von Manfred Neugroda
Seit Mai 2011 halten die Arbeiter den Betrieb VioMe im griechischen Thessaloniki besetzt (die SoZ berichtete mehrfach zuletzt in SoZ 3/2016), seit Februar 2013 produzieren sie in Eigenregie und als Arbeiterselbstverwaltung Seifen und Reinigungsmittel, seit letztem Jahr sind sie als Sozialkooperative anerkannt.
Aktuell versucht die Justiz, das Projekt durch eine Eilentscheidung endgültig zu zerstören. Seit dem 29.Mai 2017 ist ein Konkursverwalter per Gerichtsentscheid berechtigt, im Auftrag der früheren Eigentümerfamilie alle beweglichen Vermögensgegenstände auf dem Gelände zu erfassen und unmittelbar an beliebige Interessenten zwangszuveräußern. Damit hat er Zugriff auf den gesamten Maschinenpark und alle Werkzeuge, auf die Rohstoffe und Produkte, auf die den Arbeitern gespendete Fahrzeuge, auf alle beweglichen Güter. Da sich auch eine Zweigstelle der Sozialklinik der Solidarität von Thessaloniki und ein Lager für Hilfsgüter für Flüchtlinge auf dem Gelände befinden, wären auch die medizinischen Geräte und Medikamente sowie Hilfsgüter betroffen, für die es keine Belege gibt, die andere Eigentümer nachweisen.
Die Arbeiter von VioMe gehen davon aus, dass der Konkursverwalter versuchen wird, sich mit Polizeigewalt Zugriff auf das Gelände zu verschaffen.
Dagegen steht die Forderung der VioMe-Kollegen, die Fabrikanlagen und Betriebseinrichtungen, in und mit denen sie produzieren, aus der Versteigerungsmasse herauszunehmen und ihnen zur Nutzung zu überlassen, um ihre Produktion fortzusetzen und sie und ihre Familien vor der Arbeitslosigkeit zu schützen.
Die Solidarität
VioMe ist immer noch der einzige Betrieb in Griechenland, den die Arbeiter nach der Flucht der Eigentümerfamilie besetzt und dann immerhin seit viereinhalb Jahren in Arbeiterselbstverwaltung fortgeführt haben. Andere Betriebsbesetzungen und Übernahmen konnten sich nicht halten.
Arbeiterselbstverwaltung heißt bei VioMe: wöchentliche Vollversammlung zur demokratischen Entscheidungsfindung; alle verdienen den gleichen Lohn, es gibt Jobrotation, immer wechselnde Kollegen vertreten die Belegschaft bei öffentlichen Auftritten in Griechenland und international.
Die Kollegen von VioMe sind durch viele Veranstaltungen und Feste zu einem Zentrum der sozialen Bewegungen in Griechenland geworden.
Wichtig für das Fortbestehen der Fabrik war und ist die Unterstützung in Griechenland – der Vertrieb der Produkte auf Märkten, bei Festen und Veranstaltungen, an soziale Initiativen, ohne Zwischenhändler direkt an die Verbraucher und international. So haben neben vielen prominenten Einzelpersonen (David Harvey, Naomi Klein, Avi Lewis, John Holloway, Silvia Federici, George Caffentzis, Sergio Tischler, David Graeber, Raúl Zibechi, Giorgio Agamben, Mag Wompel, Moishe Postone, Brendan Martin, Ana C. Dinerstein, Dario Azzellini, Marina Sitrin) sowie Initiativen und Belegschaften in ganz Europa und darüber hinaus, insbesondere in Venezuela und Argentinien, ihre Unterstützung erklärt.
Das Griechenland-Solidaritätskomitee Köln hat seit 2012 Kontakt zu den Kollegen und die politische und materielle Unterstützung in Deutschland mitorganisiert. VioMe-Kollegen waren mehrfach in Köln, wir in Thessaloniki. So gelang es uns 2016, in einer bundesweiten Spendensammlung über 6000 Euro für die Anschaffung eines Transporters zu sammeln, u.a. durch eine große Spende der IG-Metall-Vertrauensleute von Ford Köln.
Erklärung
Auf unserer Webseite gskk.eu kann man die Solidaritätserklärung mit den VioMe-Kollegen unterzeichnen.
Bitte unterzeichnet die Solidaritätserklärung unter http://gskk.eu
Quelle: SoZ – Sozialistische Zeitung » VioMe vor der Entscheidung
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