Erst Kürzungsdiktate, jetzt Coronapandemie: Griechische Bevölkerung ist auf sich allein gestellt. Tourismussektor am Boden
Von Hansgeorg Hermann, 9.11.2020 – Junge Welt
Der Hammer traf die griechische Wirtschaft und einige hunderttausend Beschäftigung suchende Menschen am vergangen Mittwoch: Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis verkündete – wegen explodierender Coronainfektionen – die zweite nahezu totale Schließung des Landes, das im Sommer einen horrenden Einbruch des Tourismusgeschäfts erlebte und in den vergangenen zehn Jahren vom internationalen Finanzkapital fast zugrunde gerichtet wurde. In den kommenden vier Wochen soll die gesamte Gastronomie erneut ohne Gäste auskommen, es gelten Ausgangssperren für jedermann und drastische Strafandrohungen. Die Maßnahmen der Regierung befördern das Land im anbrechenden Winter in einen Zustand, der für viele zehntausend mittlere und kleine Betriebe wohl das endgültige »Aus« bedeuten wird.
Mit »krimineller Verspätung«, schrieben Journalisten der unabhängigen Athener Tageszeitung Efimerida ton Syntakton (Efsyn), hätten der rechtskonservative Mitsotakis und seine verantwortlichen Minister auf die »absehbare Entwicklung« der Covidseuche reagiert. Wie überall in Europa verzeichnete auch Griechenland in den vergangenen Tagen einen steilen Anstieg von Infektionen, sozusagen pünktlich zum Ende der touristischen Saison. Die hat in diesem Jahr nicht viel eingebracht. Die Branche liegt schon seit dem Frühjahr am Boden, als die Regierung das Land bereits einmal für rund zwei Monate »geschlossen« hatte.
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