Samos KYT*: Zerstörung von Identität und Würde

Der Griechische Flüchtlingsrat berichtet über die Erfahrungen einer kurdischen Familie im Lager KYT bei Vathy auf Samos (20.11.2021)

Originaltext (griech.)

Der griechische Flüchtlingsrat (GCR) berichtet über die Erfahrungen einer kurdischen Familie im Aufnahme- und Identifizierungszentrum von Samos, das weit von der Einschätzung von Kyriakos Mitsotakis entfernt zu sein scheint, dass es sich um „eine tadellose Einrichtung mit tadellosen Bedingungen und EU-Finanzierung“ handelt, mit sauberen Einrichtungen, mit Spielplätzen für die Kinder – es gibt keinen Vergleich mit der Situation in der Vergangenheit“.
Diese kurdische Familie sagte dem GCR: „Es gibt Tage, an denen wir ins Zentrum gehen müssen, um ins Krankenhaus zu gehen, zur Apotheke, um einen Anwalt zu treffen. Ich wurde hier in Griechenland operiert und muss regelmäßig von einem Arzt überwacht werden. In der neuen Struktur gibt es einen Arzt nur in den Morgenstunden. Für all das müssen wir nach Vathi ziehen, und dafür ist kein Geld da. Innerhalb des Lagers gibt es keinen Supermarkt, das Essen, das dort verteilt wird, wird weder gegessen noch reicht es aus. […] Unsere Situation war schon im alten Lager tragisch, und jetzt in der neuen Struktur ist sie wieder tragisch – man läuft oft weg, man erstickt, während man dort eingesperrt ist“.

Nach Angaben von efsyn funktioniert die neue Struktur eher wie ein Gefängnis, das von doppeltem Stacheldraht umgeben ist und von 50 uniformierten Mitarbeitern pro Schicht bewacht wird.

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Flüchtlinge in Haft

In Griechenland werde die Inhaftierung Geflüchteter zum neuen Regelfall, kritisieren der Griechische Flüchtlingsrat und Oxfam

Von Ulrike Wagner, 16.11.2021 – nd

Geschlossenes Lager auf Samos: Pilotprojekt für 4 weitere Lager auf den ägäischen Hotspots

»Wir waren 22 Stunden am Tag in unseren Zellen eingesperrt – kein Mobiltelefon, keine Besuche, ekelhaftes Essen. Oft mussten wir die Wachen anflehen, uns aufzuschließen, um auf die Toilette zu gehen. Und manchmal war nicht einmal das möglich«, erzählt Omar (Name geändert), ein syrischer Asylsuchender, der sieben Monate in einer Athener Polizeistation in Verwaltungshaft gehalten wurde. Weitere zweieinhalb Monate verbrachte er in dem Gefangenenlager Amygdaleza, nördlich der Hauptstadt. Omar ist einer von mehreren Fallbeispielen aus dem Bericht »Inhaftierung als Regelfall«, der am Dienstag vom Griechischen Flüchtlingsrat (GCR) und der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam veröffentlicht wurde.

Die Organisationen dokumentieren darin einen starken Anstieg inhaftierter Migrant*innen seit 2016. Dies dürfte auch an einer Gesetzesänderung liegen, nach der Asylbewerber*innen in Griechenland zum Zwecke einer Identitätsüberprüfung inhaftiert werden dürfen. Gleichzeitig wurde die Pflicht für Behörden abgeschafft, Alternativen zur Haft zu prüfen, und die maximale Dauer der Inhaftierung auf bis zu drei Jahre verlängert. (…)

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DIE REBELLIONEN VON GESTERN ZEIGEN DEN WEG ZU DEN KÄMPFEN VON HEUTE

Jahrestag des Aufstands im Athener Polytechnikum am 17. November 1973

Am 17. November gedenkt Griechenland der Gefallenen des Athener Polytechnikum-Aufstands 1973, der den Anfang vom Ende der griechischen Militärjunta markiert. Heute huldigen wir dem Kampf der „Freien Belagerten“ für Gerechtigkeit, Freiheit & Demokratie. (Joanna Pamoukoglou)

17. November 2021:

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Historische Notiz: Der Aufstand vom 14.-17. November 1973 in Athen

Von Holger Czitrich-Stahl, 17.11.2021 – RADIO.KRETA.DE

Der griechischen Tragödie vorletzter Akt – Der Aufstand vom 14.-17. November 1973 im Athener Studentenviertel leitete das Ende der Diktatur ein. Historische Notiz 171 vom 13. November 2018.

Der Athen-Besucher kommt im Normalfall kaum am Besuch des wunderbaren Archäologischen Nationalmuseums vorbei, das, zurückgesetzt hinter einem geräumigen und hell strahlenden Vorplatz, wie ein griechischer Tempel die Umgebung prägt. Die wenigsten Touristen aber ahnen, dass sich unmittelbar neben diesem klassizistischen Prachtbau aus dem 19. Jahrhundert im November 1973 eine Tragödie ereignete, bei der mindestens 23 Aufständische ihr Leben ließen, als das Militär am 17. November schießen ließ.

(…) An die studentische Erhebung des November 1973 und ihr Opfer für die Rückgewinnung der Demokratie gegen den Faschismus erinnert diese 171. Historische Notiz. Sie setzt die Reihe der Historischen Notizen fort, die an die Leidenszeit der Griechen zwischen 1947-1974 erinnern. Über den Putsch der Obristen am 21. April 1967, über den Papadopoulos-Attentäter und Widerstandskämpfer Alekos Panagoulis und über das Ende der Diktatur nach dem Zypern-Abenteuer des Militärs habe ich bereits in vorhergehenden Historischen Notizen geschrieben. (…)

Fortsetzung des ausführlichen Berichts über den Novemberaufstand 1973 (weiterlesen)

Video: 17. November 2008
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Griechenland: Was und wie darf Journalismus fragen?

Von Wassilis Aswestopoulos, 13.11.2021 – TELEPOLIS

Eklat bei Pressekonferenz: Wer über Pushbacks reden will, beleidigt angeblich das griechische Volk. Eine niederländische Journalistin bekommt dafür einen Shitstorm der Extraklasse

In Griechenland wird aktuell über die Frage diskutiert, was Journalismus darf – und was nicht. Wichtigster Anlass dafür ist eine harsche Frage, welche die niederländische Journalistin Ingeborg Beugel am Dienstagabend bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Premierminister Kyriakos Mitsotakis und dessen niederländischen Amtskollegen Mark Rutte stellte. Mitsotakis antworte harsch und wütend. Der Vorfall war internationalen Agenturen und Medien eine Nachricht wert.

In Griechenland selbst führte er zu einem sexistischen Shitstorm griechischer Kollegen gegen Beugel. Das International Press Institute verurteilt „Versuche, eine niederländische Journalistin zu beleidigen und deren Arbeit zu diskreditieren“. Beugel wurde in regierungsnahen Medien als „türkische Agentin“ gebrandmarkt.

Der Premier und die direkte Frage (…)

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Wer ist die niederländische Journalistin, die den griechischen Premierminister angegriffen hat?

Quelle: Greek City Times vom 10.11.2021 (engl.)

Die niederländische Journalistin Ingeborg Beugel hat MP Mitsotakis wegen des Umgangs mit Geflüchteten mit offenen und direkten Worten kritisiert. Das hat ihm nicht gefallen. Mitsotakis: ‚Waren Sie schon einmal auf Samos?‘ Beugel: ‚Ja‘. ‚Nein, Sie waren nicht auf Samos … Hören Sie, Sie werden nicht in dieses Gebäude kommen und mich beleidigen.‘

Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis lieferte sich gestern einen heftigen Schlagabtausch mit der niederländischen Journalistin Ingeborg Beugel, die die Behandlung von Flüchtlingen durch das Land in Frage stellte und Griechenland illegale Pushbacks vorwarf. Der Schlagabtausch fand während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Mitsotakis und dem niederländischen Premierminister Mark Rutte nach deren Treffen in Athen am Dienstag statt.

Vor vier Monaten wurde Beugel wegen „Beihilfe zum illegalen Aufenthalt eines Ausländers“ festgenommen und könnte bis zu einem Jahr ins Gefängnis kommen. Beugels Gerichtstermin steht noch aus, nachdem er wegen Einschränkungen durch das Coronavirus verschoben worden war.

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„Ein Akt des Widerstands“

Gespräch mit dem Theodorakis-Vertrauten Asteris Kutulas, der in der DDR aufwuchs und später mit dafür sorgte, dass die Musik von Mikis Theodorakis dort gehört werden konnte. Seine Interviewpartnerin ist Marina Mai die in den 80er Jahren gemeinsam mit ihm Vorlesungen in Leipzig hörte.

Asteris Kutulas wurde 1960 in Oradea/Rumänien als Sohn griechischer Emigranten geboren. 1968 kam er in die DDR, er studierte Germanistik und Geschichte der Philosophie an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Der Autor, Übersetzer, Regisseur, Musik- und Lichtproduzent lebt heute in Berlin.

DANCE FIGHT LOVE DIE – With Mikis on the Road (Trailer)
Ein Film von Asteris Kutulas (2018)

taz: Asteris, weil wir in den 1980er Jahren gemeinsam in Leipzig Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie gehört haben, muss schon das Du sein. In Lehrveranstaltungen bist du damals gern über Metaebenen geklettert, nebenher hast du Künstler von Weltruhm aus dem Griechischen übersetzt. Hast du auch einmal mit einer wissenschaftlichen Laufbahn geliebäugelt?

Asteris Kutulas: Das wäre für mich sicherlich spannend gewesen. Aber ich habe schon in meiner Studienzeit in einer Welt gelebt, die voll von Literatur, Musik, Kunst, Film, Politik, Geschichte und Philosophie war. Diese Welt wollte ich niemals verlassen. Das war und ist mein Leben.

Was ich als Studentin nicht wusste: Du wurdest in Rumänien geboren. Wie hat es deine Eltern dorthin verschlagen?

In Griechenland tobte nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1949 ein blutiger Bürgerkrieg. Die „linken Partisanen“ verloren diesen Krieg, und etwa 60.000 von ihnen, darunter auch meine Eltern, flohen über die albanische, jugoslawische und bulgarische Grenze in die sozialistischen Staaten. Meine Eltern trafen sich in der rumänischen Stadt Oradea. Dort kam ich 1960 in einem Flüchtlingslager zur Welt.

Und unter welchen Umständen kam deine Familie dann 1968 in die DDR?

1968 gab es eine Spaltung der Kommunistischen Partei Griechenlands. (…) —> weiterlesen

Filmausschnitt (4:39) Mikis Theodorakis – ΧΙΟΝΙΖΕΙ ΜΕΣΑ ΣΤΗ ΝΥΧΤΑ

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