalb des Existenzminimums. Besonders dramatisch ist die Lage für Geflüchtete, die keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben und auf unsere Hilfe angewiesen sind.

Unsere Unterstützung vor Ort

FILÍA setzt sich weiterhin mit Herz und Engagement dafür ein, die Not zu lindern. Wir unterstützen die Bevölkerung sowohl finanziell als auch durch die Sammlung von Medikamenten. Um sicherzustellen, dass unsere Hilfe auch wirklich ankommt, reisen wir regelmäßig nach Griechenland und betreuen unsere Projekte direkt vor Ort. Es ist uns wichtig, dass Ihre Spenden dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt werden.

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Rausch und Rebellion

Rembetiko in der Diaspora: Nikos Papadopoulos und sein Trio Ta Mourmourakia

Von Andreas Schäfler, 23.11.2024 – jW

Ta Mourmourakia im »Café Mona«

Livemusik beim Griechen um die Ecke, früher zumindest am Wochenende weitherum verbreitet, scheint gründlich aus der Mode gekommen zu sein. Die Alexis-Sorbas-Kennmelodie zur Poseidon-Platte kommt heute, wenn überhaupt, als Konserve aus den schrottigen Boxen links und rechts vom Akropolis-Wandgemälde. Kein großer Verlust, wenn man sich einschlägige Live-Erfahrungen mit Bouzouki-Schlagern für frischgebräunte deutsche Griechenland-Heimkehrer in Erinnerung ruft. Doch im Zenetti-Pils, einer Bierkneipe im Münchner Schlachthofviertel, wo Ta Mourmourakia gerade ihren Auftritt vorbereiten, gestaltet sich die Sache etwas anders.

Nikos Papadopoulos (Bouzouki und Gesang), Giannis Doumakis (Gitarre) und Nikos Palangas (Gesang, Geige, Percussion) spielen sich halblaut am hintersten Tisch in der Ecke ein, während rundum weiter ungerührt getrunken, gegessen, gekartelt und geplaudert wird, fast durchweg auf Griechisch. Das Lokal mit seiner bestürzend profanen Einrichtung könnte genauso gut in einer beliebigen Athener Vorstadt stehen, und das Stammpublikum nimmt, als das Trio dieses verkappte Heimspiel beginnt, die Musik eher beiläufig zur Kenntnis.

Es braucht schon zwei, drei Gassenhauer im Programm von Ta Mourmourakia, damit bei den Refrains nach und nach ein paar kräftige Männerstimmen von den Nachbartischen einfallen. Rembetiko, der sogenannte »griechische Blues«, ist keine Kunst, um die hier ein besonderes Aufheben gemacht würde. Die Lieder sind der Kundschaft aber natürlich vertraut und passen ideal in diese Paréa, die grundentspannte griechische Spielart von Geselligkeit.

Rembetiko in der Diaspora also. (…..)

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Foltertod auf Athener Polizeiwache

Wie starb Mohamed Kamran Asik?

Von Ralf Dreis, Thessaloníki, 29.10.2024 – Graswurzelrevolution

Foto: Thomas Quine via flickr.com, https://flic.kr/p/oyJmYw, CC BY 2.0

Mohamed Kamran Asik verbrachte die letzten acht Tage seines Lebens als Gefangener in fünf Athener Polizeiwachen. Am Morgen des 21. September 2024 wurde er seiner Familie im Polizeirevier von Ágios Panteléimon tot und mit offensichtlichen Folterspuren übergeben. Als er um 7:30 Uhr im Gewahrsamraum des Reviers gefunden wurde, hatte der 37-jährige Pakistaner eine Unzahl von Schlägen auf seinen gesamten Körper erhalten. Einige seiner Wunden schienen frisch, andere älter zu sein. Alle jedoch wurden ihm in dem Zeitraum zugefügt, in dem sich Asik im Gewahrsam der griechischen Polizei befand. (…)

Sein Tod soll ausgerechnet „in der einzigen Zelle ohne Kameraüberwachung“ eingetreten sein (…)

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Wenige Tage nach dem qualvollen Tod des 37-jährigen Pakistaners wurde am 1. Oktober auf dem Polizeirevier Omónia ein 29-Jähriger aus Bangladesch erhängt in der Zelle gefunden. Erste Veröffentlichungen auf indymedia athens gehen davon aus, dass es sich nicht, wie von der Polizei behauptet, um Suizid handelte, sondern um einen erneuten Polizeimord aus rassistischen Gründen, da der Tote ebenfalls deutliche Spuren von Misshandlungen zeigte.

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