Zum Tod von Mikis Theodorakis
Von Hansgeorg Hermann, 4.9.2021, Chania – junge Welt

Im hohen Alter von 96 Jahren verstarb der Komponist, Widerstandskämpfer und Politiker Mikis Theodorakis am Donnerstag in Athen. Kaum zu glauben. Wo er doch das tägliche Leben seiner Griechen begleitete wie die Himmelsgestirne. Mit seiner Musik, morgens im Radio. Mit seinen vielen scharfsinnigen politischen Analysen, die – kaum hatte er sie öffentlich gemacht – gedruckt, verlesen und gesendet wurden. Die gehört und diskutiert wurden in Athen, Thessaloniki, auf den Inseln, in den Bergdörfern des Epiros und natürlich draußen in der Welt, in der Mikis Theodorakis zum Symbol des Kampfes eines elf Millionen Menschen kleinen Volkes für »Freiheit und Selbstbestimmung« wurde. Anderswo zur inhaltsleeren Phrase verkommen, war dieses »Ringen um Freiheit« Theodorakis über viele Jahrzehnte Lebenszweck.
Theodorakis, dessen Namen, übersetzt, den Begriff »Gottesgeschenk« in sich trägt, dürfte wohl der einzige auf diesem Planeten gewesen sein, dessen Musik entscheidend dazu beitrug, eine Diktatur zu stürzen. Doch »Mikis«, wie ihn in der Heimat alle nannten, meist liebevoll, manchmal abschätzig, war in Wirklichkeit ein Mann der Harmonie, ein Versöhner. (…)
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