Gegen Depression und Verelendung: Solidarische Ökonomie in Griechenland (Veranstaltungsbericht)

Allerweltshaus September 16 016_ausGemeinsam organisiert durch das GSKK, Attac Köln und Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) Köln fand am 7. September im Allerweltshaus eine Veranstaltung statt mit Filippos Polatsidis, Sprecher der Initiative „Gärtner von Thessaloniki“ (Per’volarides). Filippos berichtete von den verschiedenen Projekten der Intiative und anderen Beispielen der solidarischen Ökonomie in Griechenland, die auch eine Form der Selbstorganisation der durch das EU-Diktat verarmten Bevölkerung darstellen.

Mehr als eine Million der insgesamt knapp elf Millionen Griechen ist arbeitslos. Viele Menschen haben das Land verlassen, um im Ausland eine Arbeit zu suchen, so Polatsidis. Kleine Landwirtschaftsbetriebe gingen zugrunde, vor allem aufgrund gestiegener Lieferanten- und Zwischenhändlerkosten und wegen der in diesem Jahr auf 23 Prozent erhöhten Mehrwertsteuer. Das Land sei zur „Kolonie der Europäischen Union degradiert“. Wohin man schaue, werde privatisiert, die Lage der Menschen sei desaströs. Projekte wie Per’volarides gäben in dieser Situation Hoffnung: „Obwohl wir unseren Kampf ausgerechnet unter der linken Syriza verloren haben. Es bleibt, dass viele Leute sich politisiert haben.“ Die Initiative helfe auch, um „psychosoziales Verelenden“ zu verhindern.

Pervolarides_DSC3698_aus1An einer Reihe von Beispielen erläuterte Filippos Polatsidis die Arbeit der Gärtner-Initiative, die aus einem engen Kreis von sieben Aktivisten besteht, in offenen Treffen aber etwa 50 Familien einbezieht. Erstes Ziel ist die Selbstversorgung mit notwendigen Lebensmitteln und mehr noch: „Wir sprechen über Emanzipation und Kooperation und müssen auch Leute unterstützen, die nicht mehr für sich selber sorgen können“, so Filippos. Ziel sei es, durch Austausch Geld als Zahlungsmittel überflüssig zu machen und so der Krise zu begegnen.

„Spätestens seit dem dritten Memorandum gibt es keine Entscheidung der Regierung mehr, die nicht zuvor über Schreibtische in Brüssel geht. Öffentliche Grundstücke und Unternehmen werden von dort aus verwaltet. Griechenland ist eine Kolonie geworden. Diese Regierung ist schlechter als eine neoliberale, weil sie die Hoffnungen vieler Menschen zerstört und Misstrauen geschaffen hat. Die Regierung muss sich Brüssel endlich widersetzen, sonst macht sie uns zu Sklaven. Die Bevölkerung wird künftig schwer zu mobilisieren sein. Wir Graswurzelinitiativen setzen nun auf Gruppen mit flachen Hierarchien und breiter Mitbestimmung. Nur so ist noch etwas zu erreichen. “ (Filippos Polatsidis in JUNGE WELT vom 12.9.2016)

Zuschauer

40 Besucher waren ins Allerweltshaus gekommen, eine Sammlung zur Unterstützung der Arbeit von Per’volarides ergab 272 €. Weitere 125 € zur Anschaffung von Bienenkörben werden der Initiative Ende Oktober in Thessaloniki übergeben.

Über die Arbeit von Per’volarides:

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