Die Apparatschiks von Athen

Regierungschef Mitsotakis hat eine wahre Industrie der Staatsbediensteten errichtet. Noch nie gab es so viele sogenannte Metakliti wie heute.

Von Ferry Batzoglou, 30.12.2021 – TAZ

ATHEN taz | In Griechenland ist Grigoris Psarianos, 67, graue Haare, Vollbart, stets legeres Outfit, bekannt wie ein bunter Hund. Psarianos ist Journalist, Radioproduzent und Texter. Sein Markenzeichen: seine freche Schnauze. Mitunter verbrennt er sich die Zunge. Sogar Vorwürfen, seine Wortwahl sei sexistisch, sah er sich ausgesetzt.

Psarianos ist auch Politiker. Parteien hat er politisch gefühlt so häufig gewechselt wie andere ihr Unterhemd. In den Jahren 2007 und 2009 wurde er mit der damals kleinen radikallinken Oppositionspartei Syriza ins griechische Parlament gewählt, 2012 mit der gemäßigteren Regierungspartei Demokratische Linke (Dimar) und 2015 mit der liberalen Fluss-Partei (Potami) aus der Mitte.

Im Juli 2019 trat er für die konservative Nea Dimokratia (ND) an. Er wolle dem ND-Chef Kyriakos Mitsotakis helfen, den damaligen linken Regierungschef Alexis Tsipras aus dem Amt zu jagen. Mitsotakis, ein Wirtschaftsliberaler, werde den aufgeblähten Staatsapparat endlich entschlacken, beteuerte Psarianos. Unverzüglich. Die ND feierte einen Wahltriumph. Doch Psarianos scheiterte krachend in seinem Athener Wahlkreis. Da war er schon 64 Jahre alt. (…)“

Ohne großes Federlesen erhielt er dennoch eine gut dotierte Stelle in den Diensten der Mitsotakis-Regierung.

“Psarianos ist ein sogenannter Metaklitos. Das ist in Hellas ein Staatsangestellter, der der regierenden Partei nahesteht. So lange diese regiert, bleibt er ein Staatsangestellter. Verliert die Partei die Macht, verliert auch er seinen Staatsjob. Eigentlich sind die Metakliti eine pure Verschwendung: Denn Griechenland hat fast 600.000 Beamte bei gut 10 Millionen Einwohnern. (…)“

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