2022 – Literarisches Jahr für Iakovos Kambanellis

4.1.2022 – Griechenland aktuell

„Das Jahr 2022 ist dem Autor Iakovos Kambanellis gewidmet. Das Ministerium für Kultur und Sport hat 2022 zum Literarischen Jahr von Iakovos Kambanellis erklärt; seinen 100. Geburtstag würde er am 2. Dezember 2021 feiern. Im deutschsprachigen Raum ist der Überlebende des KZ Mauthausen vor allem durch die Mauthausen-Kantate in der Vertonung von Mikis Theodorakis bekannt. (…)“

Er, der mutige Kämpfer gegen den Faschismus, war auch Dramatiker, Drehbuchautor, Dichter und Schriftsteller und gilt als Vater des zeitgenössisichen griechischen Theaters.

„Kambanellis wurde am 2. Dezember 1921 auf der Insel Naxos geboren. Als eines von neun Kindern musste er die Schule vorzeitig verlassen und eine Arbeit suchen, nachdem die Familie nach Athen gezogen war, aber er setzte sein Studium an einer Abendfachschule fort und las Bücher, die er sich leisten konnte. 1942 wurde er nach einem Fluchtversuch aus dem von den Nazis besetzten Griechenland verhaftet und nach Mauthausen gebracht, wo er den Rest des Krieges verbrachte.

Kambanellis schrieb den Zyklus von Mauthausen-Liedern, um seine Memoiren bekannt zu machen; später schrieb er auch ein Erinnerungsbuchüber seine Jahre im Lager. Die Memoiren “Mauthausen“ (“Die Freiheit kam im Mai“ in deutscher Übersetzung) wurden erstmals 1965 in Athen veröffentlicht und unter anderem ins Englische und Deutsche übersetzt. (…)“

„Obwohl er selbst kein Jude war, entschied er sich, im Lager zu bleiben, bis der letzte griechische Jude ging. Nach seiner Rückkehr nach Griechenland begann Kambanellis in Athen eine Kolumne für eine Zeitung zu schreiben, bevor er sich dem Theater und dem Film zuwandte. (…)“

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Ein jüdisches Archiv kehrt heim

Von Wassilis Aswestopoulos, 3.1.2022 – Jüdische Allgemeine

Deportation von Juden aus Ioannina (CC BY-SA 3.0 DE)

Fast 80 Jahre nach dem Raub durch die deutschen Nationalsozialisten am 11. Juli 1942 kehren die Archive der jüdischen Gemeinden Griechenlands sowie Kultusgegenstände und Bücher aus jüdischen Stiftungen in ihre Heimat zurück. Sie befanden sich seit Mai 1945 zunächst im Besitz der Sowjetunion und später der Russischen Föderation.

Das Archiv zum jüdischen Leben in Griechenland war von Soldaten der Roten Armee durch Zufall entdeckt worden. Der Legende nach suchten zwei Rekruten nach einem Ort für ihre Notdurft, als sie auf einen Eisenbahnwaggon stießen, der das Archiv enthielt.

GESCHICHTE Die Geschichte des Judentums in Griechenland reicht mehr als 2500 Jahre zurück. Manche sagen, sie sei die Geschichte Griechenlands. Mit dem Archiv kehrt nun ein wesentlicher Teil der griechischen Geschichte wieder zurück. Das Archiv wird, wenn das Holocaust-Museum in Thessaloniki fertiggestellt sein wird, allen Interessierten zur Verfügung stehen. (…)

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Siehe auch: Gespaltene Erinnerungen an NS-Verbrechen, Holocaust und Bürgerkrieg

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Die kurzen Beine des Kyriakos Mitsotakis

Von Niels Kadritzke, 23.12.2021 – Le Monde diplomatique

„Das Schicksal der Flüchtlinge an der polnisch-belarussischen Grenze hat erneut ein Thema ins Blickfeld gerückt, das in der europäischen Öffentlichkeit längere Zeit erfolgreich verdrängt wurde. Aber auch jetzt war die Berichterstattung unserer Medien auf das zynische Kalkül des Lukaschenko-Regimes und die unnachgiebige Haltung der Warschauer Regierung konzentriert. Dagegen wurde das Versagen der Europäischen Union nur am Rande erwähnt. Dabei sind die ungerügten Pushback-Praktiken, die das polnische Militär an der EU-Ostgrenze durchführt, auch dadurch ermutigt worden, dass die EU-Partner und die Brüsseler Kommission die langjährigen Praktiken anderer Mitgliedstaaten hingenommen haben.

Bild: Yorgos Konstantinou

Diese Nachsicht würde etwa gegenüber Ungarn und Kroatien geübt, aber auch gegenüber Griechenland. Dabei gibt es zwischen Polen und Griechenland einen interessanten Unterschied. Weil die PiS-Regierung offen erklärt, die „Souveränität“ Polens stehe über dem internationalen Recht, braucht sie ihre Pushback-Aktionen nicht zu leugnen. Dagegen behauptet die Regierung Mitsotakis, sie respektiere die völkerrechtlich verbrieften Rechte der Flüchtlinge, die aus der Türkei nach Griechenland gelangen wollen. Damit sieht sie sich allerdings gezwungen, die Praktiken ihrer Küstenwache in der Ägäis zu leugnen und diejenigen zu verfolgen, die fortwährend illegale Pushbacks dokumentieren. Im folgenden Text wird versucht, das Lügengebäude der Regierung Mitsotakis darzustellen und zu untergraben. (…)

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Zur Journalistin Ingeborg Beugel und ihrer Auseinandersetzung mit Mitsotakis in der Frage der illegalen Pushbacks, sieht hier.

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Die Apparatschiks von Athen

Regierungschef Mitsotakis hat eine wahre Industrie der Staatsbediensteten errichtet. Noch nie gab es so viele sogenannte Metakliti wie heute.

Von Ferry Batzoglou, 30.12.2021 – TAZ

ATHEN taz | In Griechenland ist Grigoris Psarianos, 67, graue Haare, Vollbart, stets legeres Outfit, bekannt wie ein bunter Hund. Psarianos ist Journalist, Radioproduzent und Texter. Sein Markenzeichen: seine freche Schnauze. Mitunter verbrennt er sich die Zunge. Sogar Vorwürfen, seine Wortwahl sei sexistisch, sah er sich ausgesetzt.

Psarianos ist auch Politiker. Parteien hat er politisch gefühlt so häufig gewechselt wie andere ihr Unterhemd. In den Jahren 2007 und 2009 wurde er mit der damals kleinen radikallinken Oppositionspartei Syriza ins griechische Parlament gewählt, 2012 mit der gemäßigteren Regierungspartei Demokratische Linke (Dimar) und 2015 mit der liberalen Fluss-Partei (Potami) aus der Mitte.

Im Juli 2019 trat er für die konservative Nea Dimokratia (ND) an. Er wolle dem ND-Chef Kyriakos Mitsotakis helfen, den damaligen linken Regierungschef Alexis Tsipras aus dem Amt zu jagen. Mitsotakis, ein Wirtschaftsliberaler, werde den aufgeblähten Staatsapparat endlich entschlacken, beteuerte Psarianos. Unverzüglich. Die ND feierte einen Wahltriumph. Doch Psarianos scheiterte krachend in seinem Athener Wahlkreis. Da war er schon 64 Jahre alt. (…)“

Ohne großes Federlesen erhielt er dennoch eine gut dotierte Stelle in den Diensten der Mitsotakis-Regierung.

“Psarianos ist ein sogenannter Metaklitos. Das ist in Hellas ein Staatsangestellter, der der regierenden Partei nahesteht. So lange diese regiert, bleibt er ein Staatsangestellter. Verliert die Partei die Macht, verliert auch er seinen Staatsjob. Eigentlich sind die Metakliti eine pure Verschwendung: Denn Griechenland hat fast 600.000 Beamte bei gut 10 Millionen Einwohnern. (…)“

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Griechenland: Gespaltene Erinnerungen an NS-Verbrechen, Holocaust und Bürgerkrieg

Eine virtuelle Ausstellung vereint Kunst und Geschichte, um ein neues Licht auf die Zeit der deutschen Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg und ihre Folgen zu werfen.

Überall in Griechenland finden sich Spuren, die an die deutschen Besatzung 1941-1944 erinnern. Schätzungsweise eine halbe Million Menschen kamen um, die große jüdische Gemeinde der nordgriechischen Metropole Thessaloniki, einer Stadt, die lange den Beinamen „Jerusalem des Balkans“ trug, wurde beinahe komplett ausgelöscht. Die Schneise der Zerstörung, die Hitlers Wehrmacht hinterließ, mündete in den blutigen Bürgerkrieg 1946-1949, der das Land bis heute ideologisch spaltet.

In Deutschland weiß man wenig über die Qualen Griechenlands im Zweiten Weltkrieg. Zur gemeinsamen Annäherung an das Thema fand bereits 2016 die Ausstellung „Gespaltene Erinnerungen 1940-1950: Zwischen Geschichte und Erfahrung“ in Thessaloniki statt. (…)

2021 sollte diese Ausstellung nach Köln kommen – doch dann kam Corona dem Vorhaben in die Quere, so dass man auf eine Online-Version auswich. (…)

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Solidarität mit den kämpfenden Arbeitern von Kavala Oil (Nordgriechenland)

„Am 21. Dezember stürmten Polizeikräfte die Ölfabrik Kavala des Energean-Konzerns, durchtrennten den Zaun und griffen die 170 Arbeiter mit Blendgranaten an, die gegen die Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen in der Fabrik und gegen die neue Umstrukturierung protestierten, die die Unternehmensleitung vorantreiben will. Eine Umstrukturierung, die Entlassungen, Lohnkürzungen, neue Arbeitsverträge mit härteren Bedingungen und Rotationsarbeit beinhaltet. (…) Insgesamt wurden 17 Arbeitnehmer und Gewerkschaftsmitglieder verhaftet, denen Ruhestörung, rechtswidrige Gewalt, das Entfernen von Sicherheitseinrichtungen, Gewalt gegen Angestellte und Justizangehörige sowie Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen wurden. Am nächsten Tag griff die Bereitschaftspolizei die versammelten Menschen vor dem Gericht in Kahala an, die die Freilassung der 17 Verhafteten forderten.

Obwohl Energean bereits 100 Millionen Euro aus europäischen Förderprogrammen erhalten hat, versucht das Unternehmen, die Produktionskosten durch eine Intensivierung der Arbeit, Lohnkürzungen, Entlassungen und die Kürzung von Ressourcen und Arbeiten im Zusammenhang mit Sicherheitsmaßnahmen für Arbeitnehmer und Anlagen zu senken. So versucht die Unternehmensleitung unter Ausnutzung aller früheren arbeitnehmer- und gewerkschaftsfeindlichen Gesetze – das jüngste ist das Hatzidakis-Gesetz – die Umstrukturierung der Arbeitsbeziehungen durchzusetzen, indem sie sich im Wesentlichen weigert, mit der Gewerkschaft zu verhandeln, und diejenigen, die sich in ihr organisieren, ins Visier nimmt und die Arbeitnehmer verklagt.“ (Quelle Indymedia Athen – griech.) —> Bisherige Berichte

Gewerkschaftsbund PAME schreibt am 22-12-2021:

10 von 17 der festgenommenen Arbeiter und Gewerkschafter von KAVALA OIL wurden wieder aus der Haft entlassen Bis jetzt wurden die Anklagen jedoch nicht fallen gelassen. Es sind Gewerkschaftsaktivitäten, die verfolgt werden. Wir fordern, dass alle Strafzahlungen und Gebühren fallen gelassen werden. Arbeiter sind keine Kriminellen.

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Medienfreiheit in Gefahr

Angriffe auf Journalisten, ein vage formuliertes Gesetz zur Kriminalisierung von Fake News und diverse Berichten, nach denen Medienschaffende ausspioniert werden. Im Pressefreiheits-Ranking von Reporter ohne Grenzen für 2021 liegt Griechenland auf dem drittletzten EU-Platz (70)


Von Alexia Kalaitzi, Florian Schmitz, 21.12.2021 – DW

Am 13. November 2021 stöberte der 29-jährige Investigativjournalist Stavros Malichudis auf Facebook und trank dabei wie gewohnt seinen Morgenkaffee. Dann stolperte er über einen Hinweis auf einen Bericht der griechischen Zeitung „Efsyn“. Der Titel: „Griechische Behörden spionieren Bürger aus“. Malichudis rannte sofort zum nächsten Kiosk und kaufte das Blatt. Was er dann las, bestätigte seinen Verdacht: Der Artikel handelte von ihm und seinem Arbeitgeber Solomon, einem in Athen ansässigen investigativen Medienunternehmen.

Von Griechenlands Nationalem Sicherheitsdienst (EYP) überwacht: der Investigativjournalist Stavros Malichudis

Malichudis hatte über einen 12-jährigen Flüchtling auf der Insel Kos berichtet, dessen Zeichnungen in der französischen Zeitung „Le Monde“ veröffentlicht worden waren. Nun tauchte der Name des Journalisten in E-Mails auf, die aus Griechenlands Nationalem Sicherheitsdienst (EYP) durchgesickert waren – und zeigten, dass die Behörden ihn beobachteten. (…)

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Von Mord bis Überwachung: Warum die Pressefreiheit in Griechenland in Gefahr ist

Verena Schälter, 21.12.2021 – @mediasres, Dlf

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