Ungewisse Zukunft für Vio.Me

Der seit 2013 selbstverwalteten Seifenfabrik Vio.me aus Thessaloniki droht das Aus

Von John Malamatinas, 12.02.2023, Thessaloniki – nd

Vor zehn Jahren, im Februar 2013, sorgte die Besetzung einer kleinen Baustofffabrik in der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki international für Schlagzeilen. Die Bosse waren verschwunden und hatten die Beschäftigten von einem Tag auf den anderen ihrem eigenen Schicksal überlassen. Die Belegschaft des Unternehmens Vio.Me eröffnete damals nach einem zweijährigen Arbeitskampf mit einem Konzert und einer großen Solidaritätsdemonstration die besetzte Fabrik wieder – mit dem Ziel der Selbstverwaltung. Nun ist das Projekt bedroht, denn die Gebäude und Grundstücke des Werks wurden in einer Online-Auktion an einen ausländischen Fonds verkauft.

Am vergangenen Samstag demonstrierten deshalb über tausend Menschen in der Innenstadt von Thessaloniki: Anarchist*innen und andere Linke, Mitglieder von Kooperativen und selbstverwalteter Projekte, auch Aktivist*innen gegen die Goldminen auf der Halbinsel Chalkidiki. Makis Anagnostou, Mitbegründer der selbstverwalteten Fabrik, läuft neben dem Fronttransparent mit der Aufschrift »Die Produktionsmittel in die Hände der Arbeiter – Hände weg von Vio.Me«. Er hat wie immer kaum Zeit für ein Gespräch, denn ständig begrüßen ihn Menschen, während der Demozug den Uferboulevard am Meer entlangzieht. Er betont, Vio.Me sei für ihn »mehr als nur sein Herzensprojekt«, sondern ein Symbol dafür, dass »Sachen anders laufen können«. »Wir sind die einzige Fabrik im Land, die ohne Chefs arbeitet und in der alle gleich bezahlt werden«, sagt er und deutet auf seine Kollegen, die neben ihm die Transparente halten.

Die aktuelle Mobilisierung folgt auf die Versteigerung eines Großteils des Geländes der Firma Filkeram Johnson im Osten Thessalonikis, auf dem auch Vio.Me untergebracht ist. Makis und seine Kollegen weisen darauf hin, dass das 140 Hektar große Grundstück für nur neun Millionen Euro an einen südafrikanischen Fonds verkauft wurde, während sein tatsächlicher Wert 2016 auf über 30 Millionen Euro geschätzt wurde. (…)

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