von Kostas Zafeiropoulos, Michail Angelos Konstantopoulos, Eva Papadopoulou –
„Efimerida ton syntakton“, gedruckte Ausgabe, 18.11.2022 (1. Teil)
Übersetzung: Hubert
Am 17. November 1973 stürmte die griechische Militärdiktatur der Junta (1967-74) das von Studenten besetzte Gebäude des Athener Politechnikums (Technische Universität) mit Hilfe von Panzern und schlug so den Studentenaufstand gegen die Diktatur nieder. Seit 1974, nachdem die Junta gestürzt war, wird dieser Jahrestag von allem von der (studentischen) Jugend und der politischen Linken durch eine Demonstration zur amerikanischen Botschaft, damals engster Verbündeter der Junta, feierlich und kämpferisch begangen. (Vorbemerkung d. Übers.)
Die Flamme des 17. November 1973 brennt jetzt schon zum 49. Mal, und sie brennt stark weiter, weil die Forderungen des Aufstandes für „Brot – Bildung – Freiheit“ heute so aktuell sind wie nie. Im Griechenland der Teuerung, der Energiearmut, der Universitätspolizei, des Rückzugs des Rechtsstaats und der Verletzung der Privatheit der Kommunikation wurde gestern die Antwort auf den Straßen gegeben, indem viele Tausende von Menschen am Nachmittag das Zentrum Athens überfluteten auf der massenhaftesten Demonstration der letzten Jahre, die mit Sicherheit größer war sogar als der jüngste eindrucksvolle Streik am 9.November.
Die antiimperialistische Demonstration zur amerikanischen Botschaft im von der Polizei beherrschten Zentrum ging um 5 Uhr nachmittags vom Klafthmonosplatz los mit Tausenden von Demonstranten, die eng von 6.000 Polizisten, 3 Hubschraubern mit starken Scheinwerfern, verschiedenen Dronen der EL.AS (Griechische Polizei), die zudem vor der Demonstration 19 Personen festnahmen.
Im Übrigen sah Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis im Politechnikum ein „Fest“, das die Jugend, angeblich weitab von „irgendwelchen parteilichen oder politischen Zielen“ vereint. Und all das, nachdem während der letzten Tage der Propagandaapparat der Neuen Demokratie (ND, konservative Regierungspartei) im Internet einen Schwall von Falschinformationen über das Politechnikum von 1973 verbreitete.
Bemerkenswert an der gestrigen Demonstration war außer der dynamischen und massenhaften Präsenz von Studentenverbänden („Die Aufstände gehen nicht in die Museen, vorwärts für die Polytechnika unserer Generation“, „Kouli-Kerameos hört gut zu, dieser Gesetzentwurf wird Papier bleiben“ über die Universitätspolizei (Kerameos ist die Bildungsministerin, Anm. d. Übers.)), außer allen Organisationen der außerparlamentarischen Linken und des autonomen Spektrums die Präsenz der Blöcke parlamentarischer politischer Parteien. Die KKE (Kommunistische Partei Griechenlands) hatte sicher den Löwenanteil, doch SYRIZA und PASOK (beides Mitte-Links-Parteien, Anm. d. Übers.) verfügten auch über viele Leute in ihren Reihen.
Auf der Kundgebung marschierte der Verband der Häftlinge und exilierten Widerstandskämpfer von 1967-74 voran und hielt ein Transparent mit der Parole „Widerstand gegen den Faschismus für immer“. Davor, als die Tore des Polytechnikums geschlossen hatten, führten Studentenverbände eine Vorversammlung durch, wandten sich dann mit einer Demonstration Richtung des Klafthmonosplatzes und warteten, dass die Hauptmasse der Demonstranten sich in Bewegung setzte. Soldaten und Studenten befanden sich in der ersten Reihe der Demonstration. Nach Angaben der Polizei überschritt die Zahl der Leute die 20.000, doch in Wirklichkeit waren es mindestens doppelt so viele.
Die Demonstranten gingen vorbei an den Punkten, an denen die Polizei Koui-Kanellopoulou ermordet hat und riefen die Namen auch anderer von der EL.AS Ermordeter. Zuvor trafen und umarmten die Leute Jannis Mangos, den Vater des ermordeten Vassilis. „Bringt Hubschrauber, bringt auch die NATO, mit Organisation und Kampf werden sie durcheinander kommen“ riefen Mitglieder der PAME (der kommunistische Gewerkschaftsverband) und der KNE (Kommunistische Jugend Griechenlands). „Die Stunde des Umsturzes ist gekommen. Das Volk will dich nicht, nimm deine Bullen und zieh Leine“ hörte man oft von der SYRIZA-Jugend. Als die voranmarschierende Demonstration der Studenten, der außerparlamentarischen Linken und der Anarchisten am Kriegsmuseum ankam, gelangte ihr Schwanz an den Kolokotronisplatz. Zur gleichen Zeit befanden sich die Blöcke der PAME auf der Universitätsstraße auf Höhe der Bibliothek bis zur Bukarester Straße.
„Ihre Willkür und ihr Abhören, wir für die Umstürze unserer Generation“ und „Die Jugendlichen vergessen jenen November nicht, sie kämpfen für die Prinzipien des 3. September“ riefen Unterstützer der PASOK, die gestern am massenhaftesten seit 2009 auf der Polytechnikumsdemonstration präsent waren. „Leider haben wir heute 50 Jahre danach dieselbe Bedrohung. Die demokratischen Kräfte müssen Widerstand leisten. Da die Forderungen wieder aktuell sind, steht die PASOK in der ersten Reihe des Kampfes“ erklärte der Sekretär der Partei Michalis Katrinis gegenüber der Zeitung „Efimerida ton syntakton“.
Die Demonstration ging kurz nach 8 Uhr abends ohne Zwischenfälle zu Ende mit ziemlich vielen Demonstranten, die zum Alexandraboulevard hinuntergingen, während im Stadtteil Exarchia (eine Hochburg der Anarchisten, Anm. d. Übers.) starke Polizeikräfte sich befanden, die … die Arbeiterabteilung der Metro auf dem Platz bewachte.
Quelle (griech.)
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