„Wir müssen unseren Lebensstil ändern“

Der frühere griechische Premierminister Alexis Tsipras fordert einen europäischen Katastrophenschutz.

Interview: Zacharias Zacharakis, 11.8.2021 – ZEIT-ONLINE

DIE ZEIT: Herr Tsipras, seit fast zwei Wochen erlebt Griechenland die schlimmsten Waldbrände seiner neueren Geschichte. Welche Folgen wird das haben?

Alexis Tsipras: Die griechische Gesellschaft ist schockiert von diesen Ereignissen. Wir stellen gerade fest, dass die Klimakrise keine theoretische Angelegenheit mehr ist, sondern Realität. Sie wird sich verschärfen, wenn wir nicht alle entschieden dagegen vorgehen.

ZEIT: In den vergangenen Jahrzehnten haben die Themen Umwelt und Klima in der griechischen Politik kaum eine Rolle gespielt. Warum gibt es bei Ihnen zum Beispiel keine bedeutende grüne Partei?

Tsipras: Von außen betrachtet mag das so aussehen, aber die linken Kräfte in Griechenland haben den Umweltschutz seit den Achtzigerjahren in ihre Politik integriert. Die Umweltbewegung ist in einem Bündnis der Linken und der Ökologen aufgegangen, daraus wurde dann die Syriza-Partei, deren Vorsitzender ich bin. Die sozialistische Regierung von Giorgios Papandreou hat nach dem Wahlsieg im Jahr 2009 ein Umweltministerium geschaffen, das von Konservativen zwischenzeitlich abgeschafft wurde. Wir haben es dann wiederbelebt, als ich Premier wurde. Und wir waren es, die das Pariser Klimaabkommen durch das griechische Parlament gebracht haben. (…) –> weiterlesen

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Selbstverständliche und solidarische Hilfe für Griechenland – aus Deutschland

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Aus ­Feuer wächst Zorn

Brandbekämpfung in Griechenland ohne Wasser und Strom. Tausende protestieren gegen »das System«

Von Hansgeorg Hermann, Chania, 12.8.2021 – junge Welt

Während Feuerwehrleute gegen die Flammen kämpfen, glänzt Premier Mitsotakis mit Plattitüden (Athen, 5.8.2021)

In Griechenland brennen nicht nur Wälder und Dörfer. Die Flammen haben in den Menschen ein Feuer entfacht, das sie gegen die Zentren der politisch und wirtschaftlich Mächtigen auf die Straße treibt. Ziel des Zorns: Der amtierende, rechte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis, der am Montag dem tausendfachen Protest in Athen als Symbol für die Korruption und den Nepotismus des griechischen (und europäischen) Herrschaftssystems diente. Mitsotakis’ Familie ist in der Tat ein Beispiel dafür, wie politische Macht, gepaart mit enormem Reichtum, seit Generationen für das Überleben und die Festigung verhasster politischer »Traditionen« sorgt. Während der Premier am Dienstag in einer kurzen Fernsehansprache mit seiner lahmen »Entschuldigung« für nicht näher benannte »Fehler« für Wut in der Bevölkerung sorgte, kämpften im Norden der Insel Euböa einige hundert Feuerwehrleute und freiwillige Helfer ohne Strom und Wasser gegen haushohe Feuerwalzen. (…)

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Spenden für die Menschen in Griechenland

Griechenland ist durch Klimakatastrophe und ausufernde Waldbrände schwer betroffen. Wir unterstützen daher den Spendenaufruf der Gruppe Hellassoli Bochum im Verbindung mit Solidarity4All und der Sozialklinik Athen. Darin heißt es:

„Wir erleben eine beispiellose Katastrophe, die schwer zu beschreiben ist.
Ein großer Teil der Bevölkerung und insbesondere die ärmsten Bevölkerungsgruppen erleben auf zerstörerische Weise die Folgen des Klimawandels, des unzureichenden Schutzes des Landes vor Bränden sowie der Entscheidung der Regierung, die Entwicklungen zu verfolgen, indem sie sich auf die Evakuierung der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten beschränkt, die leider weiter zunehmen.

Insbesondere für Euböa, wo ganze Dörfer zerstört wurden, stehen wir in Kontakt und Kooperation mit der Solidarity for All Gruppe Chalkida. Dutzende von kleineren und größeren Dörfern wurden in dieser Gegend komplett zerstört und die Bewohner haben alles verloren.“

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Neueste Stellungnahme der KKE zur Brandkatastrophe – mit weitreichenden Forderungen an die Regierung

Montag, 09.08.2021 – 14:30
PRESSEBÜRO DES ZK DER KKE
Nur das Volk kann das Volk retten!
„Alle auf die Beine! Keine Pause! Dieses Mal darf das griechische Volk nicht zulassen, dass die kriminelle Verantwortungslosigkeit der jetzigen, aber auch aller früheren Regierungen vergessen wird“, heißt es in der Erklärung des Pressebüros des ZK der KKE anlässlich der verheerenden Brände.
Im Detail:
„Der Kampf ist nicht vorbei, er geht weiter im leidgeprüften Euböa, in den Präfekturen des Peloponnes und in den anderen Teilen des Landes, wo die Einwohner zusammen mit den wenigen Feuerwehrleuten aufopferungsvoll kämpfen, um das zu retten, was zu retten ist. Die KKE steht an ihrer Seite und fordert von der Regierung – spätestens jetzt – alle Boden- und Luftmittel einzusetzen, über die sie verfügt, um der Feuerhölle endlich ein Ende zu bereiten.
Aber der Kampf geht überall im ganzen Land weiter, denn wegen des Mangels an Brandschutzmaßnahmen mit dem Schwerpunkt auf Prophylaxe lauert – unter der Verantwortung aller Regierungen – weiterhin der Alptraum des Brandes. Er geht weiter, weil tausende Familien aus dem Volk ihr Zuhause, ihr Eigentum und ihr Einkommen verloren haben. Er geht weiter, weil am Tag danach die umfassende Unterstützung der Opfer Priorität hat, der Schutz des menschlichen Lebens.

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Die apokalyptische Katastrophe in Nord-Evia

Veröffentlicht am 7. von Enough14D

Grobe Übersetzung einer Erklärung von Anarchist*innen aus Evia zu den Waldbränden in Nord-Evia (griechisches Territorium). Wir hoffen, dass ihr eventuelle kleine Übersetzungsfehler entschuldigt.

Ursprünglich veröffentlicht von Athens Indymedia. Übersetzt von Riot Turtle (mit Hilfe von Übersetzungssoftware).

Der Waldbrand in Nord-Evia ist das größte ökologische und politische Verbrechen, das das Land je erlebt hat. Tausende Hektar Wald wurden verbrannt, unzählige Tiere und Hunderte von Häusern. Dutzende von Dörfern wurden evakuiert, und einige von ihnen brannten bis auf die Grundmauern nieder. Die Unfähigkeit der Feuerwehr und vor allem das Fehlen von Löschflugzeugen haben dazu beigetragen, dass sich das Feuer so weit ausbreiten konnte. Vier Tage lang hat Nord-Evia gebrannt, und die Regierung und die Bonzen saßen herum, schauten dem Feuer zu und aßen Pastete. Jetzt ist die Situation völlig außer Kontrolle geraten, wir sitzen nur da und sehen zu, wie die Feuerfronten auf uns zukommen und alles in ihrem Weg niederbrennen, bis sie an den Stränden ankommen und sich selbst löschen.

Die Strategie des Staates sah nicht vor, das Feuer zu löschen, da kein Versuch unternommen wurde, die Feuerfronten zu löschen, sondern lediglich zu verhindern, dass die Flammen auf Wohngebiete übergreifen. In erster Linie ging es darum, die Dörfer zu evakuieren, damit keine Menschenleben zu beklagen waren und somit auch keine politischen Konsequenzen zu befürchten waren. Schließlich sind die Äußerungen von Koulis über die Brände in Mati noch frisch. Der Verlust von Menschenleben würde diesem tragischen Ereignis eine andere Dimension verleihen und wäre von den Mainstream-Medien kaum zu vertuschen. Aber auch die Dörfer wurden nicht erfolgreich geschützt, die Flammen zerstörten viele von ihnen und viele einfache Menschen sahen ihren Lebensraum in Schutt und Asche versinken. Die meisten Dörfer, vor allem die in den Bergen, gehörten einfachen Menschen, die in der Landwirtschaft tätig waren und deren Haupteinkommensquelle die Arbeit im Wald war. Jetzt ist ihr Leben wie weggefegt, und viele erwägen aus zu wandern. Zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Berichts wissen wir nicht, wie viele Menschen verletzt oder gar getötet wurden. (…) “ –> Vollständigen Text lesen

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Flammende Solidarität

„Auf Solidarität kann man zählen, aber nicht auf einen staatlich organisierten professionellen Brandschutz.“

Von Christina Pfäffle, 8.8.21 – TAZ

Viele Menschen legen selbst Hand an, um etwas von ihrem Hab und Gut zu retten

ATHEN taz | In der Suppenküche des Kollektivs Elchef im linken Athener Studentenviertel Exarchia treffen am vergangenen Freitag viele Menschen aufeinander. Eigentlich ist hier, wo sonst 150 bis 200 Mahlzeiten täglich verteilt werden, jetzt Sommerpause. Gefolgt sind die freiwilligen Hel­fe­r*in­nen dennoch dem Aufruf des Suppenküchenkollektivs.

Seit nunmehr sechs Tagen sammeln und verteilen die Un­ter­stüt­ze­r*in­nen Hilfsgüter wie Augentropfen, Schmerzmittel, Bandagen, Sauerstoffflaschen, Lebensmittel, Tierfutter und Wasserflaschen an die Feuerwehrleute und die Opfer der verheerenden Waldbrände in der Region Attika rund um Athen. Trotz extremer Hitze und obwohl die griechische Zivilschutzbehörde die Bevölkerung dringend dazu aufruft, ihre Wohnungen und Häuser wegen der starken Rauchbildung nicht zu verlassen, kommen am Nachmittag kontinuierlich Leute, um neue Hilfsgüter zu bringen. Es scheint so, als wolle man sich ein wenig Mut zusprechen, angesichts des hilflosen Gefühls gegenüber der kilometerlangen Feuerfront. (…)

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Kritik am Versagen der Mitsotakis-Regierung wird vielfach geübt. Hier die Stimme von Yiorgos Archontopoulus, Präsident der Wassergewerkschaft in Thessaloniki: „Stop using climate change for every problem. Greek government, just choose to let those areas be burned. 2 years now hired thousands of policemen instead of fire fighters, reduced money for forest protection. It’s not climate change, it’s neoliberalism in praxis.“ (Γ.Αρχοντόπουλος@GArchontopoulos, 8.8.)

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