Die Griechen wählen in zwei Wochen – aber wen? Derzeitiger Regierungschef hat mit Abhörskandal zu tun. Erinnerungen an Staatsstreich der Obristen
Von Hansgeorg Hermann, Chania, 6.5.2023 – junge Welt

Klar ist zur Zeit nur eines: Am 21. Mai werden die Griechen eine neue Regierung wählen. Völlig unklar ist, welche Partei das zustande bringen soll. Rund zwei Wochen vor dem Gang zu den Urnen sind die Aussichten, dass eine der beiden größeren Parteien das schaffen könnte, ziemlich schlecht. Weder die rechte Nea Dimokratia (ND) des gegenwärtigen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis noch die Syriza, das Bündnis der Linken und ihr Kandidat Alexis Tsipras wären – falls die zahlreichen Meinungsumfragen nicht völlig daneben liegen – dazu heute in der Lage. Erinnerungen an den Frühling 1967 werden wach, als die damals für den 28. Mai geplanten Wahlen ausfielen, weil der »Parakratos«, der »tiefe Staat« – sprich griechische und US-amerikanische Geheimdienste – die demokratischen Strukturen des Landes zerstört hatten und den Weg freimachten für den Staatsstreich der Obristen. Es folgten sieben Jahre eiserne Diktatur. (…)
Unlängst forderte die Athener Tageszeitung Efimerida ton Syntakton (Efsyn) ihre Leser auf, an die Tage im April und Mai vor 56 Jahren zu denken, wenn sie diesmal ihren Wahlzettel ausfüllen. Denn das Land und seine wieder einmal schwächelnde Demokratie sehe sich seit mehr als einem Jahr erneut von im politischen Untergrund wühlenden Agenten bedroht, beauftragt und gelenkt von denen, die ihre Herrschaft mindestens für die kommenden vier Jahre absichern wollten. Gemeint ist Mitsotakis, den nicht nur die linke Opposition beschuldigt, den Befehl für den selbst in Griechenland beispiellosen Lauschangriff auf mehr als 300 politische Gegner, Minister, bekannte Konzernchefs, Journalisten und Abgeordnete aller Parteien gegeben zu haben. (…) Vollständigen Artikel lesen
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