Politischer Gefangener Koufontinas weiterhin in Lebensgefahr
Von Hansgeorg Hermann, Chania, 10.3.2021 – junge Welt
„Die griechische Regierungspolitik unter dem rechten Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis erinnert eine wachsende Zahl älterer Griechen an die Jahre der Militärdiktatur, die von 1967 bis 1974 das Land unter ihre Gewehre und Polizeiknüppel gezwungen hatte. Die Prügelorgien der Uniformierten, die am Wochenende vor allem in der Athener Vorstadt Nea Smyrni den Zorn der Bewohner anfachten, sind längst keine »Ausrutscher« mehr, wie Mitsotakis’ Parteifreunde von der Nea Dimokratia es in den üblichen Plauderstunden des Frühstücksfernsehens glauben machen wollen. Sie sind ganz offenbar gewollte Symptome eines neuen griechischen Faschismus, den der Spross der steinreichen Politikerdynastie seit seiner Wahl im Juli 2019 seinen Landsleuten ohne Scheu als »Wiederherstellung der Demokratie« verkaufen will.
In keinem anderen Land Europas gibt es derzeit eine rund 1.000 Mann starke Spezialtruppe uniformierter Aufpasser, Spitzel und gewaltbereiter »Ordnungshüter«, die in den Universitäten für Grabesruhe sorgen sollen. In den Hochschulen von Athen und Thessaloniki ist dieser Zustand inzwischen Normalität, die Studierenden protestierten bisher vergeblich. Selbst die Junta und deren Geldgeber aus den USA hatten es in den sieben Jahren ihrer Herrschaft nicht gewagt, Polizei direkt in die Hörsäle und auf den Campus zu schicken. Als das Militär die Revolte der jungen Menschen am 17. November 1973 mit Gewalt beendete, musste es den Zaun des Athener Polytechnions mit Panzern niederwalzen – die Bruchstücke sind heute noch im Eingang der Universität zu besichtigen. (…)“
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