Zu klärendes . . . .

Die Entwicklung in Griechenland stellt die Linke insgesamt vor wichtige Fragen:

  • Was beinhaltet internationale Solidarität, wenn es nicht eine abstrakte Parole bleiben soll und andere auffordert, für uns Kämpfe zu führen?
  • Wie ist ein Grexit unter den gegebenen Bedingungen zu bewerten? Wie würde sich der Austritt aus der Eurozone (der ja nicht vorgesehen ist) für die Menschen gestalten?
  • welchen künftigen Entwicklungen müssen wir uns stellen, wenn es in der EU einen Konsens gibt, dass eine nationale Regierung links von der Sozialdemokratie nicht geduldet wird?
  • Wie ist unsere generelle Haltung als Linke zum undemokratischen EU- Konstrukt generell? Was soll daran von linken verteidigt werden? Gibt es eine alternative Europakonzeption von links, die eine kontinentale Perspektive ohne dieses Bankeneuropa entfaltet?

Mit der Zusammenstellung folgender Papiere möchten wir einen Beitrag zur Qualifizierung und Differenzierung der notwendigen Debatte leisten, die ebenfalls in unserem Solidaritätskomitee geführt wird.

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Die Machtprobe in Griechenland und die Dringlichkeit einer linken Strategiedebatte

Die Machtprobe in Griechenland und
die Dringlichkeit einer linken Strategiedebatte

Ligue Communiste Révolutionnaire / Socialistische Arbeiderspartij (Belgien)*

Die temporäre „Lösung“ der Krise in Griechenland (die in Wahrheit eine Krise der EU ist) wurde erreicht über eine beispiellose Verschärfung der Ausbeutung der Lohnabhängigen, eine weitere Ausplünderung ihres Landes und die Entmachtung ihrer Institutionen. Dies ist eine bedeutende Zäsur. Dass diese „Lösung“ durch die Führung von Syriza um Tsipras hingenommen wurde, obwohl nur eine Woche zuvor das von eben dieser Regierung veranlasste Referendum ein massives Votum gegen die Sparpolitik erbracht hat, macht die gesamte Linke betroffen, die für eine Alternative zur neoliberalen Sparpolitik kämpft.
Durch die sich überschlagenden Ereignisse wird diese Linke einschließlich der griechischen, wo der linke Flügel von Syriza nicht eingeknickt ist, vor eine entscheidende Strategiedebatte gestellt, nämlich die, wie soziale und politische Kämpfe – sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene – miteinander verknüpft werden können, welche Position gegenüber dem Euro und der EU bezogen werden soll und welche politische und institutionelle Orientierung eingeschlagen werden soll. Zu dieser für die Zukunft der Linken lebenswichtigen Debatte stellt die LCR-SAP [Belgien] die folgenden Thesen zur Debatte.
1. Das griechische Szenario, das mit dem Wahlsieg einer Partei beginnt, die als Alternative zur sozialdemokratischen Sparpolitik angetreten ist, und das nur sechs Monate später in einen noch härteren Sparkurs einmündet, offenbart für die Linke und die Arbeiterbewegung, welch enormes Hindernis nicht nur der Euro, sondern auch die EU darstellt. Diese steht mitnichten für Frieden, Fortschritt und Demokratie, sondern für ein despotisches Gebilde aus Institutionen und Regeln, die vollständig dem Nutzen und Frommen der Industrie- und Finanzkonzerne unterworfen sind. Deren Ziel ist es, mit den sozialen und demokratischen Errungenschaften ein für alle Mal aufzuräumen, um besser für die Konkurrenz auf dem kapitalistischen Weltmarkt gewappnet zu sein.
2. Wenn dieses dritte Memorandum durchkommt, dann ist diese Niederlage für die Ausgebeuteten und Unterdrückten in Griechenland in erster Linie auf die Feigheit der traditionellen Führungen der Arbeiterbewegung und der politischen und gewerkschaftlichen Linken in Europa und auf deren Tatenlosigkeit oder gar Komplizenschaft mit der Troika zurückzuführen. Dies ist das Ergebnis jahrzehntelanger Kollaboration der Sozial- und Christdemokraten und des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) beim „Aufbau Europas“. Zugleich aber resultiert diese Niederlage auch aus der politischen Strategie der Syriza-Führung, die auf der fatalen Illusion beruhte, einen Kompromiss im Rahmen der EU und des Euro herbeiführen zu können. Und diese Illusion hat Tsipras letztlich veranlasst, den Willen des griechischen Volkes, wie er im Referendum klar zum Ausdruck gebracht worden war, auf dem Altar des „Respekts“ vor diesen Institutionen und des „Verantwortungsbewusstseins“ für deren „Stabilität“ zu opfern.
3. Dass die neuerlichen Sparauflagen für das griechische Volk so hart ausfallen, spiegelt die Angst der herrschenden Klassen in Europa wider, die durch den Sieg von Syriza und den Zerfall der griechischen Sozialdemokratie und damit den Wegfall der sozialintegrativen Variante bürgerlicher Herrschaft ausgelöst worden war. Angst auch vor einer möglichen Ansteckung in Europa, namentlich über Podemos in Spanien. Angst aber v. a. angesichts der großartigen Mobilisierung der Straße, die im Sieg des NEIN zum Ausdruck kam und in eine unkontrollierbare Dynamik überzuschwappen drohte.
4. Damit ist erwiesen, dass eine soziale, demokratische und ökologische Politik nicht machbar ist, ohne die EU auszuschalten. Die Alternative liegt nicht darin, wieder zum Nationalstaat zurückzukehren, was nur Krieg zwischen den europäischen Mächten bedeuten kann, sondern einen langfristigen Kampf zu führen, der die EU lahmlegt und dann zerschlägt, um sie durch etwas völlig Neues zu ersetzen: die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa.
5. Um zu einem solchen anderen Europa und somit zu einer Konstituierenden Versammlung der europäischen Völker zu gelangen, bedarf es einer umgehenden Koordinierung der Kämpfe gegen die Sparpolitik. Dass dies so schwierig ist, liegt nicht nur an der Politik der traditionellen (Arbeiter)organisationen, sondern auch an der enorm unterschiedlichen Situation und Entwicklung in den einzelnen Ländern und der Spaltung zwischen ihnen. Dies wird von der EU noch geschürt und vertieft, indem die internationale Arbeitsteilung und die ungleiche Entwicklung in Europa weiter vorangetrieben werden. Eine linke Regierung in einem Land muss daher auf die internationalistische Solidarität und die Mobilisierung von unten setzen, indem sie die Sparpolitik und die Zwangsvorgaben von oben ablehnt. Und sie muss damit die Voraussetzungen schaffen, dass sich diese Kämpfe auf andere Länder ausdehnen und sie gemeinsam wirkmächtig werden können und somit die EU und die Euro-Zone zunehmend unregierbar machen.
6. Der Austritt aus dem Euro ist für sich nicht ausreichend, um mit der Sparpolitik zu brechen, wie das Beispiel Großbritannien zeigt. Allerdings ist ein solcher Austritt für das griechische Beispiel und für die anderen „peripheren“ Länder – die also nicht zum Machtzentrum der EU gehören – unabdingbar.
7. Dies bedeutet nicht, dass der Austritt aus dem Euro die zentrale Achse eines Alternativprogramms darstellen soll. Selbst in Griechenland, wo sich diese Frage unmittelbar aufdrängt, muss im Mittelpunkt eines solchen Programms stehen, dass jedwede Sparpolitik abgelehnt und eine soziale, ökologische, antikapitalistische und demokratische Politik umgesetzt wird, die die Lebensumstände der Lohnabhängigen, Jugend, Frauen, Bauern und Opfer des Rassismus unmittelbar verbessert.
8. Den Austritt aus dem Euro in den Mittelpunkt einer alternativen Politik zu stellen, hieße, sich unnötig an der weitverbreiteten Vorstellung abzuarbeiten, wonach die Währung nur ein „neutrales“ technisches Tauschinstrument sei und nicht auch Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse. Zudem spielt man damit auch den Nationalisten und Rechtsextremen in die Hände, die die Illusion verbreiten, dass im nationalen Rahmen eine harmonische Entwicklung von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt möglich sei. Obendrein schwächt dies die internationalistische Solidarität, die nicht nur für die Kämpfe in Griechenland entscheidend ist, sondern auch, weil die wirtschaftliche Integration auf dem Kontinent eine europaweite antikapitalistische Orientierung erfordert, um die sozialen Bedürfnisse zu befriedigen und den ökologischen Erfordernissen zu genügen.
9. Unter den gegebenen Umständen, also außerhalb einer (vor)revolutionären Phase, kann dieses Ziel nur erreicht werden, wenn die Sparpolitik ohne Wenn und Aber abgelehnt wird und eine kompromisslos demokratische Politik unter Respektierung der Souveränität des Volkes betrieben wird. Dazu gehören konkrete Maßnahmen zur Selbstverteidigung gegen Sabotage der Kapitalisten von innen und außen: Vergesellschaftung der Banken, Kapitalverkehrskontrolle, Erfassung und Besteuerung der Vermögen, Einstellung des Schuldendienstes und Annullierung der Schulden sowie Arbeiterkontrolle in den Unternehmen.
10. Der Schlüssel zur Lösung liegt nicht in der Erstellung eines „Plan B“, also einem mehr oder weniger technischen Maßnahmenkatalog, was naturgemäß einen „Plan A“ voraussetzt, nämlich die Beibehaltung des Euro. Vielmehr geht es um eine soziale Strategie, die auf der Erringung der ideologischen Hegemonie fußt, indem die Ausgebeuteten und Unterdrückten auf einer gemeinsamen Grundlage mobilisiert werden, wo sich die Massen gegen die Logik des Kapitalismus und die sie verkörpernden europäischen Institutionen erheben.
11. Eine solche Strategie muss klar und deutlich machen, dass sie zum Bruch bereit ist, ohne sich um die institutionelle Krise zu scheren, die dies in der EU auslösen würde, oder den Glaubwürdigkeitsverlust, den dadurch der „Aufbau Europas“ und die „Stabilität des Euro“ erleiden würden. Nur so kann man aus der Defensive in die Offensive gelangen, weil dadurch die Ausgebeuteten und Unterdrückten massenhaft mobilisiert werden können. Die Woche der Mobilisierungen zum NEIN beim Referendum in Griechenland hat gezeigt, welch gewaltige soziale Energie auf diese Art freigesetzt werden kann und welche Anziehungskraft davon für die Lohnabhängigen, Frauen und Jugendlichen in Europa und aller Welt ausgeht.
12. Unser Gegner ist nicht Deutschland, sondern der Kapitalismus und seine Institutionen, zuvörderst diejenigen in der EU. Die Einheitswährung Euro wird nicht Europa von Deutschland aus aufgezwungen, sondern dient dem europäischen Kapital, seine Transaktionskosten zu reduzieren, die Finanzwirtschaft zu stärken und den multinationalen Konzernen einen großen Absatzmarkt zu sichern. Der Neoliberalismus ist kein deutsches Dogma, das aus der lutherischen Ideologie oder der Nazi-Vergangenheit Deutschlands stammt, sondern die einzig wirklich existente Form des internationalen Kapitalismus, der in seiner auswegslosen sozialen und ökologischen Sackgasse gefangen ist. Die deutsche Vormachtstellung in der EU ist nicht die Herrschaft einer Nation, sondern des Kapitals, unter dem die deutschen Lohnabhängigen genauso zu leiden haben. Hüten wir uns also vor demagogischen Floskeln, die nur vom wirklichen Feind ablenken. Die Alternative lautet nicht eine „Front der Demokraten“ gegen Deutschland, sondern eine Front der Ausgebeuteten und Unterdrückten gegen das Kapital und seine Institutionen. Die belgischen Unternehmer, Banken und Regierung haben, wie ihre Vorgänger unter sozialdemokratischer Beteiligung, den Klassenkrieg gegen die einfache Bevölkerung in Griechenland aktiv unterstützt, weil sie davon profitiert haben.
13. Die Strategie, die wir vorschlagen, setzt auf einen Wiederaufbau der Arbeiterbewegung und der Linken sowohl auf politischer als auch gewerkschaftlicher Ebene. Beide Dimensionen lassen sich nicht voneinander trennen. Einerseits ist der Aufbau neuer Parteien links der Sozialdemokratie und der Grünen angesichts der Massenarbeitslosigkeit, der Konvergenzkriterien seitens der europäischen Institutionen und der völligen und unumkehrbaren neoliberalen Degeneration der Sozialdemokratie dringlicher denn je. Andererseits brauchen wir angesichts der Härte der uns bevorstehenden Kämpfe eine tiefgreifende soziale Mobilisierung, also soziale Bewegungen, die demokratisch organisiert sein müssen und in die die Lohnabhängigen und Jugendlichen an ihren Arbeits- und Wohnstätten aktiv engagiert sind. In diesem Zusammenhang ist es von strategischer Bedeutung, dass die Mitglieder ihre Gewerkschaften wieder unter Kontrolle bekommen, und dass falsche Vorstellungen bekämpft werden, die „gewerkschaftliche Unabhängigkeit“ mit politischer Neutralität in einen Topf werfen.
14. Der Kampf geht weiter, zum Teil in einem anderen Kontext. Momentan ist der Ausgang noch ungewiss, aber wenn die Troika sich durchsetzt, dann wird die EU an sich diskreditiert sein und das Zugpferd Deutschland noch mehr. Zugleich werden damit die griechische Krise und besonders die Schuldenkrise weder mittel- noch langfristig gelöst sein, während der Euro unter Beschuss geraten wird. In Griechenland ist eine politische Neuzusammensetzung der radikalen Linken angesagt, um der im Parlament angestrebten „nationalen Einheit“ der Jasager eine Alternative entgegenzusetzen. Mehr denn je geht es um aktive Solidarität mit den Lohnabhängigen und Jugendlichen in Griechenland. Überall muss der Kampf gegen das Spardiktat und für eine politische Konsequenz dieses Kampfes wieder aufgenommen und radikalisiert werden, wobei wir die Lehren aus dem Beispiel Griechenlands ziehen müssen.
15. Für uns in Belgien sind die Parallelen offensichtlich. Tsipras wollte ein Referendum, „um besser verhandeln zu können“, und unsere Gewerkschaftsapparate wollen einen Aktionsplan, „um eine Verständigung mit den Unternehmern zu erreichen“. Möge der Fall Griechenlands uns zeigen, wohin eine solche „verantwortungsvolle“ Strategie führt, wenn wir unseren Organisationen nicht dazu bewegen, einen anderen Kurs einzuschlagen.
15. Juli 2015

Aus dem Französischen übersetzt von MiWe
* Die LCR-SAP (Revolutionär Kommunistischer Bund/Sozialistische Arbeiterpartei) ist die belgische Sektion der IV. Internationale.
http://www.lcr-lagauche.org/lepreuve-de-force-grecque-et-lurgence-du-debat-strategique-a-gauche/
http://www.sap-rood.org/de-griekse-krachtmeting-en-de-dringende-nood-aan-een-strategisch-debat-binnen-links/

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Solidarität mit den politischen Gefangenen vom 15. Juli

Solidarität mit den politischen Gefangenen vom 15. Juli
Gegen die Polizeigewalt

Die Koalitionsregierung, die das neuerliche Memorandum in der Tradition ihrer Vorgängerregierungen verabschiedet hat, hat gezeigt, dass sie weder die neuen, für die Lebensbedingungen der griechischen Bevölkerung ruinösen Sparmaßnahmen durchsetzen kann noch die im Referendum zum Ausdruck gekommene massenhafte Ablehnung der Austeritätspolitik durch die Lohnabhängigen einfach ignorieren kann, ohne zur ultima ratio sozialer Herrschaftsverhältnisse zu greifen – staatlicher Polizeigewalt und Repression.
Als in der Nacht vom 15. Juli, dem Tag des Generalstreiks in dem öffentlichen Dienst, den Kommunalbehörden und den Krankenhäusern gegen das neue Memorandum, eine von Gewerkschaften, Parteien und Basisorganisationen organisierte Demonstration stattfand, reagierte die Polizei der „Linksregierung“ mit äußerster Härte. Staatsschutzpolizisten griffen, ohne provoziert worden zu sein, den Teil des Demonstrationszuges an, wo die Mitglieder von OKDE-Spartakos mit ihren Fahnen liefen, verprügelten sie und nahmen sie fest. Gemeinsam mit anderen festgenommenen Demonstranten wurden zwei Genossen der OKDE, nachdem sie auch in Haft misshandelt worden waren, am 16. Juli dem Staatsanwalt vorgeführt, wobei ihnen lächerliche und falsche Anschuldigungen vorgehalten wurden. Am 22. Juli soll ihnen der Prozess gemacht werden. Bei den beiden handelt es sich um Manthos Tavoularis, Angestellter im Buchhandel und Gewerkschaftssekretär der Buchhandelsgewerkschaft, und um Michalis Goudoumas, Sozialarbeiter und Mitglied der Gewerkschaft der Beschäftigten der Stiftung für das Kind „Pammakaristos“.
Gemeinsam mit ihnen soll auch 15 weiteren Aktivisten, die die gleiche Prozedur erlebt hatten, der Prozess gemacht werden.
Diese Regierung macht unmissverständlich klar, wo sie ihre Bündnispartner und wo ihre Gegner sieht. So peitschte sie im Parlament das Memorandum gemeinsam mit den bürgerlichen Parteien durch, sekundiert von den Medien, dem griechischen und europäischen Kapital und den internationalen Institutionen.
Gegen politische Organisationen der antikapitalistischen Linken, Gewerkschafter und politische AktivistInnen, die in den letzten Jahren gegen die Sparpolitik und die autoritären Gesetze gekämpft und beim Referendum aktiv für das NEIN mobilisiert haben und die für die Emanzipation der arbeitenden Klassen streiten, setzt es dagegen unvorstellbare Gewalt unter Einsatz der berüchtigten Prätorianergarde. Eine Regierung, die in autoritärer Weise aus dem überwältigenden Sieg des NEIN ein linkes Memorandum gestrickt hat, greift jetzt zur Repression. Damit jedoch können sie uns, die wir auf Seiten all derjenigen kämpfen, die NEIN BIS ZULETZT sagen, nicht schrecken.
Daher zeigen wir uns solidarisch mit all unseren GenossInnen, die am 15. Juli ins Kreuzfeuer polizeilicher Repression geraten sind, und fordern die umgehende Rücknahme aller Anklagepunkte.
Wir rufen zu Protesten vor dem Gericht von Evelpidon am 22. Juli um 9 Uhr auf.
Organosi Kommouniston Diethniston Elladas – Spartakos (OKDE-Spartakos)
Organisation der Internationalistischen Kommunisten Griechenlands (Spartakos)
Aus dem Englischen übersetzt von MiWe
http://internationalviewpoint.org/spip.php?article4134 (veröffentlicht am 17.7.2015)

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Kein neues Memorandum in unserem Namen!

Kein neues Memorandum in unserem Namen!

Erklärung des Red Network
(Teil der Linken Plattform von SYRIZA)
15.7.2015

Nur eine Woche nach dem massiven „Ochi!“ (Nein!) [61,3 %] im Referendum vom 5. Juli sind der führende Kern der Regierung und Alexis Tsipras von Verhandlungen in Brüssel zurückgekehrt, in denen sie einem gigantischen Memorandum zugestimmt haben, das sozial und finanziell härter ist als die beiden vorausgegangenen [2010 und 2012] und einen weitaus stärkeren kolonialen Charakter hat.

● Dieses Memorandum droht die Mehrheit der Gesellschaft zu zermalmen, die von ihrer Arbeit lebt und in den vergangenen fünf Jahren extremer Sparpolitik unter den beiden früheren Memoranden ge¬lit¬ten hat, die alles beseitigt haben, was von den Errungenschaften nach all den Jahren geblieben ist.
Tsipras und die Regierung haben das gewaltige „Ochi“ der griechischen Bevölkerung verraten, indem sie ein Abkommen abgeschlossen haben, das schlimmer ist als der Vorschlag von Juncker, der im Re¬ferendum auf Drängen der Regierung abgelehnt worden war.
Mit seinen beispiellosen kolonialen Klauseln vollendet dieses Memorandum die verhängnisvolle Auf¬gabe, Griechenland in eine Schuldenkolonie innerhalb der EU zu verwandeln. Es ist eine Schande für die Linke, denn die Zustimmung erfolgte in ihrem Namen und durch die Führung einer Partei der Lin¬ken und durch eine Regierung, die von dieser Partei dominiert wird, die die Regierungsgewalt gerade wegen ihrer historischen Verpflichtung errang, die Memoranden abzuschaffen und die Sparpolitik abzulehnen.

● Dieses neue Memorandum stürzt wesentlich und praktisch die von SYRIZA geführte Regierung: programmatisch, aber auch politisch, denn es verwandelt SYRIZA in eine Regierung der Sparpolitik, mit einer zunehmend die Sparpolitik befürwortenden Zusammensetzung (umso mehr nach dem Rück¬zug der linken Kabinettsmitglieder und der potenziellen Öffnung für das Lager der Sparpolitik).
Dies wird eine zerstörerische Auswirkung auf SYRIZA selbst haben, indem sie dazu erpresst wird, eine Verfechterin der Durchsetzung der Sparpolitik zu werden; ihre Verbindungen zur werktätigen Mehrheit der Bevölkerung zu lockern und sich gegen sie zu wenden; sich in eine sozialliberale Partei der Sparpolitik und des Autoritarismus zu verwandeln.
Das neue Memorandum ist ein doppelter Schlag gegen die fundamentalen Prinzipien der Linken und ihre moralische Kraft, indem die Menschen betrogen werden, die den langjährigen Versprechen ge¬glaubt haben, die Memoranden abzuschaffen und die Sparpolitik zu überwinden, aber auch all diejeni¬gen, die zu dem enormen „Ochi!“ des Referendums beigetragen haben.
Es ist eine Beschönigung des Systems der Sparpolitik und seiner Parteien, indem ihnen die Chance gegeben wird zu behaupten, dass SYRIZA und die Linke ein Memorandum zustande gebracht haben, das schlimmer ist als ihr eigenes. Es behindert uns im Kampf gegen den lokalen und internationalen Kapitalismus, denn es lässt ihn allmächtig erscheinen, fähig eine linke Regierung zu demütigen und zu zerstören.

● Aus all diesen Gründen stellt das neue Memorandum die ernste Gefahr einer massiven Desillu¬sio¬nierung innerhalb der Linken und der sozialen Bewegungen dar, während es ebenso die Gefahr schafft, dass die Unzufriedenheit in der Bevölkerung von der Rechten, der extremen Rechten und den Faschisten ausgenutzt wird.
Doch wenngleich dies alles Gefahren sind, die aus diesem Abkommen herrühren, und seine ersten Fol¬gen bereits sichtbar sind, so ist der Kampf für seine Annullierung doch nicht vergebens. Im Gegenteil, das Potenzial für die Blockierung und Annullierung des neuen Memorandums, aber auch für das Hissen des linken Banners, auf das manche in krimineller Weise treten wollen, ist groß!
Die Menschen des „Ochi!“ – diese massive Kraft und Klassenallianz der Lohnabhängigen, der Armen und der Jugend, die im Kampf um das Referendum zutage trat, besteht weiter. Dies ist für uns der Be¬weis, dass der Wille zum Kampf ebenso wie die Wut über ihre Lage nicht nur nicht abgeklungen ist, sondern an der Basis der Gesellschaft zugenommen hat. Die Führung des Kampfes gegen das neue Memorandum kann in neue Hände geraten! Das bedeutet, dass der Kampf mit demselben Ziel wie bisher weitergehen wird: Abschaffung der Memoranden und ein Ende der Sparpolitik.
Und auch SYRIZA – die linke SYRIZA mit ihrer radikalen Seele – existiert weiterhin. Die Regierung und die Gemäßigten in der Partei betrachten sie zurecht als ein Hindernis für die Durchsetzung und Verwirklichung des neuen Memorandums und drohen mit Disziplinarmaßnahmen und Ausschlüssen. Sie verlangen Gefolgschaft gegenüber den Parteibeschlüssen.
Aber was für die Linke vor allem zählt ist Gefolgschaft entsprechend ihrem Programm und ihrer po¬litischen Strategie – darunter Abschaffung der Memoranden, Überwindung der Sparpolitik, Ableh¬nung der Schulden und die Durchsetzung der elementaren Maßnahmen, wie sie im SYRIZA-Pro¬gramm von Thessaloniki formuliert sind –, Gefolgschaft gegenüber den unverletzlichen Prinzipien und Werten der Linken und Gefolgschaft gegenüber den kollektiven Entscheidungen, die getroffen wurden, um sie zu verwirklichen.

● Für SYRIZA bedeutet dies Gefolgschaft gegenüber dem Programm ihres Gründungsparteitags, gegenüber ihrem Engagement vor den Wahlen, gegenüber ihrem Programm von Thessaloniki, gegen¬über dem Mandat, das ihr die Bevölkerung durch die Wahlen vom 25. Januar verliehen hat, gegenüber dem Mandat des „Ochi!“ vom 5. Juli.
Wir sind die SYRIZA, die an alldem festhält und diejenigen zur Disziplin ruft, die es wagen, auf das doppelte Mandat der Bevölkerung und die Prinzipien, Werte und kollektiven Entscheidungen von SYRIZA mit Füßen zu treten. Für die Linke bedeutet Disziplin nicht Disziplin gegenüber den willkü¬rlichen Beschlüssen des „Führers“ und des engen Zirkels um seine Person!
Jetzt ist die Zeit gekommen für diese SYRIZA in den Kampf zu treten und die verheerende Entscheidung, ein neues Memorandum abzuschließen, zu durchkreuzen.

● Schließlich, und dies ist nicht von geringster Bedeutung, gibt es auch die Linke jenseits von SYRIZA, jene der sozialen Bewegungen und des „Ochi!“ beim Referendum. Welche Fehler auch im¬mer gemacht wurden, welche Meinungsverschiedenheiten wir auch hatten – wir trafen uns in den letz¬ten Jahren auf den Straßen und in den Kämpfen und wir gewannen die Schlacht des Referendums vom 5. Juli. In diesem neuen Zyklus sozialer und politischer Kämpfe müssen und können wir Seite an Seite zusammenstehen!
Unser Kampf ist gleichzeitig ein Kampf gegen Demoralisierung und Enttäuschung – für ein neues En¬gagement unsererseits im Massenkampf. Nicht durch Moralisieren und nicht, weil es unsere „Pflicht“ ist, sondern auf der Basis von sowohl Vernunft und Fantasie, basierend auf der realistischen Annahme, dass wir siegen können!
Zusammen können die Menschen des „Ochi!“ und die Partei des „Ochi!“, die SYRIZA ist – die Kräfte von SYRIZA, aber auch die Kräfte der restlichen Linken, für die „Nein“ „Nein“ bedeutet und nicht ein „Vielleicht“ werden kann oder, schlimmer noch, ein „Ja“ – in diesen Kampf eintreten und ihn auch ge¬winnen!
Aus dem Englischen und Französischen übersetzt von Hans-Günter Mull

Grèce: «Non au nouveau mémorandum, non à l’austérité, non aux privatisations»


http://socialistworker.org/2015/07/15/no-new-memorandum-in-our-name

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Ein Aufschrei aus Idomeni/Griechenland

Wo Europa Augen und Ohren schließt und Verbote erlässt, da wachsen kriegsähnliche Gefahren heran und bereichern sich mafiose Gruppen an hilflosen Flüchtlingen: Die Züge syrischer, afghanischer und afrikanischer Flüchtlinge an den Grenzen Nordgriechenlands zu FYROM (Mazedonien)

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Flüchtlinge bei Polýkastro, Kilkis, Griechenland Quelle: Vasilis Tsartsanis

Wir fordern die Politiker und Politikerinnen Deutschlands auf, nach Nordgriechenland zu kommen und Augenzeugen zu werden des Elends und der Todesgefahr unzähliger Flüchtlinge an den „Grenzen innerhalb Europas“! Dieser explosive Brennpunkt ist nicht im Bewusstsein unserer Verantwortlichen! Tausende Männer, Frauen und Kinder kommen per Bahn oder viele Kilometer zu Fuß, hausen erschöpft auf Feldern und im Schilf nahe der Grenze. In Gruppen ziehen sie mit Schleppern und anderen Grenzhelfern los. Die mazedonischen Grenzbeamten wehren oft tagelang ab, dann wieder lassen sie Gruppen weiterziehen. Diese wappnen sich dabei mit Stöcken und Stangen, weil sie wissen, dass jenseits der Grenze Banden und auch (Polizei-) Einheiten auf sie warten, um ihnen ihr letztes Hab und Gut und auch ihre wertvollen Pässe zu entreißen. Diese zirkulieren vielfach später in Europa und bieten u.a. auch kriminellen Kräften Schutz. Täglich werden Fälle von Gewalt durch Banden registriert. Flüchtlinge kommen schwer verletzt zurück, blutende und zerschlagene Menschen und finden dabei kaum Versorgung in dem kleinen 20 km entfernten Gesundheitszentrum in Polikastro, das währenddessen noch nicht einmal einen Krankenwagen zur Verfügung hat. Das 50km entfernte Krankenhaus in Kilkis ist kaum erreichbar ohne Hilfe Dritter. Viele jedoch melden sich trotz Verletzungen nicht aus Angst vor Inhaftierung. Sie versuchen es dann trotzdem immer wieder, über die Grenze nach Norden zu gelangen… Weiterlesen

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Sie betteln um Wasser! Die humanitäre Krise ist längst da

Berichte vom Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte vdää
Maintal, 9. Juli 2015

Sie betteln um Wasser! Die humanitäre Krise ist längst da

Sie betteln um Wasser – die meist aus Syrien Geflüchteten am griechisch-makedonischen Grenzübergang Idomeni: Die griechische Bevölkerung aus den umliegenden Städten und Dörfern hat Solidaritäts-Komitees gebildet; sie fahren oft zusammen mit KollegInnen von der Solidarischen Praxis Thessaloniki mehrmals in der Woche auf eigene Kosten hin und bringen Wasser, Lebensmittel, Toilettenartikel und rudimentäre medizinische Versor- gung, um das schlimmste zu verhindern. „Es ist entsetzlich zu erleben, wie Menschen aus Gebüschen gekrochen kommen und nach Wasser und Essen betteln müssen“, so Nadja Rakowitz, Geschäftsführerin des vdää, die am 8. Juli mit dem Soli-Komitee vor Ort war.
Der vdää appelliert an die politisch Verantwortlichen in der EU, diese menschenun- würdige Situation umgehend zu beenden und die Griechinnen und Griechen damit nicht alleine zu lassen.
Die Menschen aus Syrien und anderen kriegsgebeutelten Ländern werden nach Europa kommen und die höchsten Mauern werden sie nicht aufhalten. Dieser Realität muss sich die EU stellen und gewährleisten, dass Flüchtlinge sich frei in Europa bewegen können und sichere Wege in die Länder finden, in denen sie wirklich ankommen wollen und können.
An die deutsche Bevölkerung appellieren wir, praktische Solidarität zu üben. Unterstützen Sie die Solidaritäts-Komitees oder achten Sie auf Ihren Urlaubsrouten in Griechenland auf Menschen, die an der Landstraße entlang zu Fuß und mit Kindern und alten Menschen auf der Flucht sind und bieten Sie ihnen Hilfe in jeder Form an. Machen Sie Ernst mit dem Gedanken der Europäischen Solidarität.
Prof. Dr. Wulf Dietrich
(Vorsitzender des vdää)

Kontakt vor Ort:
in Griechisch und Englisch: Katerina Notopoulou (Mitglied verschiedener Solidaritäts-Initiativen in Thessaloniki und auch von Kalathaki), Tel: 0030 697 924 4100
in Deutsch: Nadja Rakowitz, Tel 0049 172 185 8023

Zur direkten Unterstützung der Solidaritäts-Komitee wenden Sie sich bitte auf Griechisch oder Englisch an die Initiative „Kalathaki“ (Das Körbchen): kalathaki2015@gmail.com

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Auch in Köln – Solidarität mit Griechenland !

Von Horst Hilse

polIm rechtsrheinischen Köln-Kalk versammelten sich heute ca. 50 Personen zu einer kleinen Solidaritätskundgebung mit der Bevölkerung Griechenlands.

Zeitgleich kamen in vielen Ländern Europas parallel zum griechischen Generalstreik Menschen zusammen.

Auf Initiative der SAV strömten bei nur 2 tägiger Mobilisierungszeit und bei schwül heissen Wetterverhältnissen die „üblichen Verdächtigen“ zusammen, um einige Dinge gegenüber der veröffentlichten Meinung in den Konzernmedien richtig zu stellen.
Die Redner fanden deutliche Worte:

– Der Vorschlag von Schäuble, das Staatsvermögen in eine Holding einzubringen, dessen Vorsitzender er selber ist, kommt einer Ausplünderung der griechischen Gesellschaft gleich.

– Das griechische Parlament ist entmachtet, muss es doch vor der Einbringung ins Parlament die Gesetze von den Institutionen (ehemals „Troika“ genannt) absegnen lassen. Abstimmung griechisches Parlament

– Die Machtarroganz der deutschen Regierung wirkt auf Europa insgesamt wie ein Schock und signalisiert den beginnenden Zerfall der EU

– Die Linke muss alles tun, um die politisch abgesegneten Überfälle der ärmeren Länder durch die reichen Länder zu verhindern, da ansonsten dem Kontinent neue Kriege drohen.

DSC_0001Das Werkzeug dieser Überfälle, die unkontrollierten Banken sind unter staatliche Aufsicht zu stellen.

In Griechenland selbst steht der organisierte Bruch mit der kapitalistischen Ausplünderung an:

Kapitalverkehrskontrolle, Entmachtung der Bankvorstände und Enteignungen auch nicht griechischer Banken vor Ort stehen an.

Die Menschen in Europa müssen sich zusammenschliessen, um dem Treiben der Banken ein Ende zu setzen, bevor weitere Länder im Interesse der Profite in den Abgrund gestoßen werden.

Nach einem kurzen Nieselschauer, der aber keine Abkühlung brachte, löste sich die Versammlung nach etwa einer Stunde auf.

Für kommenden Samstag rufen einige Gruppen ab 14 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Kölner Dom auf.

 Fotos h.hilse

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