Athens Wut über den Zwangskredit mit 15 Nullen
Griechenland – der Standard
Markus Bernath aus Athen
23. Dezember 2014, 17:18
Am 30. Dezember erhält Griechenlands Finanzminister den Bericht zu Deutschlands Reparationsforderungen
Manches sitzt im Kopf und geht nicht mehr weg. Eine ganze Bevölkerung beschäftigt es, immer noch, irgendwo tief im Inneren. Und die offensichtlich verwirrte Frau, die nun wild mit dem Armen rudernd auf die Fußgänger einredet – sie ist nur ein Spiegel dieser griechischen Seele.
„Es ist Krieg!“, ruft die Frau, „es ist Krieg, und ihr sagt nichts. Ihr schaut nur zu. Es ist Krieg, die Deutschen sind gekommen!“ Kaum jemand scheint Notiz zu nehmen von der alten Frau mit der Baskenmütze. Es ist Büroschluss, nicht Krieg. Wenn die Ampel auf Grün schaltet, hasten Hunderte über den Boulevard zum U-Bahn-Eingang am Syntagma-Platz im Zentrum von Athen, vorbei an der düsteren Prophetin.
Die deutschen Soldaten waren schon im Land, von April 1941 bis September 1944, und sie hinterließen nichts als verbrannte Erde und die Erinnerung an Hunger, sadistisch ausgeführte Massaker und Deportationen. Die Urgroßmutter des heutigen Premiers Antonis Samaras, die Schriftstellerin Penelope Delta, brachte sich an dem Tag um, an dem die Wehrmacht in Athen einmarschierte.
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