Eigentlich sollte Deutschland kranke und psychisch belastete Flüchtlingskinder aus den überfüllten Lagern in Griechenland aufnehmen. Doch genau das ist nach Recherchen von Report Mainz nicht geschehen.
Von Heiner Hoffmann, Report Mainz – 5. 5. 2020

Pro Asyl: Tausende Flüchtlinge in Griechenland haben Anrecht auf eine Familienzusammenführung.
„Es waren Bilder, die zeigen sollten: Deutschland hilft, auch und gerade in Zeiten der Corona-Krise. 47 Kinder und Jugendliche steigen am 18. April in Athen in ein Flugzeug Richtung Hannover, kommen endlich heraus aus dem Elend auf Lesbos, Samos oder Chios. Deutschland wolle sich an der Aufnahme von 1000 bis 1500 Kindern aus den griechischen Lagern beteiligen – so steht es im Koalitionsbeschluss vom 8. März:
„Es handelt sich dabei um Kinder, die entweder wegen einer schweren Erkrankung dringend behandlungsbedürftig oder aber unbegleitet und jünger als 14 Jahre alt sind, die meisten davon Mädchen.“
Kurz darauf geriet einiges in Bewegung: Viele Organisationen erstellten Listen mit besonders gefährdeten Kindern, auch „Ärzte ohne Grenzen“ war im regen Kontakt mit dem Bundesinnenministerium. Die Organisation betreibt vor Ort eine Klinik für Kinder und Familien. Die Mitarbeiter sammelten Namen und Daten von mehr als 150 Kindern, die wegen schwerer Erkrankungen dringend evakuiert werden müssten. Der deutsche Koalitionsbeschluss gab ihnen Hoffnung, dass sich endlich etwas tut.
Doch von den 47 Kindern, die nach Deutschland gebracht wurden, stand keines auf der Liste. (…) Viele der kranken Kinder auf der Liste von „Ärzte ohne Grenzen“ sind mit ihren Familien in den Lagern – doch in Deutschland kamen nur unbegleitete Minderjährige an. „In gutem Gesundheitszustand“, wie es später von den zuständigen Behörden hieß. (…)“
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