Tausende machen die Regierung weiter für das Zugunglück in Griechenland verantwortlich. Am Donnerstag ist der nächste Protest geplant.
Von Ferry Batzoglou, 15.3.23 – TAZ
Es war ihr letzter Dialog, ihr allerletzter Funkkontakt vor der Katastrophe. Der Lokführer des IC 62 an den Stationsvorsteher im Bahnhof Larissa: „Hört mich Larissa?“ Die Antwort aus Larissa: „Er hört. Mit der Nummer 47 fährst du über die rote Ausfahrtsampel zur Einfahrtsampel in Neoi Poroi (dem nächsten Bahnhof nach Larissa).“ Lokführer: „Vassilis, fahre ich jetzt los?“ Stationsvorsteher: „Fahr los, fahr los.“ Lokführer: „Schönen Abend.“ Stationsvorsteher: „Alles Gute.“ Kurz darauf ist der Lokführer tot, der Bahnhofsvorsteher von Larissa wird verhaftet.
Der Grund dafür: Der Intercity IC 62 war am 28. Februar um 23.21 Uhr und 19 Sekunden auf Hellas’ mit Abstand wichtigster Zugstrecke von Athen nach Thessaloniki im Tempital nahe dem Berg Olymp in voller Fahrt mit einem Güterzug frontal zusammengestoßen. Sofort brach ein Feuer aus.
Die vorderen Waggons des Intercity verschmolzen auf einen Schlag zu einer unförmigen Masse. 57 Menschen, darunter viele Studierende, die nach einem Feiertag zu ihrem Studienort in Thessaloniki zurückkehren wollten, kamen ums Leben. (…)
Der vielfach tödliche Frontalcrash brachte geradezu ungeheuerliche Sicherheitslücken im griechischen Zugverkehr zum Vorschein. Ohne ein elektronisches Leit- und Überwachungssystem und ohne funktionierende Ampeln erfolgte die Steuerung nur manuell und per Funk. Und dies, obschon der IC des Zugbetreibers Hellenic Train mit seiner Siemens-Lokomotive vom Typ HellasSprinter ein Tempo von bis zu 200 Kilometer pro Stunde erreicht. Menschliches Versagen, wie offenbar bei der Zugtragödie in Tempi, mit verheerenden Folgen. (…)
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