Philhellenismus: Wir sind alle Griechen

In den 1820ern zeigten sich weite Kreise in Europa solidarisch mit dem Befreiungskrieg der Hellenen

Von Jürgen Pelzer, 17.1.2022 – junge Welt

Eugène Delacroix: Scènes des Massacres de Scio, 1824, Öl auf Leinwand. 1822 verübten die Osmanen ein Massaker an der griechischen Bevölkerung der Insel Chios. Geschätzt 25.000 Menschen wurden ermordet, 45.000 versklavt. Das Ereignis beförderte den europäischen Philhellenismus

Vor 200 Jahren, am 17. Januar 1822, erklärte die provisorische griechische Regierung die Unabhängigkeit des Landes. Vorangegangen war eine mehrmonatige Serie lokaler Aufstände, die alle auf ein Ziel gerichtet waren: die Beendigung der fast 400jährigen Besatzung durch das osmanische Reich, die das Land in kolonialer Abhängigkeit gehalten und von den europäischen Entwicklungen weitgehend abgeschnitten hatte. Die Aufstände waren nicht spontan, sondern durch griechische Geheimgesellschaften im In- und Ausland vorbereitet. Von Anfang an wandte man sich zudem gezielt an die europäische Öffentlichkeit, um für Solidarität und Unterstützung zu werben.

Der griechische Befreiungskrieg hatte somit von vornherein eine gesamteuropäische Dimension. Er steht am Anfang einer ersten Welle revolutionärer Erhebungen, die sich nach 1820 gegen die restaurativen Tendenzen der Heiligen Allianz richteten, die den veränderten ökonomischen und sozialen Entwicklungen seit 1789 in keiner Weise gerecht wurden. Die Französische Revolution blieb stets ein zentraler Bezugspunkt, dabei ließ sich an diverse liberale oder gar radikaldemokratische Verfassungskonzepte anknüpfen. (…)

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