Ausgeraubt und verwüstet

Vor 75 Jahren musste die Wehrmacht aus Griechenland abziehen. Sie hatte das Land mehr als drei Jahre lang mit Terror überzogen. Bis heute weigert sich die BRD Entschädigungen zu zahlen

von Martin Seckendorf , Junge Welt vom 2.11.2019

„Im April 1941 fiel die Wehrmacht ohne Kriegserklärung in Griechenland ein. Das Ziel der Nazis war, eine beherrschende Stellung im östlichen Mittelmeer für Operationen gegen Nordafrika und die Levante zu erringen, den in Griechenland traditionell starken britischen Einfluss zu beseitigen und damit die wichtigen Erdölfelder Rumäniens und den bevorstehenden Krieg gegen die Sowjetunion abzusichern. Bulgarische und italienische Truppen folgten der Wehrmacht. Griechenland wurde von den deutschen Eroberern in drei Besatzungszonen eingeteilt: Bulgarien erhielt im Norden landwirtschaftlich wertvolle Gebiete. Die Deutschen besetzten strategisch wichtige Gebiete um Thessaloniki, ein großes Territorium um die Hauptstadt mit dem Hafen Piräus sowie zwei Drittel der Insel Kreta. Den italienischen Faschisten wurde der Rest Griechenlands, etwa 70 Prozent des Staatsgebietes, zur polizeilichen Sicherung übergeben.

Bevor Italiener und Bulgaren in die ihnen zugewiesenen Zonen einrückten, plünderte die Wehrmacht Griechenland hemmungslos aus. In hektischem Tempo wurde alles Brauchbare »sichergestellt« und beschlagnahmt, dem Truppenbedarf »zugeführt« oder nach Norden abtransportiert. (…)

Im April 2019 kam in die auf Regierungsebene seit Jahren stagnierende Entschädigungsdebatte Bewegung. Das griechische Parlament beauftragte Regierungschef Alexis Tsipras, eine »diplomatische Offensive« einzuleiten. Damit rückt der politisch entscheidende Aspekt der Entschädigungsfrage in den Mittelpunkt: Die griechische Regierung solle die Berliner Regierung zur Aufgabe ihrer provozierend halsstarrigen Blockadehaltung, die Reparationsfrage sei erledigt und Verhandlungen mit Athen werde es darüber nicht geben, bewegen. (…)

Berlin zeigte sich von der Athener »Offensive« wenig beeindruckt. Einen Tag nach Übergabe der bis heute nicht beantworteten Note erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts erneut, das Reparationsthema sei für die Bundesregierung »rechtlich und politisch abgeschlossen«. Während des Besuchs des neuen konservativen griechischen Premiers Kyriakos Mitsotakis im August in Berlin wurde das Thema nicht besprochen. Während der Pressekonferenz mit Angela Merkel und Mitsotakis fragte ein Journalist nach den griechischen Reparationsforderungen. Mitsotakis antwortete, das sei »eine schwierige Frage«. Er »hoffe«, dass es auf die Verbalnote »eine positive Reaktion« gebe.“

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