Buchbesprechung: Griechenland im Würgegriff

Für allx-defaulte, denen die europäische Entwicklung ein Anliegen ist oder die eine besondere Affinität zu Griechenland verspüren, ist das neue ISP-Buch eine Fundgrube. Es ist nämlich sehr breit angelegt, behandelt die Politik der Troika und ihre Auswirkungen in Griechenland, aber auch die immer noch drückenden Lasten der Nazi-Besatzung und die weiterhin offene Frage der Kriegsschulden und Reparationen; die Versuche, der Zerstörung einer Gesellschaft eine Solidarität von unten entgegenzusetzen ebenso wie die Einbettung der heutigen Probleme der griechischen Gesellschaft in ihren historischen Zusammenhang. Vor allem Letzteres, was den ersten und längsten Beitrag im Buch ausmacht, ist äußerst wertvoll: Wird doch hier der Versuch unternommen, Grundmuster der Ökonomie und des Staatsverständnisses in Griechenland nicht aus personalisierten Charakterzügen, sondern aus Grundstrukturen der griechischen Geschichte selbst herzuleiten. So versetzt es Leserin und Leser in die Lage, die aktuellen Ereignisse und Herausforderungen besser zu verstehen und nicht die eigenen, sondern die griechischen Verhältnisse zum Maßstab für die notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen zu nehmen.

@FT:Leserin und Leser finden hier auf engem Raum gedrängt eine Fülle von Fakten vor, und die Beiträge ergänzen sich in hervorragender Weise. Den Schluss bildet eine Würdigung des Werkes von Filmemacher Theo Angelopoulos.

Schade, dass das Literaturverzeichnis so lieblos zusammengestellt wurde: Etliche in den Texten erwähnte Quellen, über die man gern Näheres wüsste, kommen dort gar nicht vor!

A:Angela Klein

Paul B.Kleiser (Hrsg.): Griechenland im Würgegriff. Ein Land der EU-Peripherie wird zugerichtet. Köln/Karlsruhe 2013: Neuer ISP-Verlag. 188 Seiten, 19,80 Euro.

Dieser Beitrag wurde unter Bücher, Griechenland veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.