Goldabbau auf der Chalkidike
Von Hubert Schönthaler (Köln)
Einleitung
In den Ländern der südlichen Erdhalbkugel, doch auch in südeuropäischen und osteuropäischen Ländern wie z.B. Rumänien wird die Erde ausgebeutet und die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört.
In diesen Regionen herrschen soziale Katastrophen mit hoher Arbeitslosigkeit, Armut, Zerstörung von Bildungs- und Gesundheitssystem, Verschleuderung öffentlichen Eigentums bis hin zu gestiegener Zahl von Selbstmorden.
Nun soll auf der Chalkidike in Nordgriechenland in einem umweltzerstörenden Projekt Gold abgebaut werden.
Die Chalkidike
Die Chalkidike ist eine Halbinsel in Nordgriechenland an der Ägäisküste. Drei Finger der Halbinsel, Kassandra, Sithoniua und Athos ragen hinaus in die Ägäis und haben schöne Sandstrände. Athos ist allerdings eine unabhängige Mönchsrepublik mit orthodoxen Klöstern und abgeschottet. Doch gehören diesen Athos-Klöstern große Ländereien in Griechenland.
Ganz in der Nähe liegt die zweitgrößte Stadt Griechenlands Thessaloniki.
Die Region wird landwirtschaftlich genutzt, es gibt Fischerei und große Waldflächen. Die Chalkidike ist deshalb auch eine beliebte Region mit viel Tourismus.
Goldabbau
Mitten in diesem Gebiet soll jetzt im Tagebau Gold abgebaut werden von dem kanadischen Konzern „Eldorado Gold“/ „Ellinikos Chrysos“. Dies hat bzw. hätte zur Folge Luftverschmutzung, Zerstörung der Umwelt, vor Allem von Waldflächen und brächte Gefahren für Mensch und Tier durch den Einsatz von Zyanid, zyanidhaltiges Grundwasser und durch den Transport giftigen Materials in den Hafen von Thessaloniki durch Dörfer und Städte hindurch. Ein ähnliches Projekt soll zur Zeit auch in Rumänien durchgezogen werden.
Widerstand der Einwohner
Seit Jahren kämpfen die Einwohner der betroffenen Dörfer gegen das Projekt, ebenfalls gibt es eine starke Solidaritätsbewegung in der Stadt und Region von Thessaloniki. Der Einsatz von Kampfformationen der Polizei und von Security-Einheiten hat inzwischen fast bürgerkriegsähnliche Formen in den betroffenen Dörfern geführt.
Die Bewegung gegen das Goldprojekt wählt verschiedene Kampfformen: Demonstrationen, Blockaden, Solidaritätskonzerte in den betroffen Dörfern (z.B. in Skouries, Ierissos) und in Thessaloniki mit bekannten Künstlern, wie die kürzlich in Ierissos mit etwa 10.000 Konzertbesuchern unter freiem Himmel
Zwangsenteignungen, „Gemeinnützigkeit“ und „öffentliches Interesse“
Vor Kurzem hat der griechische Staat beschlossen, Waldgebiete, die dem Athos-Kloster Iviron und privaten Eigentümern gehören, zwangszuenteignen. Dort soll nach Abholzung des Waldes Abraum gelagert werden sowie für Mensch und Tier gefährliche giftige Schlämme.
Der Staat begründet die Enteignung damit, dass der Goldabbau und die Profitmacherei des kanadischen Konzerns „Eldorado Gold“/“Ellinikos Chrysos“ einem „gemeinnützigen Zweck“ diene und ein „öffentliches Interesse“ daran bestünde.
Nach dem Entschluss zur Zwangsenteignung beschloss das Kloster Iviron, seine Flächen zu verkaufen. Mit einem Widerstand der reichen griechisch-orthodoxen Kirche und ihrer Klöster ist ja sowie nicht zu rechnen gewesen.
Repression des Staates
Die Repression des Staates, der dem Betreiber des Goldabbaus die Rechte darauf „für einen Appel und ein Ei“ verkauft hat, ließ nicht lange auf sich warten: Hunderte von Menschen wurden wegen ihres Widerstandes wegen „Terrorismus“ angeklagt, mehrere Aktivisten waren monatelang in Haft. Die Gegner des Projektes sollen durch diese Anklagen und Prozesse finanziell ausgeblutet und natürlich demoralisiert werden.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die staatlichen Repressionskräfte sich wie eine fremde Besatzungsarme aufführen und auch von den Einwohner so wahrgenommen werden.
Ein Solidaritätskonzert mit und für die kämpfenden Einwohner
Eine der Kampfformen der Bewegung sind künstlerische Veranstaltungen direkt vor Ort auf der Chalkidike oder in der Großstadt Thessaloniki.
Am Samstag, 27. September 2014 fand ein solches Konzert in dem Ort Ierissos mit etwa 10.000 Besuchern statt. Gruppen von Menschen aus fast allen Dörfern der Halbinsel kamen, Busse und Autos aus Thessaloniki und aus anderen Städten Griechisch-Mazedoniens, Thessaliens und Griechisch-Thrakiens, d.h. Nord- und Mittelgriechenlands waren gekommen. Sogar von weiter weg aus Athen bis hin nach Kreta kamen Leute, um ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen.
Die Einwohner des Dorfes schmückten den Ort mit kämpferischen Transparenten. Am Eingang von Ierissos prangte ein Transparent mit der Parole: „Wartet nicht darauf, dass wir uns auch nur einen Augenblick beugen.“
Internationale Solidarität notwendig
Jetzt ist gegen dieses und ähnliche Projekte weltweit grenzüberschreitender Widerstand notwendig, Austausch von Erfahrungen, gemeinsame Aktionen, Vernetzung des Widerstandes europaweit und international.
Erste Schritte sind bereits unternommen worden. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die der Partei DIE LINKE nahesteht, hat im September diesen Jahres eine Rundreise von Aktivisten des Widerstandes auf der Chalkidike unterstützt. In den Städten Leipzig, Jena, Köln, Hamburg und Berlin sind Aktivisten aus Ierissos und Megali Panagia aufgetreten und haben über das Thema berichtet. Anwesend war eine Vertreterin vom Koordinierungskreis der Trägervereine in Ierissos und ein Vertreter des Kampfkomitees von Agia Panagia.
Dies war ein erster Schritt, dem in Zusammenhang mit der Griechenland-Solidarität weitere Aktivitäten in Deutschland und international folgen müssen.