Das Ringen um Freiheit

Zum Tod von Mikis Theodorakis

Von Hansgeorg Hermann, 4.9.2021, Chania – junge Welt

Auf den Schultern eines ganzen Volkes getragen, geliebt und verehrt« – Michalis »Mikis« Theodorakis (29.7.1925–2.9.2021)

Im hohen Alter von 96 Jahren verstarb der Komponist, Widerstandskämpfer und Politiker Mikis Theodorakis am Donnerstag in Athen. Kaum zu glauben. Wo er doch das tägliche Leben seiner Griechen begleitete wie die Himmelsgestirne. Mit seiner Musik, morgens im Radio. Mit seinen vielen scharfsinnigen politischen Analysen, die – kaum hatte er sie öffentlich gemacht – gedruckt, verlesen und gesendet wurden. Die gehört und diskutiert wurden in Athen, Thessaloniki, auf den Inseln, in den Bergdörfern des Epiros und natürlich draußen in der Welt, in der Mikis Theodorakis zum Symbol des Kampfes eines elf Millionen Menschen kleinen Volkes für »Freiheit und Selbstbestimmung« wurde. Anderswo zur inhaltsleeren Phrase verkommen, war dieses »Ringen um Freiheit« Theodorakis über viele Jahrzehnte Lebenszweck.

Theodorakis, dessen Namen, übersetzt, den Begriff »Gottesgeschenk« in sich trägt, dürfte wohl der einzige auf diesem Planeten gewesen sein, dessen Musik entscheidend dazu beitrug, eine Diktatur zu stürzen. Doch »Mikis«, wie ihn in der Heimat alle nannten, meist liebevoll, manchmal abschätzig, war in Wirklichkeit ein Mann der Harmonie, ein Versöhner. (…)

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Generalprobe für ein „neues Gesundheitssystem“

Kommentar „Unsere Sichtweise“ von „Rizospastis“, 2. September 2021 (dt. Übersetzung)

Protest gegen die Zustände im Gesundheitswesen (April 2020)

„Eine „Generalprobe“ für das „neue Gesundheitssystem“ im Zuge der allgemeinen Kommerzialisierung und unternehmerischen Tätigkeit im Gesundheitswesen ist die Suspendierung von Tausenden von Arbeitnehmer*innen in den Krankenhäusern und anderen öffentlichen Gesundheitseinrichtungen, weil sie nicht geimpft sind. (…)

Die Regierung nutzt die schmerzhaften Folgen und die Sackgassen ihrer Politik im öffentlichen Gesundheitssystem als „Gelegenheit“, um ihre reaktionären Pläne „ins Laufen zu bringen“. (…)

Anstatt Schritte zu unternehmen, um Krankenhäuser und Gesundheitszentren substanziell zu stärken, treibt die Regierung in einer Zeit, in der die Pandemie wütet, Fusionen von Kliniken und Abteilungen voran und gibt einen „Vorgeschmack“ auf die Umsetzung der inakzeptablen Ankündigungen über eine Schließung von Krankenhäusern, die – basierend auf dem Kilometerabstand – „nicht benötigt“ werden!

Sie sorgt dafür, dass das Personal von Klinik zu Klinik und von Krankenhaus zu Krankenhaus wechselt, und zwar auf Positionen, die nichts mit dem Fachgebiet des jeweiligen medizinischen Personals zu tun haben, so dass eine gefährliche „Suppe“ von Personal entsteht, wie es auf dem Höhepunkt der Pandemie der Fall war, als die Situation in den Krankenhäusern auf „rot“ war.

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Freunde und UnterstützerInnen der KKE in Österreich

Von Φραγκίσκος Ρωτόκριτος, 2. Sept. 2021: Ich möchte mit euch noch einen Brief teilen, den Mikis Theodorakis am 5.10.2020 an den Genossen Generalsekretär des ZK der KKE, Dimitris Koutsoumbas schrieb. (Quelle)

„Lieber Genosse Dimitris!

Jetzt, am Ende meines Lebens, in der Stunde der Rechenschaftsberichte, verschwinden aus meinem Denken die Einzelheiten und es bleiben die ‚Großen Dinge‘ zurück.
So sehe ich, dass ich meine entscheidendsten, die stärksten und meine reifen Jahre unter der Flagge der KKE verbrachte.
Aus diesem Grund möchte ich die Welt als Kommunist hinter mir lassen.
Ich wollte dich also bitten, dass du dich in jener Stunde persönlich annimmst, damit nicht nur meine Ideologie geachtet wird, sondern auch meine Kämpfe für die Einigkeit der Griechen. Sowie natürlich auch all das, was ich bereits in Abstimmung mit meiner Sekretärin Rena Parmenidou und dem Freund und Vorsitzender des kretischen Vereins der Freunde Mikis Theodorakis, Giorgos Agorastakis, geregelt habe.

Mikis Theodorakis“

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Genauigkeit gegen Gespenster – Nachruf auf Mikis Theodorakis

Hierzulande war Mikis Theodorakis für den Sirtaki-Song im Filmklassiker „Alexis Sorbas“ bekannt, nicht für seine Politik. Nun ist er 96-jährig gestorben.

Von Gernot Wolfram, 2.9.2021 – TAZ

Man hat Mikis Theodorakis in seinem Leben für vieles vereinnahmt. Als Nationalikone, Politiker und anständigen Linken, als Freiheitskämpfer, Antifaschisten und problematischen Ideologen. Er hat sich dafür zwar vereinnahmen lassen, blieb aber trotzdem bewundernswert stur ein Volksmusiker, der einen selbstständigen Weg gegangen ist. Bis zum Schluss beschäftigte er sich in seiner Athener Wohnung mit neuen Kompositionen und der Frage, was Kunst leistet in politisch instabilen Zeiten.

Sein Tod erinnert daran, dass der Schmerz politischer Erfahrungen, eine seiner Lieblingsformulierungen, nicht allein rational aufgelöst werden darf. Seine zutiefst poetische Antwort auf den Ungeist jedweder Diktaturen wird sicher eines der bleibenden Vermächtnisse dieses Jahrhundertlebens sein. (…)

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Ein Großer fehlt – zum Tod von Theodorakis

Mikis Theodorakis ist tot,

Jener Musiker, der in die europäische Musik völlig neue Impulse einbringen konnte.

Jener Sänger, der Tage nach dem Sturz der Militäjunta 1974 das erste öffentliche Antifa- Konzert bestritten hatte. 

Jener Musiker der zweimal im Leben die Folter der Faschisten erleiden musste.

Jener Abgeordnete der Kommunistischen Partei, der sich nicht scheute die Reformisten der Syriza als Scharlatane zu beschimpfen – und recht behielt.

Jener Europäer, der bei seinem Konzert in Köln von den Funktionären der SPD mit verbalem Schmutz beworfen wurde. – Aber wie er bereits in seinem Konzert 1974 sang, wird der Stier sich erneut erheben und dem Faschismus die Stirn bieten.

Seine unverbrüchliche Freiheitsliebe, sein Mut und sein Kampfgeist, seine Musik und sein großes Herz bleiben für immer in Erinnerung.

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Regierungsumbildung: Opposition spricht von „Fiasko“

Elisa Hübel, 1.9.2021 – Griechenlandzeitung

(…) Nach einer größeren Regierungsumbildung haben am Dienstagnachmittag (31.8.) die neuen Regierungsmitglieder in Anwesenheit von Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou ihren Amtseid abgelegt. Neu besetzt wurden etwa das Gesundheits- sowie das Bürgerschutzministerium durch Athanasios Plevris bzw. Takis Theodorikakos. Der bisherige Gesundheitsminister Vassilis Kikilias übernimmt das Ressort Tourismus.

Ex-Admiral lehnt dankend ab
Insgesamt sollten elf Posten neu besetzt werden, doch es kam zu einem kleinen Eklat. Für das neu eingerichtete Ministerium für Zivilschutz sollte der Ex-Militär Evangelos Apostolakis die Verantwortung als Minister übernehmen. Doch nachdem das neue Kabinett bereits bekannt gegeben worden war, lehnt er die Amtsübernahme dankend ab.
Dem Ministerium soll u. a. auch die griechische Feuerwehr unterstellt werden. Im Prinzip ist die politische Verantwortung in diesem Bereich eine Art Schleudersitz. (…) –-> weiterlesen

Das größte Problem: der weit rechts stehende neue Gesundheitsminister, Thanos Plevris

In der Bildmitte Thanos Plevris, umgeben von Mitgliedern der faschistischen „Goldenen Morgenröte“.

Als Jurist hat er seinen Vater, einen Holocaustleugner, vor Gericht verteidigt. „Oft sind die Verbindungen zwischen Konservativen und Rechtsextremen wortwörtlich Familienaffären. Thanos Plevris zum Beispiel, einer der prominentesten Abgeordneten der CDU-Schwesterpartei Nea Dimokratia ist der Sohn des bekennenden Nationalsozialisten und Rechtsintellektuellen Konstantinos Plevris. Die Tatsache, dass er nicht bei Chrysi Avgi gelandet ist, liegt eher an persönlichen Streitereien.“ (Quelle)

Achtung Welt: Griechenland hat einen neuen Gesundheitsminister, der 2011 vorschlug, papierlose Migranten nicht ins Krankenhaus einzuweisen und stattdessen auf der Straße sterben zu lassen. Griechenlands Premierminister hat Salvini im Rennen um die Goldmedaille gegen Fremdenfeindlichkeit überholt…“ (Y. Varoufakis auf Twitter)

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Aufregung rund um die Kabinettsumbildung

Von Wassilis Aswestopoulos, 1.9.2021 – Telepolis

Am Dienstag erfolgte die seit mehreren Tagen angekündigte Kabinettsreform in Athen. Premierminister Kyriakos Mitsotakis entließ einige seiner bisherigen Mitstreiter aus der Verantwortung, versetzte andere auf neue Posten und sorgte mit zwei Berufungen von Ministern für Aufregung.

Ein Impfskeptiker als Gesundheitsminister?

Der Rechtsanwalt und Parlamentarier Thanos Plevris wird anstelle von Vassilis Kikilias neuer Gesundheitsminister. Plevris ist kein Unbekannter. Wegen der Relativierung der Shoah und der Verteidigung seines Vaters, eines notorischen Holocaustleugners und selbsterklärtem Nazi, haftet ihm schon lange der Ruf eines rechtsextremen Antisemiten an. Mit Plevris kommt der dritte Überläufer aus der früher im Parlament vertretenen rechtsextremen LAOS-Partei im aktuellen Kabinett zu Ministerwürden.

Adonis Georgiadis, einst Sprecher von LAOS, ist Vize-Vorsitzender der Regierungspartei Nea Dimokratia und Wirtschaftsminister. Makis Voridis ist Innenminister. Die sozialdemoratische KinAl (Bewegung des Wandels, früher PASOK) sieht daher im neuen Kabinett einen weiteren Rechtsruck. (…) —> vollständigen Artikel lesen

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