Genauigkeit gegen Gespenster – Nachruf auf Mikis Theodorakis

Hierzulande war Mikis Theodorakis für den Sirtaki-Song im Filmklassiker „Alexis Sorbas“ bekannt, nicht für seine Politik. Nun ist er 96-jährig gestorben.

Von Gernot Wolfram, 2.9.2021 – TAZ

Man hat Mikis Theodorakis in seinem Leben für vieles vereinnahmt. Als Nationalikone, Politiker und anständigen Linken, als Freiheitskämpfer, Antifaschisten und problematischen Ideologen. Er hat sich dafür zwar vereinnahmen lassen, blieb aber trotzdem bewundernswert stur ein Volksmusiker, der einen selbstständigen Weg gegangen ist. Bis zum Schluss beschäftigte er sich in seiner Athener Wohnung mit neuen Kompositionen und der Frage, was Kunst leistet in politisch instabilen Zeiten.

Sein Tod erinnert daran, dass der Schmerz politischer Erfahrungen, eine seiner Lieblingsformulierungen, nicht allein rational aufgelöst werden darf. Seine zutiefst poetische Antwort auf den Ungeist jedweder Diktaturen wird sicher eines der bleibenden Vermächtnisse dieses Jahrhundertlebens sein. (…)

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Ein Großer fehlt – zum Tod von Theodorakis

Mikis Theodorakis ist tot,

Jener Musiker, der in die europäische Musik völlig neue Impulse einbringen konnte.

Jener Sänger, der Tage nach dem Sturz der Militäjunta 1974 das erste öffentliche Antifa- Konzert bestritten hatte. 

Jener Musiker der zweimal im Leben die Folter der Faschisten erleiden musste.

Jener Abgeordnete der Kommunistischen Partei, der sich nicht scheute die Reformisten der Syriza als Scharlatane zu beschimpfen – und recht behielt.

Jener Europäer, der bei seinem Konzert in Köln von den Funktionären der SPD mit verbalem Schmutz beworfen wurde. – Aber wie er bereits in seinem Konzert 1974 sang, wird der Stier sich erneut erheben und dem Faschismus die Stirn bieten.

Seine unverbrüchliche Freiheitsliebe, sein Mut und sein Kampfgeist, seine Musik und sein großes Herz bleiben für immer in Erinnerung.

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Regierungsumbildung: Opposition spricht von „Fiasko“

Elisa Hübel, 1.9.2021 – Griechenlandzeitung

(…) Nach einer größeren Regierungsumbildung haben am Dienstagnachmittag (31.8.) die neuen Regierungsmitglieder in Anwesenheit von Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou ihren Amtseid abgelegt. Neu besetzt wurden etwa das Gesundheits- sowie das Bürgerschutzministerium durch Athanasios Plevris bzw. Takis Theodorikakos. Der bisherige Gesundheitsminister Vassilis Kikilias übernimmt das Ressort Tourismus.

Ex-Admiral lehnt dankend ab
Insgesamt sollten elf Posten neu besetzt werden, doch es kam zu einem kleinen Eklat. Für das neu eingerichtete Ministerium für Zivilschutz sollte der Ex-Militär Evangelos Apostolakis die Verantwortung als Minister übernehmen. Doch nachdem das neue Kabinett bereits bekannt gegeben worden war, lehnt er die Amtsübernahme dankend ab.
Dem Ministerium soll u. a. auch die griechische Feuerwehr unterstellt werden. Im Prinzip ist die politische Verantwortung in diesem Bereich eine Art Schleudersitz. (…) –-> weiterlesen

Das größte Problem: der weit rechts stehende neue Gesundheitsminister, Thanos Plevris

In der Bildmitte Thanos Plevris, umgeben von Mitgliedern der faschistischen „Goldenen Morgenröte“.

Als Jurist hat er seinen Vater, einen Holocaustleugner, vor Gericht verteidigt. „Oft sind die Verbindungen zwischen Konservativen und Rechtsextremen wortwörtlich Familienaffären. Thanos Plevris zum Beispiel, einer der prominentesten Abgeordneten der CDU-Schwesterpartei Nea Dimokratia ist der Sohn des bekennenden Nationalsozialisten und Rechtsintellektuellen Konstantinos Plevris. Die Tatsache, dass er nicht bei Chrysi Avgi gelandet ist, liegt eher an persönlichen Streitereien.“ (Quelle)

Achtung Welt: Griechenland hat einen neuen Gesundheitsminister, der 2011 vorschlug, papierlose Migranten nicht ins Krankenhaus einzuweisen und stattdessen auf der Straße sterben zu lassen. Griechenlands Premierminister hat Salvini im Rennen um die Goldmedaille gegen Fremdenfeindlichkeit überholt…“ (Y. Varoufakis auf Twitter)

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Aufregung rund um die Kabinettsumbildung

Von Wassilis Aswestopoulos, 1.9.2021 – Telepolis

Am Dienstag erfolgte die seit mehreren Tagen angekündigte Kabinettsreform in Athen. Premierminister Kyriakos Mitsotakis entließ einige seiner bisherigen Mitstreiter aus der Verantwortung, versetzte andere auf neue Posten und sorgte mit zwei Berufungen von Ministern für Aufregung.

Ein Impfskeptiker als Gesundheitsminister?

Der Rechtsanwalt und Parlamentarier Thanos Plevris wird anstelle von Vassilis Kikilias neuer Gesundheitsminister. Plevris ist kein Unbekannter. Wegen der Relativierung der Shoah und der Verteidigung seines Vaters, eines notorischen Holocaustleugners und selbsterklärtem Nazi, haftet ihm schon lange der Ruf eines rechtsextremen Antisemiten an. Mit Plevris kommt der dritte Überläufer aus der früher im Parlament vertretenen rechtsextremen LAOS-Partei im aktuellen Kabinett zu Ministerwürden.

Adonis Georgiadis, einst Sprecher von LAOS, ist Vize-Vorsitzender der Regierungspartei Nea Dimokratia und Wirtschaftsminister. Makis Voridis ist Innenminister. Die sozialdemoratische KinAl (Bewegung des Wandels, früher PASOK) sieht daher im neuen Kabinett einen weiteren Rechtsruck. (…) —> vollständigen Artikel lesen

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Der Endpunkt der Kultur

Auf dem Festival Art Carnuntum präsentierte der griechische Theatermacher Theodoros Terzopoulos seine Produktion »Exodos«

Von Sabine Fuchs, 1.9.2021 – junge Welt

Das Festival Art Carnuntum steht bei der deutschsprachigen Kulturschickeria nicht besonders hoch in Kurs. Die Feuilletons der großen Medien hatten sich auch dann vornehm zurückgehalten, als Theatergrößen wie Peter Brook, das Piccolo Teatro di Milano oder Peter Stein in der gut 40 Kilometer südöstlich von Wien gelegenen ehemaligen Römerstadt zu Gast waren. Auch in Österreich selbst war das Kultur- und Theaterfestival, das seit 1989 jährlich im August in Carnuntum stattfindet, nie ein großes Thema. Das war auch heuer nicht anders, obwohl Constantina Bordin, die nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, des Festivalgründers Piero Bordin, im Frühjahr kurzfristig die Leitung übernommen hatte, dieses Mal mit Theodoros Terzopoulos erneut einen Großmeister der internationalen Theaterszene zu Gast hatte. Er präsentierte seine Produktion »Exodos«, dazu fand ein internationales Symposion zur Theorie und Methodik der Schauspiel- und Bühnenkunst statt, die Terzopoulos in den letzten Jahren am Attis-Theater in Athen, seiner künstlerischen Heimat, entwickelt hat. (…)

Das Stück ist weit mehr als der Kommentar zur Pandemie, als der es in den griechischen Medien gelesen wurde. Laut Terzopoulos geht es um die drei großen Krisen, die Griechenland in ihrem Würgegriff halten: Die Wirtschaftskrise – die für die griechische Bevölkerung keineswegs vorbei ist, wie in Deutschland und Brüssel gerne suggeriert wird –, die Pandemie und die Klimakrise, deren Auswirkungen– wie die verheerenden Waldbrände dieses Sommers – in Griechenland mit besonderer Vehemenz zu spüren sind. (…)

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HILFE FÜR EUBÖA Die Insel Euböa wurde von den Waldbränden im Juli besonders schwer getroffen. Wer den schnell gestarteten humanitären Hilfseinsatz der Bürgerinitative ‚O Topos Mou‘ unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende auf das folgende Konto tun:
KAPNIKOS STATMOS KATERINIS, IBAN: GR71 0172 2550 0052 5510 1380 536, PIREUS BANK BIC: PIRBGRAA,
Stichwort: Euböa
(Näheres zur Hilfsaktion)

Publiziert am von Monika | Kommentare deaktiviert für Hilfe für Euböa

Bildungspolitik und die Ausgrenzung der „Unterprivilegierten“

Warum die Art und Weise, wie Kyriakos Mitsotakis und Niki Kerameos im Bildungsbereich Politik machen, dem privaten Bildungswesen einen wichtigen Raum bietet und die Schlussfolgerungen von Branko Milanovic in seinem jüngsten Buch über die Aufrechterhaltung der Macht der globalen Elite bestätigt.

Von Nikos Giannopoulos, 30.8.2021 – news 24 | 7 (Original – griech.)

Kyriakos Mitsotakis und Bildungsministerin Niki Kerameos im Parlament.

Unwillkürlich und ohne die geringste Ahnung von der Politik zu haben, die das Bildungsministerium seit zwei Jahren in der Frage der Hochschulzulassung verfolgt, hat Branko Milanovic brillant und mit äußerster Präzision die … Bestrebungen der Regierung Mitsotakis im Bildungsbereich analysiert.

Der serbische Professor an der City University of New York, ein Guru auf dem Gebiet der Erforschung globaler Ungleichheiten, dokumentiert in seinem jüngsten Buch (Capitalism without a rival, erschienen bei Polis) alle Wege, auf denen die herrschende Klasse im westlichen Kapitalismus wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten reproduziert und vergrößert, ohne dass die lokalen Regierungen wirklich reagieren.

Einer der Mechanismen, mit denen diese für das Überleben des Systems sehr wichtige Arbeit geleistet wird, hat mit der Bildung zu tun, insbesondere mit der Hochschulbildung, aber nicht nur, denn es ist inzwischen klar, dass der Besuch „guter“ Privatschulen leichter den Weg zu den besten Universitäten (vor allem in den USA) öffnet, die die Aufgabe übernommen haben, den Kindern der Mächtigen der Welt eine qualitativ hochwertige Bildung zu vermitteln. (…)

Wie die Elite durch „teure“ Universitäten reproduziert wird

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