Coronavirus in Griechenland: „Die Zahlen machen Angst“

Im September hatte Griechenland noch um Urlauber geworben, es gab sehr wenige Corona-Infizierte. Jetzt ist die Zahl heftig angestiegen, und das trotz Ausgangssperre. Die Krankenhäuser stoßen an ihre Grenzen.

Von Thomas Bormann, ARD-Studio Athen – 24.11.2020

Notkrankenhaus – Bildquelle: NIKOS ARVANITIDIS/EPA-EFE/Shutte

„Hektik in der Intensivstation eines Krankenhauses in Thessaloniki. Eine Krankenschwester in weißem Schutzanzug erklärt einem Patienten, der gerade aus der Narkose erwacht, dass er an ein Beatmungsgerät angeschlossen ist und deshalb nicht sprechen kann.

Die Krankenschwester hält die Hand des Patienten und nickt ihm aufmunternd zu – soweit das hinter der Maske und der Schutzbrille geht. Die Betten auf der Intensivstation sind alle belegt – wie in den anderen Krankenhäusern Thessalonikis auch. (…)“

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Griechenland stellt in Thessaloniki Feldlazarett auf

Auf dem Parkplatz des Militärkrankenhauses 424 Thessaloniki wird ein Feldlazarett zur Unterstützung der völlig überlasteten öffentlichen Krankenhäuser aufgestellt.


Derzeit ist das medizinische und pflegerische Personal der Krankenhäuser von Thessaloniki an seine Grenzen gestoßen

In Griechenland bleibt wegen der Welle an dem Coronavirus Covid-19 erkrankter Patienten die Lage im Verwaltungsbezirk Thessaloniki erdrückend. Die Intensivstationen der öffentlichen Krankenhäuser sind überbelegt und die Ärzte tragen an jedem Bereitschaftstag einen „Kampf“ aus um Behandlungsbetten sicherzustellen.

Zur selben Stunde mobilisieren die Streitkräfte ihre eigenen Gesundheitsreserven um das System zu stützen. Wie beispielsweise der griechische TV-Sender „Open“ berichtete, wird auf dem Vorhof des Militärkrankenhauses 424 Thessalonikis ein aus Containern und Zelten bestehendes mobiles Feldlazarett aufgebaut um im Fall eines weiteren Anstiegs der Bedürfnisse einzuspringen.

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Verfahren gegen Hilfsorganisationen in Griechenland: „Man will uns ruhigstellen“

Griechische Behörden ermitteln wegen Spionage und Menschenschmuggels gegen Flüchtlingshelfer. Die Beschuldigten kritisieren, Griechenland wolle auf diese Weise von eigenen Verbrechen ablenken.

Von Giorgos Christides, Steffen Lüdke und Maximilian Popp, 20.11.20 – SPIEGEL

Captain Philip Hahn: „Nicht nur Freunde gemacht“ ; Foto: Mare Liberum

„Als Philipp Hahn im Herbst 2015 auf die griechische Insel Lesbos kam, wurde er von der griechischen Regierung als Helfer in der Not empfangen. Tausende Geflüchtete erreichten damals jeden Tag Griechenland. Hahn, ein gelernter Schiffsbauer aus Frankfurt, arbeitete für die Nichtregierungsorganisation Sea Watch. Er half den Griechen, den Andrang zu bewältigen.

Nun, fünf Jahre später, gilt Hahn, der inzwischen als Kapitän für die private Hilfsorganisation Mare Liberum im Einsatz ist, in der griechischen Regierung als eine Art Staatsfeind. Die Behörden haben gegen ihn und 32 weitere NGO-Mitarbeiter ein Ermittlungsverfahren eröffnet – wegen des Verdachts auf Menschenschmuggel und Spionage. Ihnen droht eine mehrjährige Haftstrafe.

Die Fahnder gingen vor, als hätten sie es mit Schwerverbrechern zu tun (…)“

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Gedenken, Proteste und massive Polizeigewalt am 17. November

Die Entscheidung des obersten Polizeichefs Michail Karamalakis, Versammlungen von mehr als 3 Personen vom 15. November morgens bis zum 17. November abends rigoros zu verbieten, wurde von vielen Griech*innen als Provokation empfunden. Es kam sogar zu einem gemeinsamen Statement von Mera25, KKE und SYRIZA – ein eher rares Ereignis. Darin wurde die Mitsotakis-Regierung aufgefordert, das undemokratische, verfassungswidrige Verbot aufzuheben, das nicht mit dem Schutz der öffentlichen Gesundheit gerechtfertigt werden könne. Ohne Erfolg! Das autoritäre Gehabe der Mitsotakis-Regierung, gefolgt von brutalen Polizeieinsätze in zahlreichen Städten, rückten diese in die Nähe der Militärjunta, gegen die sich der Aufstand von 1973 gerichtet hatte.

“ Die 6000 Polizist:innen, die seit einigen Tagen in der Athener Innenstadt präsent sind, haben das Stadtzentrum von Athen zu einer Festung gemacht, um zu verhindern, dass sich die Menschen am 17. November versammeln. Seit dem Morgen wurden alle zentralen U-Bahn-Stationen geschlossen, Dutzende von Menschen wurden verhaftet, weil sie versuchten, die Versammlungsorte zu erreichen, viel mehr wurden zu Geldstrafen verurteilt, weil sie „ohne Grund draußen waren“ (…). Doch die zunehmenden Übergriffe der Polizei und die harten wirtschaftlichen Strafen hielten die Menschen nicht davon ab, sich zu versammeln und gegen den schleichenden Autoritarismus der gegenwärtigen Regierung zu protestieren. Sie wurden mit vielen Polizeiknüppeln, Tränengas und Wasserwerfern empfangen.“ ( Quelle)

Weiterer Bericht (mit vielen Fotos):

Tränengas, Schockgranaten und Wasserwerfer gegen Gedenken an Studentenaufstand in Athen

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Stolz auf die Junta

Griechenland: Rechte Regierung lässt am Gedenktag des Widerstands gegen Militärregime Demonstrierende angreifen

Von Hansgeorg Hermann, Chania, 19.11.2020 – Junge Welt

Polizeieinsatz am Polytechnikum

„Gewaltorgie in Athen, Prügel und Verhaftungen in allen größeren Städten des Landes: Der rechte griechische Ministerpräsdident Kyriakos Mitsotakis hat am Dienstag Demonstrationen zum 47. Gedenktag des Widerstands gegen die Militärjunta am 17. November 1973 mit einem gewaltigen Polizeiaufgebot gnadenlos auseinandergetrieben. Einige hundert vor allem junge Menschen, die in der Hauptstadt Athen, in Thessaloniki, im kretischen Rethymno und in der westlichen Universitätsstadt Ioannina auf die Straße gingen, wurden von Uniformierten der Spezialeinheit MAT und der nationalen Polizei verprügelt und festgenommen. Die unabhängige Athener Zeitung Efimerida ton Syntakton schrieb von einem »Tag der Schande«.

Die Regierung hatte am Vortag – angeblich wegen der auch in Griechenland rasch ansteigenden Zahl von Coronavirusinfektionen – ein Demonstrationsverbot verhängt. Die maßgeblichen Oppositionsparteien, von der Linkspartei Syriza des vormaligen Premiers Alexis Tsipras bis hin zu den Kommunisten (KKE), hatten die »erweiterte Maßnahme« kritisiert. Generalsekretär Dimitris Koutsoumbas sowie die gesamte Führung der unter der Junta verbotenen KKE protestierten vor der US-amerikanischen Botschaft. Die USA und ihre Geheimdienste gelten der griechischen politischen Linken bis heute als Wegbereiter der Militärdiktatur, die von 1967 bis 1974 das Land mit Mord und Folter an Oppositionellen eisern im Griff hielt. (…)“

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Verbot der Erinnerung an den Widerstand – Nea Dimokratia in der Tradition der Junta

Von Georg Brzoska (zuerst erschienen auf griechenlandsoli.com)

Plevris, der gegenwärtige Minister Voridis und der gegenwärtige Minister Georgiadis (v.l.n.r.) vor einem Plakat der Obristenjunta. Athanasios Plevris ist Abgeordneter der Nea Dimokratia

Von Deutschland aus betrachtet erscheint eine aktuelle Auseinandersetzung in der griechischen Politik als äußerst bizarr: Während es bei uns Demonstrationen von Zehntausenden völlig ohne Vorkehrungen zum Schutz vor Corona gibt (in denen sιch Rechtsextreme tummeln), verbot der oberste Polizeichef am gestrigen Sonntag im ganzen Land Versammlungen von mehr als drei (!) Personen. Und warum erfolgte diese extrem antidemokratische Maßnahme? Das Verbot wurde explizit damit begründet, dass Demonstrationen und Versammlungen zur Erinnerung an den Studentenaufstand gegen die Diktatur der Junta 1973 verhindert werden sollen. Ein schlechter Scherz? Offiziell begründet wurde das Verbot als Maßnahme der Pandemieeindämmung.

Die Demonstrationen und Kundgebungen zur Erinnerung an die blutige Niederschlagung des Studentenprotestes gehören für die griechische Linke seit dem Ende der Diktatur zu den wichtigsten Veranstaltungen des Jahres. Traditionell wird drei Tage lang (vom 15. bis zum 17. November) dieser historischen Ereignisse gedacht. Sehr viele Menschen beteiligten sich jedes Jahr an Demonstrationen. Grund genug dafür, dass Regierung und Opposition sich in der letzten Woche heftig über die Frage öffentlich stritten, ob in diesem Jahr angesichts der Corona-Vorsichtsmaßnahmen demonstriert werden darf. Der Streit wurde im Parlament mehrfach direkt zwischen den Parteivorsitzenden Mitsotakis (Nea Dimokratia), Tsipras (Syriza), Koutsoumbas (Kommunisten) und Varoufakis (Mera25) ausgefochten.

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Tausende Flüchtlinge ohne Asylberechtigung werden vermisst

Inmitten der Corona-Krise gehen viele andere wichtige Themen unter, darunter die Asylpolitik. Am Donnerstag wurde bekannt, dass etwa die Hälfte jener Flüchtlinge, die in Griechenland einen Antrag auf Asyl gestellt haben, vermisst wird. Die Zahl der noch nicht abgeschlossenen Asylanträge bezifferte Migrationsminister Panagiotis Mitarakis auf 84.000. Bis zum 15. Januar werde die Vergabe elektronisch lesbarer Identitätspapiere für die Betroffenen beendet sein, dann habe man „ein viel klareres Bild, wer von ihnen sich tatsächlich in Griechenland aufhält“. (…)

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