Griechenland: Wahlsieg der ND entlarvt Bankrott Syrizas und der gesamten offiziellen Linken

Von Robert Stevens, 22.5.2023 – wsws.org

Am Sonntag fanden die griechischen Parlamentswahlen statt. Das vorläufige Wahlergebnis vom Abend (22 Uhr Ortszeit) zeigt einen deutlichen Sieg der rechten Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) mit 40,8 Prozent. Die pseudolinke Partei Syriza (Koalition der radikalen Linken) erlitt eine herbe Niederlage und schnitt mit nur 20 Prozent schlechter ab, als in den Umfragen vorhergesagt wurde.

Newpost.gr 24. Mai

Drittstärkste Kraft wurde die sozialdemokratische PASOK mit 11,6 Prozent. Die stalinistische Kommunistische Partei (KKE) erhielt 7,2 Prozent; die Partei MeRA25 (Europäische Front des Realistischen Ungehorsams) des ehemaligen Syriza-Finanzministers Yanis Varoufakis verpasst voraussichtlich den Einzug ins Parlament mit nur 2,6 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag wie schon 2019 auf einem sehr niedrigen Niveau von rund 60 Prozent.

Es wird erwartet, dass eine zweite Wahlrunde in einem Monat stattfindet und erst dann eine endgültige Regierung gebildet wird. Aber schon jetzt ist offensichtlich, dass die Wahl den Bankrott und rechten Charakter des gesamten politischen Establishments in Griechenland entlarvt. Die ND konnte nur gewinnen, weil es keine linke Alternative gab. Die pseudolinke Oppositionspartei Syriza, die eine skrupellose Sparpolitik umgesetzt hat, ist in der Bevölkerung zutiefst verhasst.

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Griechische Parlamentswahl: Wer macht das Rennen?

eurotopics – Der tägliche Blick in Europas Presse, 19.5.2023

Am Sonntag wählen die Griechen ein neues Parlament. Die konservative Regierungspartei Nea Dimokratia von Premier Mitsotakis musste nach dem Zugunglück im März zwar Verluste in den Umfragen hinnehmen, liegt aber nach wie vor vorn. Den zweiten Platz hält der frühere Premier Alexis Tsipras von der linken Syriza.

Jungwähler sind entscheidend

Die jungen Griechen können und sollten die Umfragen widerlegen, hofft die linke „Efimerida ton Syntakton“ (16.5.2023):

„Die 432.000 Erstwähler bis 21 Jahre und die 1,4 Millionen jungen Menschen bis 29 Jahre, die in großer Unsicherheit leben, haben allen Grund, sich Sorgen zu machen. Sie haben vor allem deshalb Grund zur Sorge, weil ihre wichtigsten Anliegen in der Wahldebatte so gut wie nicht vorkamen. Dafür ist größtenteils die scheidende Regierung verantwortlich. … Die jungen Leute sind nach wie vor wütend über das Verbrechen von Tempi. … Neue Wähler, die keinen Festnetzanschluss haben und nicht von den altmodischen Umfragen erfasst werden, können am Sonntag alles ändern.“

Ohne Selbstkritik

Das linke Webportal „Imerodromos“ (16.5.2023) hat für die Auftritte der Vorsitzenden der führenden Parteien, Mitsotakis und Tsipras, nur bitteren Spott übrig:

„Der Chef von Nea Dimokratia vermied es, sich selbst einzuschätzen und zu bewerten, trotz seiner ‚hervorragenden Leistungen‘. Er hatte kein Problem damit, stolz auf seine Regierungsarbeit zu sein. … Gleichzeitig verteidigte er die Entscheidungen der Regierung, die das Volk mit unbarmherzig hohen Preisen, Lohnkürzungen, einer zerrütteten öffentlichen Gesundheitsfürsorge und einem öffentlichen Bildungswesen, das ständig kommerzialisiert und privatisiert wird, konfrontiert hat. Mit einer Demokratie, die Abhören und Spitzel zu ihrem Markenzeichen gemacht hat. Der Vorsitzende von Syriza hat seinerseits alles ‚vergessen‘, als wäre er nicht der Premier des dritten Memorandums.“

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Enges Rennen

Parlamentswahlen: Rechte Regierungspartei und Herausforderin Syriza in Griechenland nahezu gleichauf. Kommunisten stabil

Von Hansgeorg Hermann, Chania, 20.5.2023 – junge Welt

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie eine „Regierung der Versager“ aussehen würde? #Wahlen2023

Die Griechen haben mal wieder die übliche Qual der Wahl: Am Sonntag könnten sie an den Urnen die zunehmend verstörend autoritäre Herrschaft des amtierenden rechten Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis beenden und damit einer der einflussreichsten Oligarchenfamilien des Landes einen gewaltigen Teil ihrer politischen Machtbasis nehmen. Oder sie könnten sich mit ihrer Stimme erneut dem reinen Parteifunktionär Alexis Tsipras und dessen Syriza (Koalition der radikalen Linken) zuwenden, deren Regierung sich in den Jahren 2015 bis 2019 vom Brüsseler Finanzkapital in die Knie zwingen ließ und das Land nahezu widerstandslos in eine beispiellose soziale Katastrophe führte. Letzte Meinungsumfragen sagten zu Beginn der Woche ein enges Rennen zwischen Syriza und Mitsotakis’ zu rechtem Nationalismus neigender Partei Nea Dimokratia (ND) voraus.

Die linke Athener Tageszeitung Efimerida ton Syntakton (Efsyn), die sich in den vergangenen Monaten zunehmend dem Lager des Herausforderers Tsipras zuwandte, frohlockte am Mittwoch über ein Umfrageergebnis des Brüsseler Nachrichtenportals Euractiv. Demnach würden ND und Syriza am Sonntag jeweils mehr als 30 Prozent der Wählerstimmen verbuchen – 33,45 Prozent für ND, 32,92 Prozent für Syriza – und bräuchten demnach beide einen Koalitionspartner für eine Regierungsbildung. Als »Königsmacherin« gilt den Medien des Landes die sozialdemokratische Pasok (Panhellenische sozialistische Bewegung), die laut Euractiv auf 9,2 Prozent der Stimmen kommen könnte. (…)

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So stimmt die Jugend

In Griechenland dürfen nun auch Jugendliche mit 16 Jahren wählen. Sieben Erstwähler*innen haben der taz erzählt, für wen sie stimmen wollen – und warum.

Von Ferry Batzoglou, 18.5.2023 – TAZ

Johanna Merkouri, (links) Georgios Papadopoulos, Irini Mandouka wollen eine Wende in Griechenland. Deswegen gehen sie am kommenden Sonntag zum ersten Mal wählen Foto: Ferry Batzoglou

(…) Laut Ex­per­t*in­nen dürfte für den Wahlausgang am 21. Mai wohl zum einen die Wahlbeteiligung maßgeblich sein. Obendrein sei die Stimmabgabe der Jung­wäh­le­r*in­nen ein entscheidender Faktor.

Der Grund dafür ist, dass insgesamt 438.595 der knapp 10 Millionen wahlberechtigten Grie­ch*in­nen zum ersten Mal wählen können. Davon sind 112.097 Wahlberechtigte im Jahr 2006 geboren und somit erst 16 oder maximal 17 Jahre alt. (…)

Zunächst kommen 4 Jugendliche aus besser gestellten Familien zu Wort, dann noch die drei vom Foto oben, die eine Wende in Griechenland wollen.

Das Schülertrio Johanna Merkouri, Irini Mandouka und Georgios Papadopoulos, unisono Jahrgang 2005, besucht die letzte Schulkasse eines Lyzeums an einer stark befahrenen Ausfallstraße in der Hafenstadt Piräus, wo eher einkommenschwächere Grie­ch*in­nen leben. Alle drei sind gerade 18 Jahre alt geworden, für alle ist es die erste Wahl in ihrem Leben. „Ich gehe wählen. Das muss sein. Sonst verändert man nichts“, beteuert Georgios. Gerade ist er von einem Testspiel seines Fußballteams zum vereinbarten Treffen in seiner Schule geeilt. Er habe gewollt, dass er die Ersatzbank drücke, erzählt er. Er sei Torhüter. Seit einem Monat habe er nicht mehr trainiert. „Keine Zeit, wegen der Schulprüfungen.“ Georgios lacht.

Zeit genommen habe er sich jedoch, um sich vor der Wahl gründlich zu informieren. „Ich will wissen, was ich wähle. Nicht das, was meine Eltern wählen oder mir einreden wollen.“ (…)

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Yanis Varoufakis, die Wahlen und die Krise der Linken in Europa

Der griechische Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis und seine paneuropäische Partei DiEM25

Interview: Ferry Batzoglou, 10.5.2023 – TAZ

Mit dem Referendum vom 5. Juli 2015 lehnte die Mehrheit der Griechinnen und Griechen eine Fortsetzung des durch die Troika (EU, EZB und IWF) auferlegten Spardiktats ab. Dennoch kapitulierte Regierungschef Alexis Tsipras (Syriza) und machte aus dem „Nein“ (OXI) ein „Ja“. Der damalige Finanzminister Yanis Varoufakis folgte ihm nicht. Stattdessen gründete er 2015 die paneuropäische Bewegung „Demokratie in Europa“ (DiEM25).

Um bei Wahlen in den einzelnen EU-Ländern kandidieren zu können, musste DiEM25 lokale Parteien ausgründen, für Griechenland wurde es MeRA25, seit 2019 im griech. Parlament vertreten. Fast zeitgleich finden nun die Wahlen in Griechenland (21. Mai) und im Bundesland Bremen (14. Mai) statt. (…)

Frage: Wie hat sich DiEM25 entwickelt?

Wir haben rund 130.000 Mitglieder. Das ist nicht viel. Es müssten viel mehr sein. Wir sind in der ganzen EU präsent, aber auch darüber hinaus. Wir haben Basisgruppen in Israel, wo Juden und Palästinenser gemeinsam wirken, in Serbien, in der Türkei, in Großbritannien. (…)

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»Sie sind eher räteorientiert«

Zehn Jahre selbstverwaltete Seifenfabrik Vio.me. Von Wahlen in Griechenland Ende Mai versprechen sich die Besetzer nichts. Gespräch mit Manfred Neugroda und Konstantin Koustas (vom Griechenland Solidaritätskomitee Köln/ GSKK)

Interview: Fabian Linder, 9.5.2023 – junge Welt

Ende April feierten die Vio.me-Beschäftigten mit Tausenden die zehnjährige Selbstverwaltung der ehemaligen Baustoffabrik »Viomichaniki Metalleutiki« in Thessaloniki

Es gab zuletzt eine breite Solikampagne für die selbstverwaltete griechische Fabrik Viome. Was hat es damit auf sich?

Manfred Neugroda: Mit der mittlerweile 26. Zwangsversteigerung im Januar ist das Gelände der Seifenfabrik Viome verkauft worden. Die Versteigerung war diesmal nicht öffentlich, sondern online, weshalb kein direkter Protest möglich war. Ersteigert wurde das Gelände für 9,2 Millionen von einem südafrikanischen Investmentfonds, betrieben von einem Exilgriechen. Daraufhin wurde eine Solidaritätskampagne initiiert. Es war klar, dass man dem Investor das Gelände nicht überlassen, sondern es verteidigen und nach Lösungen für den weiteren Betrieb suchen wird. Es gibt mittlerweile auch Verhandlungen mit dem Investor, die von den Kolleginnen und Kollegen als nicht ganz aussichtslos beschrieben werden. Das hängt auch davon ab, wie die Regelungen für Viome aussehen können.

Was würde eine Schließung bedeuten?

Konstantin Koustas: Seit der Besetzung vor über zehn Jahren arbeiten die meisten nun dort. Es geht um viel mehr als um den Verlust des Arbeitsplatzes. Das Projekt Viome repräsentiert politisch den Kampf einer massiv prekarisierten Gesellschaft in Griechenland.

M. N.: Man muss auf individueller Ebene fairerweise sagen, dass die Besetzung und Rückeroberung der Produktion nur jene durchgehalten haben, die einen Rückhalt in anderer Form hatten. Andere mussten sich aufgrund der niedrigen Löhne, die maximal gezahlt werden konnten, neue Arbeitsplätze suchen, wenn sie sie denn gefunden haben. Dadurch arbeiten heute entsprechend weniger Kollegen in der Fabrik.
Es geht aber nicht nur um die existentielle Seite. Die Kollegen identifizieren sich mit dem politischen Projekt. Ohne Boss, ohne Kapitalisten regeln sie auf demokratische Weise ihre Zusammenarbeit. Das öffnet die Tür für weitere Projekte. Es gab eine Vielzahl weiterer Versuche der Rückeroberung von Betrieben, und es gibt immer wieder neue Ansätze, bei denen auch Kollegen von Viome ihre Erfahrungen zu Verfügung stellen. (…)

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VIO.ME lebt, kämpft und feiert !

Ein eindrucksvoller Blick in das Leben und Arbeiten in der VIO.ME-Fabrik und ein Schlaglicht auf 10 Jahre Selbstverwaltung, Solidarität, Widerstand und Kampf (erstellt im März 2023):

Inside Vio.Me, Greece’s factory run by workers with no boss (März 2023). The Real News Network (TRNN) goes inside the Vio.Me factory in Thessaloniki, Greece, which is the country’s only worker-managed factory that doesn’t have any bosses. Solidarity with workers of the world)

Am 29. und 30. April wurde das 10-jährige Jubiläum groß gefeiert. Mit einem fantastischen Konzert an zwei Tagen setzte VIO.ME die Reihe der Konzerte des Widerstandes gegen die Mitsotakis-Regierung und die herrschende Politik fort! So wie eine Woche zuvor, auf dem Aristoteles-Platz in Thessaloniki gegen die Privatisierung der Wasserversorgung, organisiert von den Wasserarbeiter:innen der EYATH und vielen solidarischen Menschen und Gruppen.

Wohl mehr als Zehntausend nahmen an den beiden Abenden teil. Vorausgegangen war ein Treff von über 200 direkten Unterstützer:innen zur Beratung der Verteidigung und Sicherung der Fabrik nach dem Kauf des Geländes durch einen Immobilienspekulanten. Eindrucksvoll die Solidarität und Unterstützung durch die Musiker:innen, zahllose Helfer:innen und ein begeistertes Publikum; Solidaritätserklärungen aus vielen sozialen, ökologischen und politischen Initiativen in Griechenland und international, einige zu lesen hier: www.#defendViome.

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