Vor 80 Jahren begingen Angehörige der SS im griechischen Dorf Distomo ein Massaker
Von Ulrich Schneider, 9.6.2024 – junge Welt
In ganz Europa findet man Gedenkorte, die unmittelbar mit faschistischen Massenverbrechen verbunden sind, nicht nur Konzentrations- und Vernichtungslager. Sie erinnern daran, wie der »Vernichtungskrieg« zu Lasten der Zivilbevölkerung umgesetzt wurde. Viele erinnern aber auch daran, dass die deutsche Bundesregierung bis heute politische und finanzielle Verantwortung hierfür ablehnt. Ein solcher Ort ist Distomo in Zentralgriechenland. (…)

Tatsächlich ist bis heute keine bundesdeutsche Regierung bereit, den gerechten und begründeten Forderungen des griechischen Volkes nachzukommen. Dabei geht es nicht nur um Entschädigungszahlungen für die Opfer der Kriegsverbrechen, sondern auch um die 1942 von den Nazis zur Bestreitung der Besatzungskosten abgepresste Zwangsanleihe. Als in den 1950er Jahren die Forderung nach Wiedergutmachung erhoben wurde, versuchte die Bundesregierung im März 1960 Griechenland mit einer einmaligen Zahlung von 115 Millionen D-Mark abzuspeisen.
Erst nach der »deutschen Einheit« 1990 begannen in Griechenland öffentliche Debatten um die ausstehenden Forderungen. Den Vertretern der Angehörigen der Opfer von Distomo reichte es nicht, dass bundesdeutsche Politiker die Betroffenen mit salbungsvollen Worten und einem warmen Händedruck abspeisen wollten. (…)
Seit zwanzig Jahren arbeitet – gegründet von deutschen Antifaschisten – ein Arbeitskreis Distomo, der auf erinnerungspolitischer und juristischer Ebene die Interessen der Opfer und ihrer Nachkommen unterstützt. (…)
Video (nur auf Youtube anzusehen)
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