Nach Zugunglück: Griechenland entlässt Polizeichef wegen brutaler Übergriffe gegen Protestierende

AFP News, 18.3.2023

Griechenland hat am Samstag seinen nationalen Polizeichef Constantinos Skoumas entlassen, als es bei Protesten nach dem tödlichen Zugunglück zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten gekommen war. Das Büro des Premierministers teilte mit, dass Polizeichef Constantinos Skoumas weniger als zwei Monate nach seiner Bestätigung im Amt entlassen worden sei. „Die Ernennung eines neuen Polizeichefs zielt darauf ab, eine positivere und effizientere Umsetzung moderner polizeilicher Einsatzpläne zur Sicherheit der Bürger einzuführen“, so das Büro des Premierministers.

Bei den jüngsten Protesten am Donnerstag, 16.3., wurde ein Einsatzkommando der Bereitschaftspolizei dabei gefilmt, wie es friedliche Demonstranten auf dem zentralen Syntagma-Platz in Athen angriff und schlug. Außerdem wurde ein Abschleppwagen der Polizei gefilmt, der eine Gruppe von Demonstranten rammte, die versuchten, eine Straße in Athen mit Mülltonnen zu blockieren.


Während des Streiks am Samstag raste ein Kranführer der Polizei wie wild durch eine Menschenmenge an der Akademie und behauptete später: Wenn ich angehalten hätte, wäre ich angegriffen worden, ich hätte es nicht lebend herausgeschafft. Hier ist das vollständige Video des Versuchs der Anarchisten, den Polizeikran zu blockieren.

Das Zugunglück hat wochenlange wütende und gelegentlich gewalttätige Proteste ausgelöst und die konservative Regierung von Premierminister Kyriakos Mitsotakis im Vorfeld der für Mai erwarteten Wahlen stark unter Druck gesetzt. Bei den meisten Opfern handelte es sich um Studenten, die von einem langen Ferienwochenende zurückkehrten.

„Wir werden aus unseren Fehlern lernen“, sagte Mitsotakis am Samstag bei einem Wahlkampfauftritt in Athen. „Ein Fehler wird erst dann zum Fehler, wenn er wiederholt wird.“

Der griechische Verkehrsminister trat nach der Katastrophe zurück, und der Bahnhofsvorsteher, der während des Unfalls Dienst hatte, sowie drei weitere Bahnbeamte wurden angeklagt und müssen mit einer möglichen lebenslangen Haftstrafe rechnen.

Die Eisenbahngewerkschaften hatten jedoch schon seit langem vor den Problemen gewarnt und gesagt, das Netz sei nach einem Jahrzehnt der Ausgabenkürzungen unterfinanziert, unterbesetzt und unfallanfällig. Der amtierende Verkehrsminister Georgios Gerapetritis kündigte an, dass der Zugverkehr, der nach dem Unfall ausgesetzt worden war, ab dem 22. März schrittweise wieder aufgenommen werden würde.

Doch die Sicherheitsbedenken bleiben groß.

Gerapetritis und frühere Verkehrsminister werden am 20. März vor einem Parlamentsausschuss erscheinen, um Fragen der Abgeordneten zu der Tragödie zu beantworten. Der Minister sagte am Samstag, er werde im Laufe der Woche nach Brüssel reisen, um mit EU-Beamten über „technische Unterstützung“ zur Verbesserung der Sicherheit zu sprechen.

Der Zugverkehr werde bis zum 16. April wieder vollständig hergestellt, und die Regierung wolle bis Ende September automatische Sicherheitssysteme einführen.

Originaltext (engl.)

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