Petros Markaris ist der bekannteste griechische Krimi-Autor und Chronist der Finanzkrise. Ein Gespräch über Corona, Waldbrände und ein Prekariat mit Master-Abschluss.
Interview: Christiane Müller-Lobeck, 8.8.2021 – TAZ
„Feierlich wird die Linke zu Grabe getragen, in einem Trauerzug durch die Straßen von Athen. Was wie ein Karnevalsumzug aussieht, ist der Beginn einer neuen Protestbewegung: Die Armen schließen sich zusammen, um sich Gehör zu verschaffen. Ist in ihren Reihen der Mörder zu suchen, der die ausländischen Investoren auf dem Gewissen hat? Kommissar Charitos ermittelt und horcht auf, als er überall in der Stadt das Lied des Geldes vernimmt.“ (Diogenes-Verlag, Das Lied des Geldes)
taz: Herr Markaris, wie geht es Ihnen?
Petros Markaris: Gut. Meine Rettung war, dass ich während der Lockdowns meinen Arbeitstag fortsetzen konnte. Ich habe schon seit Jahren ganz bestimmte Zeiten, zu denen ich schreibe. (…)
Nun haben schwere Brände im Norden Athens gerade auf einige Vororte übergegriffen. Was bekommen Sie in der Innenstadt von den Feuern mit?
Es ist sehr heiß, riecht nach Rauch und regnet enorm viel Asche vom Himmel. Man kann draußen kaum noch atmen. Die Behörden empfehlen, dass wir in unseren Wohnungen bleiben sollen.
Die Brände und eine anhaltende Hitze mit Temperaturen um die 40 Grad, was sagen Sie zu den Ursachen?
Die Kombination von Hitze und Dürre ist selbst für Griechenland klimatisch extrem. Es hat in Athen monatelang nicht mehr richtig geregnet, abgesehen von einigen kurzen Gewittern. Ihr habt in Deutschland zu viel Wasser, wir zu viel Sonne. Es scheint offensichtlich, dass das gesamte Klima auf dem Planeten durch den Menschen immer stärker verändert wird. (…)
Eines der großen Wahlversprechen von Kyriakos Mitsotakis war eine „Investitionsexplosion“ für das ganze Land. In Ihrem neuen Kriminalroman „Das Lied des Geldes“ haben Sie nun die Mörder auf ausländische Investoren angesetzt?
Überall in Griechenland wird von Investitionen gesprochen. Es kommen haufenweise neue Investoren, zuletzt auch Amazon. In diesem Roman habe ich aus der Nähe betrachtet, wie hart die Maßnahmen gegen die Finanzkrise den Mittelstand getroffen haben. Es wird nicht investiert, damit es den Menschen besser geht oder der Mittelstand sich erholen kann, sondern um mit billigen Arbeitskräften hohe Gewinne zu erzielen. Viele Griechen spüren zunehmend, dass sie von den Gehältern, die sie bekommen, kaum leben können. (…)
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