Lebensmittelknappheit und Hunger in griechischen Flüchtlingslagern

Seit zwei Monaten warten tausende von Geflüchteten vergeblich auf die Auszahlung von EU-Hilfsgeldern, so dass sie weder Kleidung nach Nahrungsmittel einkaufen konnten. Verantwortlich die griechische Regierung, die nun Besserung spätestens ab Jahresanfang verspricht. Verena Schälter (Dlf) erläutert die verfahrene Situation im Detail (22.12.2021):

NGO’s berichten

Von Nikolaj Nielsen, 22.12.2021, Brüssel – euobserver

Mavrovouni RIC was set up as a temporary site on the island of Lesbos after fires destroyed Moria a year ago. It is still under construction (Photo: Nikolaj Nielsen)

Tausende von anerkannten Flüchtlingen und andere Menschen in Griechenland sollen nach Angaben von NGOs vor Ort hungern.Die griechische Regierung scheint den Hunger als Abschreckung für Asylsuchende und als Mittel zur Räumung von Lagern auf dem Festland zu nutzen scheint.

Melina Spathari, die bei Terre des Hommes Hellas arbeitet, berichtete, dass es Migrantenkinder gibt, die in den Schulen vor Hunger zusammenbrechen. „Die Situation ist unmenschlich. Ein totales, totales Chaos“, sagte sie am Dienstag (21. Dezember) gegenüber EUobserver. Sie sprach von Neugeborenen, die in den Lagern nachts vor Hunger schreien, während die Mütter versuchen, sie mit einer Mischung aus Wasser und Keksen zu füttern. „Sie haben keine Milch“, sagte Spathari.

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Zu viele Tote in Hellas

Auch in Griechenland ist der Gesundheitssektor an der Grenze. Über 60-Jährige, die nicht geimpft sind, sollen ab Januar 100 Euro pro Monat zahlen.

Von Ferry Batzoglou, 22.12.2021 – TAZ

Ungeimpfte über 60 müssen in Griechenland 100 Euro Strafe zahlen, wenn sie sich nicht impfen lassen. Pro Monat.

ATHEN taz | Sotiris Tsiodras, 56, graues Haar, Nickelbrille, ist nicht irgendein Infektiologe. Seit Ausbruch der Coronapandemie ist Tsiodras Griechenlands Chefepidemiologe, Vorsitzender des eigens von der Regierung in Athen eingesetzten Expertengremiums sowie höchster Regierungsberater im Kampf gegen Corona. Man kann auch sagen: Tsiodras ist Griechenlands Super-Drosten.

Mit seinem Kollegen Theodoros Lytras veröffentlichte Tsiodras Mitte Dezember im angesehenen „Scandinavian Journal of Public Health“ eine Studie. Im fernen Athen wurde sie zum Politikum. Schlagartig.

Der Studie zufolge könne das griechische Gesundheitssystem nur bis zu 400 Corona-Intensivpatienten angemessen versorgen. Bei einer Patientenanzahl darüber hinaus steige die Sterblichkeit unter den Corona-Patienten massiv: bei über 400 aufgenommenen Intensivpatienten um 25 Prozent, bei mehr als 800 Intensivpatienten sogar um 57 Prozent. Wer zudem außerhalb der Intensivstationen, aber immer noch in der Klinik, künstlich beatmet werden müsse, habe sogar ein um 87 Prozent höheres Sterberisiko als ein Corona-Patient auf der Intensivstation. (…)

Mitsotakis bläst der Wind ins Gesicht. 63 Prozent der Griechen sind derweil mit dem Pandemie-Management der Regierung unzufrieden, wie eine Umfrage in Athen jetzt ergab. Auch der erhoffte Run auf die Coronaimpfung blieb nach der Ankündigung einer Impfpflicht für alle über 60-Jährigen in Griechenland aus. (…)

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Erstarken faschistische Bewegungen in Griechenland?

Die neofaschistische Partei «Die Goldene Morgenröte», auf Griechisch «Chrysi Avgi» wurde vor über einem Jahr verboten. Trotzdem ist der Rechtsextremismus in Griechenland auf dem Vormarsch: Seit einigen Monaten häufen sich Angriffe rechtsextremer Gruppen in Athen und Thessaloniki. Dabei richtet sich die rechte Gewalt meist gegen sehr junge Antifaschist*innen, gegen linke Schülerinnen und Schüler, gegen solche mit Migrationsgeschichte.

Interview mit Ralf Dreis, freier Journalist für verschiedene deutsche Medien und Aktivist bei der Basisgewerkschaft FAU, 13.12.2021 – Katrin Hiss, FRN freie-radios.net (CC BY-NC-SA 2.0 DE)

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Neuigkeiten von Kapnikos Stathmos (Katerini)

Liebe Freund*innen,

auch im subtropischen Katerini muss der Sommer irgendwann enden und längeren Nächten mit nasskalten Tagen weichen. Dieses Jahr allerdings bringt der November neben herbstlichem Wetter wie in vielen Teilen Europas auch hier eine dramatische Verschärfung der pandemischen Lage mit verheerenden Konsequenzen mit sich. Beinahe täglich verzeichnen wir wieder neue Rekordstände bei Hospitalisierungen und Todesfällen aufgrund von Covid-19, während die Intensivstationen schon länger weit über Belastungskapazität belegt sind. Die Lage ist angespannt.

Für Kapnikos Stathmos bedeutet das: verschärfte Vorsicht. So achten wir an kontaktintensiven Stellen auf den Impfstatus sowie allgemein auf das Desinfektions-, Abstands- und Maskengebot. Gerade jetzt, wo der Solidarische Weihnachtsmarkt aufgebaut wird, ist das eine notwendige Zusatzbelastung, doch dazu in der nächsten Ausgabe mehr. Auch außerhalb unseres Hofes übernehmen wir jedoch Verantwortung und sehen uns als Teil einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, zum Beispiel durch das Verteilen von gratis FFP-2 Masken an die Grundschulen unserer Präfektur.

Viele weitere Aktionen des Novembers können Sie nun im Folgenden nachlesen. Zur Unterstützung bitten wir Sie, den Newsletter anschließend gerne auch an Bekannte und Freunde weiterzuempfehlen. Mehr zu uns und unseren Projekten finden Sie außerdem jederzeit auf unserer deutschsprachigen Internetseite hier.

Herzliche Grüße aus Katerini,
Ihr Kapnikos-Team

NEWSLETTER 11/2021

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Corona-Preisschock in Griechenland

Von Wassilis Aswestopoulos, 4.12.2021 – Telepolis

Steigende Energiepreise sorgen für Unternehmenspleiten

Michalis Epitrapidis hat in einem dramatischen Appell unlängst auf die Lage der Gastronomie in Griechenland hingewiesen. Viele seiner Kollegen müssen ihre Geschäfte aufgeben, weil sie ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen könnten, so Epitrapidis, der im Raum Thessaloniki den Verband der Schnellrestaurants vertritt.

Gerade von diesen Geschäften müssten viele derzeit schließen: Nicht nur wegen der Corona-Pandemie, sondern auch wegen der immens gestiegenen Energiekosten. Diese treffen Unternehmer und Verbraucher.

Die Gastronomie als Opfer einer doppelten Krise

„Es gibt bereits Geschäfte, die schließen mussten, weil ihnen der Strom abgestellt worden ist, da sie die Rechnung nicht bezahlen konnten. Die Unternehmer sind nicht schuld am Strompreisanstieg“, klagt Epitrapidis. Er fürchtet, dass die Hälfte der Lokale bis Weihnachten aufgeben muss.

Es ist das Zusammentreffen zweier Krisen, das die Situation für Gastronomen besonders brenzlig macht. Wegen der Pandemie und plötzlich angeordneter Lockdowns sind viele Lebensmittel verdorben und mussten entsorgt werden.

Hinzu kamen strenge Maßnahmen wie Tests und schließlich die 2-G-Regel. (…)

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„Die EU ist doch nur eine große Bank, die Kredite vergibt“

Kein Land der EU ist von der Demokratie so enttäuscht wie Griechenland. Das Leben von Helen Pasiali zeigt, wie nachhaltig die Sparpolitik die Gesellschaft verstört hat.

Von Benjamin Hindrichs, 8.12.2021 – Thessaloniki

Schlange vor einem Geldautomaten in Thessaloniki (2015)

Helen Pasiali hält den Rücken gerade. Ihr Blick wandert durch das Wohnzimmer, streift die Bilder ihrer zwei Kinder auf der Kommode, das weiße E-Piano, eine Kuchenhaube. Sie atmet aus. „Es ist hart“, sagt sie knapp. Die Rechnungen, die steigenden Preise im Supermarkt, die ausbleibenden Aufträge ihres Mannes, die Kraftlosigkeit, wenn sie spätabends nach Hause kommt. „Aber so ist das Leben.“

Pasiali lacht. Schatten liegen unter ihren blauen Augen. In ihren Händen hält sie eine Tasse Kaffee. Manchmal, sagt sie, wünsche sie sich, sie könne die Zeit zurückdrehen. „Aber das wünschen sich alle hier.“

Helen Pasiali war gerade geboren, als Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis den Beitritt Griechenlands zur Europäischen Gemeinschaft unterzeichnete. Sie war 21, als das Land den Euro einführte, 32, als die Staatsschuldenkrise begann, und 37, als sie ihr Vertrauen in die Demokratie verlor. (…)

Pasiali ist das, was Politikerinnen und Sozialwissenschaftler oft „politikverdrossen“ nennen: Von der griechischen Politik fühlt sie sich allein gelassen, genau wie von der Europäischen Union. Den Medien glaubt sie nicht. Und den aktuellen Premierminister Griechenlands, Kyriakos Mitsotakis, würde sie nicht einmal dann wählen, „wenn der der letzte Politiker auf der Welt wäre“.

Nirgendwo in der EU sind die Bürgerinnen und Bürger so demokratiemüde wie in Griechenland. (…)

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Droht Griechenland die nächste Schuldenkrise?

Von Wassilis Aswestopoulos, 6.12.2021 – Telepolis

Griechenlands Nationalbank. Bild: Petr Kratochvil, CC0 1.0

Im Schatten der Pandemie wachsen die Rückstände des Staates erneut auf Rekordhöhe

In Griechenland kann zur Bekämpfung der Pandemie die Boosterung fortan schon drei Monate nach der Zweitimpfung mit den Vakzinen von Biontech, Moderna oder Astrazeneca erfolgen. Die Regierung versucht mit Impfungen einen erneuten Lockdown zu verhindern. Sie kann ihn sich nämlich nicht leisten. Der Schuldenberg wächst, das Defizit im Staatshaushalt auch.

Daher versucht Griechenland, in der Eurozone Verbündete für eine Aufweichung des Stabilitäts- und Wachstumspakts zu finden.

Corona, Waldbrände und steigende Energiepreise

Thodoros Skylakakis, Vizeminister im Finanzministerium und zuständig für Staatsfinanzen, rechnete vor, dass die Pandemie dem Staat bis zum Sommer 2021 vierzig Milliarden Euro gekostet hat. Eine Summe, die gemäß jüngsten Angaben auf 45 Milliarden Euro angewachsen ist.

Neben den Kosten der Pandemie muss der Staat auch die Schäden der verheerenden Waldbrände des Sommers bewältigen. Bewohner müssen entschädigt, die betroffenen Gebiete mit Maßnahmen gegen die nun drohende Überflutung gesichert werden. (…)

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