Fünfzig Meter Strand

Nach zehn Jahren Ausplünderung ist Griechenland ruiniert. Aufschwung ist nicht in Sicht

Von Hansgeorg Hermann, Vamos (Kreta) (in: Junge Welt vom 4. 8. 2018)

Liegen vermieten am Strand: Nach zehn Jahren Krise sind viele Griechen über jeden Job glücklich Foto: Yorgos Karahalis/Reuters

Wenn die Griechen in einem Jahr, im September 2019, wieder zur Wahl gehen, dürfte der gegenwärtige Ministerpräsident Alexis Tsipras sie nicht gewinnen. Der Mann, der vor knapp vier Jahren noch die Hoffnung großer Teile der europäischen Linken war, gilt nicht mehr als der »geniale Stratege«, als der er im Januar 2015 einen fast sensationellen Sieg eingefahren und die Regierung in Athen übernommen hatte. Seine Partei der »Radikalen Linken« (Syriza), die im Winter 2014 in Thessaloniki noch 23 Bündnispartner des gesamten linken politischen Spektrums vereinigt hatte, ist zerfallen. Übriggeblieben ist eine schlappe sozialdemokratische Formation, die seit nunmehr dreieinhalb Jahren als Erfüllungsgehilfin des Finanzkapitals auftritt. Nach aktuellen Umfragen könnte sie bei der Wahl im kommenden Jahr noch auf 24 Prozent kommen. Klar in Front liegt die konservative Nea Dimokratia (ND) mit 36 Prozent.

Kenner griechischer Verhältnisse haben recht behalten. Mikis Theodorakis, Komponist und ehemaliger Widerstandskämpfer gegen Wehrmacht und Obristenregime, sagte bereits im Frühjahr 2015 im Gespräch mit jW voraus, dass »sie uns verraten werden«. Seit Tsipras im Juni 2015, trotz des klaren Ergebnisses einer von ihm selbst angesetzten Volksabstimmung, gegen den Willen von 60 Prozent der Griechen und zwei seiner wichtigsten Minister das vom damaligen deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble geforderte Memorandum zur Fortsetzung einer zerstörerischen Austeritätspolitik unterschrieb, haben mehr als eine halbe Million junger, bestens ausgebildeter Menschen das Land verlassen – meistens in Richtung Deutschland, England und Frankreich, wo man sie als Arbeitskräfte mit Universitätsdiplom gut gebrauchen kann.

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