Rede von Manolis Glezos am 2. Mai 2015 in Hamburg

Rede von Manolis Glezos am 2. Mai 2015 in Hamburg

Am 2. Mai trat Manolis Glezos dann auf einer Veranstaltung im Festsaal des Hamburger Rathauses auf. Veranstalter waren die Linksfraktion im Europäischen Parlament und die Hamburgische Ratsfraktion der Partei DIE LINKE mit Unterstützung der GEW, ver.di FB 08, ver.di-jugend, der VVN-Bund der Antifaschisten, des Ausschwitz-Komites und des Arbeitskreises Distomo. Thema der Veranstaltung waren die offenen deutschen Reparationsschulden und Zwangsanleihen gegenüber Griechenland.

„Die deutschen Kriegsschulden sind noch nicht beglichen!“ Das ist die Kernbotschaft der leidenschaftlichen Rede von Manolis Glezos im hanseatischen Rathaus. „Es geht um Gerechtigkeit, nicht um Rache.“ Das sei nicht nur für ihn „eine ethische Frage, sondern eine Frage der Wiederherstellung des Rechts.“ Laut griechischem Rechnungshof stehen 278,7 Milliarden Euro an Entschädigungszahlungen Deutschlands für die in Griechenland während des Zweiten Weltkriegs begangenen Nazi-Verbrechen noch aus. Doch deutsche Regierungen haben bisher jeden Vorstoß auf Entschädigung Griechenlands abgeblockt.

Auf der Veranstaltung wurde gemeinsam mit Manolis Glezos über die historische Verantwortung Deutschlands, über Reparationszahlungen und einen konstruktiven Ausweg aus der Krise Griechenlands und Europas diskutiert. Diskussionsteilnehmer waren Rolf Becker (Schauspieler und gewerkschaftlicher Griechenlandaktivist), Martin Klingner (AK Distomo), Ulla Jelpke (MdB DIE LINKE) und Martin Dolzer (Bürger- schaftsabgeordneter DIE LINKE).

In einem Diskussionsbeitrag forderte der Historiker Karl Heinz Roth für erlittenes NS-Unrecht einen abschließenden Reparationsvertrag, der den 2+4-Vertrag nachträglich ergänzt. Roth plädiert für „eine Art Schlussakte, in der noch einmal alles auf den Tisch kommt und in der eine Bilanz der deutschen Besatzungs- und Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg gezogen wird“. Auf dieser Basis könnten dann die Ansprüche der noch nicht entschädigten Angehörigen und überlebenden Opfer befriedigt und die ausstehenden Reparationsleistungen geklärt werden. Was er in den Akten der deutschen Außenpolitik gelesen habe, die sich mit dem Thema Entschädigung befassen, habe ihn „bestürzt: Wie extrem arrogant und herablassend mit den Forderungen aus Athen umgegangen wurde! Es gab ein paar Brosamen vom deutschen Herrentisch in den 1950er und 1960er Jahren – aber letztlich wurden die Griechen immer auf den Sankt Nimmerleinstag vertröstet.“

In seinem Schlusswort rief Manolis Glezos die Anwesenden auf, den Kampf um die finanzielle Begleichung der Reparationen für Griechenland entschlossen zu führen. Er habe diesen Kampf seit 1945 geführt. Und seine Überzeugung bleibt: „Kein Kampf ist vergeblich!“

Text: gst (http://kommunisten.de)

 

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