„Selbst Tiere haben mehr Rechte“

Geflüchtete aus dem Lager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos wenden sich in einem Brief an die EU-Kommission: Sie fordern Hilfe – und ein Recht auf Mitbestimmung, wie es in Moria galt.

Von Marilina Görz y Moratalla, SWR – 23.12.2020

Kurz vor Jahresende hat sich ein Großteil der Flüchtlinge auf Lesbos in einem „Weihnachtsbrief“ an die europäische Öffentlichkeit gewandt. Darin üben sie harsche Kritik an der EU und an den verheerenden Zuständen im neuen Lager. „Selbst Tiere haben in der EU mehr Rechte und bessere Lebensbedingungen als wir. Jeden Tag leben wir in Angst und Not“, heißt es in dem Brief, der dem SWR vorliegt.

Wer krank sei, müsse mehrere Stunden in der Kälte auf eine medizinische Behandlung warten, es fehle immer noch an Heizungen, Strom, Wasser und Schutz vor Überschwemmungen, berichten die Menschen. Die Situation sei teilweise noch schlimmer als vor dem Brand in Moria. (…)

Forderung nach Eigenorganisation und Wertschätzung

Hinter dem Brief stehen fast 5000 der mehr als 7000 im Übergangslager Kara Tepe lebenden Flüchtlinge. Initiiert haben den Aufruf der 45-jährige syrische Ingenieur Raed al-Obeed und der 30-jährige Apotheker Omid Deen Mohammed aus Afghanistan. Die beiden Männer hatten bereits gemeinsam mit vielen anderen Flüchtlingen im abgebrannten Camp Moria dafür gesorgt, dass die Kinder Unterricht bekamen, dass die Müllabfuhr funktionierte und Flüchtlinge über das Coronavirus aufgeklärt wurden. „Im neuen Lager ist das nicht mehr möglich, dabei haben wir doch in der Vergangenheit bewiesen, dass wir das können“, steht dazu in dem Brief.

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Brief im Wortlaut (medico)

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