In Griechenland werde die Inhaftierung Geflüchteter zum neuen Regelfall, kritisieren der Griechische Flüchtlingsrat und Oxfam
Von Ulrike Wagner, 16.11.2021 – nd
»Wir waren 22 Stunden am Tag in unseren Zellen eingesperrt – kein Mobiltelefon, keine Besuche, ekelhaftes Essen. Oft mussten wir die Wachen anflehen, uns aufzuschließen, um auf die Toilette zu gehen. Und manchmal war nicht einmal das möglich«, erzählt Omar (Name geändert), ein syrischer Asylsuchender, der sieben Monate in einer Athener Polizeistation in Verwaltungshaft gehalten wurde. Weitere zweieinhalb Monate verbrachte er in dem Gefangenenlager Amygdaleza, nördlich der Hauptstadt. Omar ist einer von mehreren Fallbeispielen aus dem Bericht »Inhaftierung als Regelfall«, der am Dienstag vom Griechischen Flüchtlingsrat (GCR) und der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam veröffentlicht wurde.
Die Organisationen dokumentieren darin einen starken Anstieg inhaftierter Migrant*innen seit 2016. Dies dürfte auch an einer Gesetzesänderung liegen, nach der Asylbewerber*innen in Griechenland zum Zwecke einer Identitätsüberprüfung inhaftiert werden dürfen. Gleichzeitig wurde die Pflicht für Behörden abgeschafft, Alternativen zur Haft zu prüfen, und die maximale Dauer der Inhaftierung auf bis zu drei Jahre verlängert. (…)
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