Brief aus Katerini : „Wir haben die erste Runde überlebt, aber die Zukunft ist nicht besonders vielversprechend.“

Das gegenwärtige Leben in Griechenland ist durch die Corona-Pandemie und den Flüchtlingszustrom noch schwieriger geworden, als es vorher schon allein mit der ökonomisch-sozialen Krise seit 2012 war. Auch wenn in vielen Medien die neue Mitsotakis-Regierung gepriesen und ihre Ausgangssperre gelobt wird, kämpfen die einfachen Leute um das Minimum ihres Schutzes und ihrer unmittelbaren Versorgung.

O Topos Mou (Katerini)

Anfang Mai hat uns ein Brief von Elias Tsolakidis erreicht, in dem er die Umstände in Katerini, einer 60.000-Einwohner-Stadt in Nordgriechenland, beschreibt. Elias arbeitet in der Bürgerinitiative O Topos Mou, Mein Ort, in Katerini. Sie hatte sich 2007 gegründet, um freiwillige Brandwachen gegen die sommerlichen Feuerstürme in der Region zu organisieren. Aber schon ab 2012 hat die Initiative sich um die Unterstützung von Menschen in Not gekümmert, ein soziales Zentrum mit Apotheke, Arztpraxen, Lebensmittelausgabe, Versorgung von Flüchtlingen und weiterem aufgebaut. Ihr Zentrum ist eine ehemalige Tabakfabrik, jetzt O Topos Mou.

Elias schreibt: „Ab heute (4. 5.) können wir uns wieder frei bewegen. Wir haben die erste Runde überlebt, aber die Zukunft ist nicht besonders vielversprechend.

Allein im letzten Monat haben wir über 150 neue Familien in die „Solidarische Lebensmittelausgabe“ aufnehmen müssen und haben ihnen Grundnahrungsmittel nach Hause gebracht. Es ist unglaublich, was man dabei erlebt. Menschen, die in Baracken ohne Strom leben müssen und nur auf dieser Hilfe angewiesen sind! Wir haben eine neue Initiative gegründet und planen für die kommende Zeit tägliches Kochen für mehr als 400 Personen. Wir sind gerade dabei, eine Art mobiles Restaurant zu organisieren und zwei Mal am Tag warmes Essen anzubieten. Aktuell sind wir damit beschäftigt, die Lebensmittel dieser Aktion für den kommenden Winter zu sichern. Die nahe Zukunft wird viel schlimmer sein, als die Zeit der Finanzkrise.

Es freut mich sehr, dass ihr VIO.ME helfen konntet. Ich verfolge ihren Kampf, und vor einiger Zeit haben auch wir für sie einen Markt organisiert und ihre Waschmittel verkauft. Die beiden Projekte „Soziale Apotheke und Lebensmittelausgabe“ nehmen uns die ganze Power weg. Wir müssen den Schwerpunkt auf die beiden Initiativen legen, weil mehr als 1.000 Personen darauf angewiesen sind. Und sie werden täglich mehr!!!“

Seitens des GSKK hatten wir mit Elias für Ende April eine Info-Veranstaltung über ihr Projekt verabredet. Corona hat das verhindert. Die Veranstaltung werden wir so bald als möglich nachholen.

Wir sollen Kölle von ihm herzlich grüßen, denn er ist zu einem guten Teil auch ein Kölscher Jung.

Manfred

Infos zu O Topos Mou – Mein Ort: http://www.kikaf.spt20.de/ (Spendenmöglichkeit findet sich dort – auch steuerlich absetzbar)

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