Eskalation im östlichen Mittelmeer

Ausführliche Analyse von Niels Kadritzke, 11. Sept. 2020 – Blog Griechenland (LE MONDE diplomatique)

„(…) Die aktuelle Krise, bei der es zwar vornehmlich, aber nicht ausschließlich um die beiderseitigen AWZ-Ansprüche geht, habe ich von Griechenland aus beobachtet. Deshalb kann ich vorweg zwei Eindrücke vermitteln. Zum einen ist die griechische Bevölkerung seit Beginn der Spannungen keineswegs in Panikstimmung, auch nicht auf den Ägäis-Inseln. Dass die griechischen Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt sind, macht sich im zivilen Alltag kaum bemerkbar, zumal auch die klassischen Begleiterscheinungen einer Krise wie Hamsterkäufe aus bleiben.

Um so stärker ist der Kontrast zwischen öffentlichem Leben und veröffentlichter Meinung. Die Medien haben auf höchste Alarmstufe geschaltet. Soweit sie der Regierung Mitsotakis nahestehen – und das ist fast ausnahmslos der Fall – widmen sie der Krise mit der Türkei deutlich mehr Schlagzeilen und TV-Reportagen als der Pandemie. Dabei hat sich die Corona-Krise, die das Alltagsleben der gesamten Bevölkerung prägt, seit Mitte August besorgniserregend verschärft. So gesehen bringt der Konflikt im Mittelmeer der Regierung Mitsotakis durchaus einen innenpolitischen Kollateralnutzen. (…)

Wem gehört das östliche Mittelmeer?

Es war eine der gefährlichsten maritimen Kollisionen der letzten Jahre: Am 14. August kam es im östlichen Mittelmeer zu einer Karambolage zwischen der türkische Fregatte “Kemal Reis“ und der griechischen Fregatte “Limnos“.

Das türkische Kriegsschiff gehörte zum Geleitzug des Forschungsschiffs “Oruc Reis“, das in einem Seegebiet 110 Seemeilen (etwa 200 Kilometer) südlich der türkischen Küste mit seismischen Untersuchungen des Meeresbodens beauftragt war. Das Operationsgebiet liegt nach Auffassung Ankaras innerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Türkei. Das griechische Kriegsschiff beschattete die türkische Mini-Flotte, deren Explorationsmission aus Athener Sicht illegal war. Denn Athen beansprucht dasselbe Seegebiet für die griechische AWZ. (…)“

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