Nach den Bränden: Deutsch-griechische Initiative für Schulkinder auf Euböa
18.9.2021
Als Ergebnis wochenlanger Vorbereitung und Anstrengung konnten heute die 1.286 Grundschülerinnen und Grundschüler der von den Bränden besonders betroffenen Gemeinden Euböas zum ersten Schlag der Glocke ihre benötigten Hefte aus vollen Taschen herausholen.
Tags zuvor, am 15.09.2021, hat sich ein dreiköpfiges Team der Bürgerinitiative „O Topos Mou“ noch vor dem Morgengrauen mit zwei LKW und insgesamt 4,6 t Schulbedarf von Kapnikos Stathmos Katerini aus auf den Weg nach Süden gemacht, hin zu den 25 Grundschulen der Gemeinden Mantoudi-Limni-Agia Anna und Istiea-Edipsos auf Euböa.
Hier wurden im Verlauf des Vormittags nach genauer vorheriger Absprache mit den einzelnen Gemeinden, Schulleiterinnen und -leitern sowie Elternvereinigungen die für jedes Kind einzeln gepackten und je nach Klasse unterschiedlich ausgestatteten Taschen an die jeweiligen Schulen verteilt. (…)
In deutschen Medien gibt es Diskussionen über die offensichtlich gescheiterte Rettung vieler afghanischer Ortskräfte der Bundeswehr und weiterer deutscher Ministerien. „2015 darf sich nicht wiederholen“ ist ein Satz, der nicht nur vom Kanzlerkandidaten der CDU/CSU in diesem Zusammenhang auch fällt. Tatsächlich kann sich 2015 unter den gegebenen Voraussetzungen nicht wiederholen. Griechenland, aber auch die Türkei machen dicht. Der Landweg über die Balkanroute bleibt geschlossen. Eine Information, die deutschen Politikern durchaus bekannt sein sollte, zumal viele der Maßnahmen an der griechischen Grenze mit EU-Geldern bezuschusst werden. (…)
Weitere Zäune und Alarmbereitschaft
Über Alexandroupolis, einer Grenzstadt an der griechisch-türkischen Landesgrenze schwebt seit Tagen ein Zeppelin. Er überwacht die Grenze. Journalisten und Fotografen werden festgenommen, wenn sie sich in militärisches Sperrgebiet, als welches weite Bereiche der Landgrenze deklariert wurden, ohne Erlaubnis betreten. Nachdem die Taliban Mitte August die Macht in Afghanistan übernommen hatten, gehörte die Überprüfung der Grenzanlagen zu den ersten Aktionen der griechischen Regierung. (…)
Vor 50 Jahren, am 20. September 1971, starb der Dichter und Literaturnobelpreisträger Giorgos Seferis. Vermeintlich unpolitisch, wurde sein Begräbnis zum Fanal gegen die Diktatur in Griechenland.
Von Philipp Haibach, 20.0.2021 – der Freitag
Übersetzung. Christian Enzensberger
<<Als die Verlegerin Katerina Karydi diesen Satz sagt, ist Mikis Theodorakis noch am Leben, es ist der letzte Tag im August: „Theodorakis schob die Lyrik unserer bedeutendsten Dichter mit seinen Liedern in die Münder aller Griechen.“ Auch die des ersten Literaturnobelpreisträgers Griechenlands, Giorgos Seferis, der ihn 1963 gewann, indem er sich – wie wir heute wissen – gegen Nabokov, Beckett und Neruda durchsetzen konnte. (…)
… die meisten Athener sind in diesen Tagen noch immer auf einer der nahen Inseln. Dort machen sie vielleicht gerade die bittere Erfahrung, die einem den schönsten Sommertag ruinieren kann und die Seferis in einem seiner Gedichte so beschrieben hat: „von links weht der Südwind und macht uns irr / dieser Wind, der uns das Fleisch von den Knochen löst“.
Trauerzug des Protests
Doch das sind nicht die Verszeilen, die Theodorakis vor vielen Jahren jedem Griechen in den Mund gelegt hat. Neben den Hits Arnissi oder Epiphania hat er auch für das Lied Ligo Akoma die Lyrik von Seferis vertont: „Nur ein Weniges noch / und wir werden die Mandeln blühen sehen / den Marmor in der Sonne leuchten / und das Meer sich wiegen / nur ein Weniges noch / um ein Weniges lasst uns höher hinauf.“ Hunderttausende Athener sangen diese Zeilen im September 1971 bei Seferis’ Beerdigung, damals, als die Junta das Land noch im Würgegriff hatte.
Es war ein Trauermarsch für einen vermeintlich Unpolitischen, der nur einmal in einer Erklärung im Jahr 1969 explizit gegen das Regime protestiert hatte: „Dieser unwürdige Zustand muss aufhören!“ Rasch wandelte sich die Beerdigung zu einer mutigen Kundgebung für Freiheit und Demokratie; und seine von Theodorakis vertonten Verse wurden zur Verheißung einer besseren Zukunft. Denn noch musste jeder, der seine Melodien nur pfiff oder summte, mit Verhaftung und Aburteilung rechnen. Drei weitere qualvolle Jahre würde das noch so gehen. (…) >> vollständigen Artikel lesen
Nach seinem Tod am 20. September 1971 in Athen folgten Tausende dem Sarg von Giorgos Seferis und sangen sein von Mikis Theodorakis vertonte berühmteste Gedicht, als Protest gegen die Militär-Junta.
Vor acht Jahren wurde der Rapper Pavlos Fyssas, auch genannt KillahP, von Giorgos Roupakias, Mitglied der #Neonazi-Partei #ChrysiAvgi, ermordet. Jetzt fanden Kundgebungen und Demonstrationen zu seinem Gedenken statt. (Bericht)
Unter dem Motto „Pavlos lebt, zerschlagt die Nazis“ marschierten Tausende von Menschen vom Denkmal von Pavlos Fyssas in Keratsini bis nach Nizza.An der Spitze des Demonstrationszuges waren Pavlos‘ Mutter, Magda Fyssa, sowie Angehörige und Freunde von Opfern polizeilicher, rassistischer und geschlechtsspezifischer Gewalt.Weiterlesen →
Eine Veranstaltung von und mit Mischi Steinbrück, die dem Griechenland Solidaritätskomitee Köln eng verbunden ist. (siehe u.a. (1) und (2))
Sonntag, 10. Oktober 2021, um 17 h, im Großen Saal des DGB-Hauses, Hans Böckler-Platz 1, 50672 Köln im Rahmen der 7. Kölner Literaturtage des Schriftstellerverbandes VS Köln
Unter dem diesjährigen Motto der Kölner Literaturtage »Aufbruch« beschäftigt sich die Solo-Lesung von Mischi Steinbrück mit Arbeitsverhältnissen. Aufbruch in die Nacht, zur Schicht, zum Busbahnhof, zum Theater.
MACHEN SIE MAL ZÜGIG DIE MITTELTÜREN FREI von Susanne Schmidt und ARBEIT von Thorsten Nagelschmidt sind literarische Neuerscheinungen, die Mischi Steinbrück besprechen und aus denen sie lesen wird. Es sind Schlaglichter auf heutige Arbeitsverhältnisse, die ausleuchten, wie bestimmend das Arbeitsleben für das ganze Leben ist.
Mit ihrem Essay SCHAUSPIELERIN WERDEN IM WIEN DER SECHZIGERJAHRE setzt sie die eigenen Erfahrungen bewusst in den Rahmen »Arbeitswelt«. Es ist der Bericht von einem verstörenden Aufbruch in die Arbeit, die auch ihr ganzes Leben prägte. Im anschließenden Gespräch soll das Publikum nach seinen Erfahrungen mit Literatur aus der Arbeitswelt befragt werden; gibt es sie überhaupt? Welche Wirkung hat sie? Besteht der Wunsch, auf diese Weise von Arbeit zu erfahren?
Griechenland baut einen Zaun an der türkischen Grenze, um Flüchtlinge abzuwehren, auch nach der Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan. Athens effektivste Waffe gegen Migrierende: mangelnde Transparenz.
Von Florian Schmitz, 16.9.2021 – dw
Der Evros definiert die Landgrenze zwischen Griechenland und der Türkei. Der Strom und seine Nebenflüsse bewässern die Erde und machen das Umland zu einer der fruchtbarsten Regionen Griechenlands. Grüne Hügel, gesäumt von kleinen Laubwäldern, erstrecken sich auf beiden Seiten der umstrittensten Außengrenze Europas. (…)
Die türkische Grenze verläuft direkt hinter den Hügeln des kleinen Dorfes, in dem Chantzis‘ Farm liegt. Unzählige verlassene Gebäude zeugen von der wirtschaftlichen Realität am Evros. Anstelle von Traktoren und Erntemaschinen sieht man nur Militärjeeps. Der Fluss ist militärisches Sperrgebiet und für die meisten Menschen unzugänglich. Wer versucht, hier zu filmen oder zu recherchieren, dem droht eine Anzeige wegen Spionage.
Die Spuren der Flüchtlinge
Dennoch passieren immer wieder Flüchtlinge die Grenze, auch wenn ihre Zahl in den vergangenen Wochen zurückgegangen zu sein scheint. Wer in den grenznahen Wäldern unterwegs ist, findet Rucksäcke, Zelte, leere Wasserflaschen oder Schokoladenpapier, oft bedruckt mit türkischen Buchstaben. „Sie schlafen im Wald, nachdem sie den Fluss überquert haben, und ziehen am nächsten Tag weiter“, berichtet Chantzis. Die wirtschaftliche und politische Vernachlässigung schüre bei vielen Einheimischen Fremdenfeindlichkeit, erklärt er und fügt hinzu: „Dabei reisen die Flüchtlinge hier einfach durch, ohne dabei Schäden zu verursachen.“ (…). —> weiterlesen
Auf Samos eröffnet ein neues „geschlossenes“ Lager, inklusive Stacheldraht und Röntgenscannern. Weitere solcher Camps sind geplant – mit EU-Geldern.
SAMOS afp | 19.9.2021 Auf der griechischen Insel Samos ist am Samstag ein neues „geschlossenes“ Flüchtlingslager eröffnet worden. Das Camp ist mit Stacheldraht umzäunt und mit Überwachungskameras, Röntgenscannern und Magnettüren ausgestattet. Es verfügt zudem über ein Gefangenenlager und ist nur per elektronischem Chip zugänglich. Die Tore bleiben über Nacht geschlossen.
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